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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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allem aber haben sie sich kulturell verändert. Während früher ein weißer Mann im Anzug die Nachrichten vorgetragen hat, sind heute im Fernsehen auch schwarze oder asiatische Gesichter zu sehen, oft Frauen, und gelegentlich sogar offen schwul oder lesbisch lebende Moderatoren.
    Aber während CNN und die ›Times‹ bunter geworden sind, hat sich eine konservative mediale Gegenbewegung gebildet. Und die stützt sich auf drei Säulen: erstens Talkradio, das hauptsächlich von Autofahrern auf dem Weg zur Arbeit gehört wird, zweitens Nachrichtenaggregatoren im Internet und drittens die News Corporation, das Medienimperium von Rupert Murdoch, und dessen wichtigstes Organ, der Nachrichtensender Fox News.
    Der unangefochtene König des Talkradio ist Rush Limbaugh, der erfolgreichste Radiotalker der USA.   Der 5 9-jährige frühere Discjockey sitzt in Palm Beach, Florida. Seine dreistündige tägliche Sendung wird von 600   Radiostationen übertragen, er hat zwanzig Millionen Hörer. Und er nimmt kein Blatt vor den Mund. Er sang das Spottlied ›Barack, the Magic Negro‹. Er machte sich über den Schauspieler Michael J.   Fox wegen dessen Parkinson-Erkrankung lustig. Er verglich die Präsidententochter Chelsea Clinton mit einem Hund und verteidigte die Folter im Gefängnis von Abu Ghraib mit den Worten, Soldaten müssten auch mal Spaß haben dürfen. Feministinnen nennt er »Feminazis«. Und er schlug vor, der afroamerikanische Dachverband NAACP (National Association for the Advancement ofColored People) solle seinen Mitgliedern beibringen, wie man Raubüberfälle auf Schnapsläden begeht.
    Limbaugh, der in Missouri geboren wurde, in einer fast weißen Stadt, die im Bürgerkrieg aufseiten der Konföderierten kämpfte, ist ein klassischer Südstaaten-Konservativer, der noch mit der Rassentrennung aufwuchs. Damit schaffte er es nach ganz oben. »Limbaugh ist heute die einflussreichste Stimme der konservativen Bewegung«, sagt Erikka Sigrid Knuti von der medienkritischen Organisation Media Matters for America. »Sogar Ronald Reagan hat sich bei ihm bereits für die Wahlhilfe bedankt.« Limbaugh steht weiter rechts als George W.   Bush   – so forderte er seine Hörer auf, gegen dessen zu laxe Einwanderungsgesetze zu protestieren.
    Aber Limbaugh ist nicht der Schrillste unter den konservativen Ikonen, das ist Ann Coulter, eine überschlanke Blondine, die Liberale in einem knappen Dutzend Büchern als gottlos, dämonisch und dumm beschrieben hat und die oft in Limbaughs Radioshow auftritt. Zum ›New York Observer‹ sagte sie einmal, der einzige Fehler, den Timothy McVeigh begangen habe, war, dass er nicht das ›New York Times‹-Gebäude gesprengt habe. Der Rechtsradikale McVeigh hatte in Oklahoma City 1996 ein Regierungsgebäude und einen Kindergarten in die Luft gejagt; 166   Menschen starben. Er wurde gefasst und in Terre Haute, Indiana, hingerichtet. Wenig später brannten Neonazis das Holocaust-Museum der Stadt nieder und sprühten »Remember Timmy McVeigh« an die Ruine. Später befragt, ob sie ihr Zitat nicht bereue, sagte Coulter: »Ich hätte ergänzen sollen: ›gesprengt, nachdem alle das Gebäude verlassen haben, außer den Redakteuren und den Reportern der Times‹.«
    Nach dem Anschlag auf das World Trade Center forderte Coulter, die USA sollten in die »Länder der Moslems einmarschieren, deren Führer umbringen und die Menschen zum Christentum bekehren«. Sie findet es auch richtig, Moslems das Fliegen zu verbieten, stattdessen, meinte sie, könnten die doch fliegende Teppiche nutzen. Ärger bekam sie aber erst, als sie im Fernsehen sagte, Juden sollten zum Christentum konvertieren,um »perfekt« zu werden. Daraufhin wurde sie von der Anti-Defamation League, dem National Jewish Democratic Council und dem America Jewish Committee kritisiert und wurde vorübergehend ein ganz klein wenig stiller.
    Gegen Coulter ist der Pionier des konservativen Internetjournalismus nachgerade sanft, zumindest auf den ersten Blick: Matt Drudge, ein gebürtiger Washingtoner, der bei seiner Mutter aufwuchs, einer liberalen intellektuellen Jüdin, die für Ted Kennedy arbeitete. Noch heute kommt er mit Frauen besser aus als mit Männern; und obwohl sein politisches Vorbild Ron Paul ist, verehrt er heimlich Hillary Clinton, allerdings auch Coulter. Manche halten den Südstaatler mit den braunen Augen für schwul, er streitet das ab. Drudge   – so beschreibt es das ›New York Magazine‹   – war ein schwieriger

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