Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
Vom Netzwerk:
Bush letztlich den Wahlsieg brachte.
    Auch danach hielt Fox dem Präsidenten die Treue: Als eine Senatskommission die Hintergründe von 9   -   11 untersuchte, sandte Ailes’ Stellvertreter ein Memo an alle Reporter, den Anschlag auf das World Trade Center nicht durch unbotmäßige Fragen zu entweihen. Die Bush-Regierung erwiderte die Liebe: Die Federal Communications Commission (FCC) blockierte den Verkauf des Satellitensenders DirectTV an einen Murdoch-Konkurrenten, sodass News Corp die Firma billig erwerben konnte. Es versteht sich, dass Fox News Obama als »muslimisch-marxistischen Black Panther aus Kenia« darstellen, dessen Gesundheitsreform Abtreibungen und die ärztliche Behandlung illegaler Immigranten finanziere. Klartext schreiben dann die Leserkommentare auf FoxNews. com, die Obamas Blackberry »Niggerberry« nennen. Damit schaffte der Sender einen Jahresgewinn von 800   Millionen Dollar, eine Reichweitevon hundert Millionen Zuschauern und eine höhere Sehbeteiligung als CNN, obwohl er nur ein Drittel der Belegschaft hat.
    Ailes bedient alle Flügel der Konservativen. Moderator auf dem Prime-Time-Platz um acht ist Bill O’Reilly, ein Ultrakonservativer, der die Paläocons, die
Paleoconservatives
, repräsentiert, Republikaner alter Schule wie Pat Buchanan, die oft Isolationisten sind. Die Libertären können sich bei John Stossel und Lou Dobbs auf Fox Business wiederfinden. Für die Neocons, deren Flaggschiff Murdochs ›Weekly Standard‹ ist, treten Fred Barnes und William Kristol auf. Für den unpolitischen Zapper gibt es ›Fox & Friends‹ mit zwei oder drei auswechselbaren Blondinen.
    Die Nachrichten aus Washington werden von Sean Hannity präsentiert, einem klassischen republikanischen Funktionär, mit dem auch die RINOs können. Aber die Tea Party wurde lange besonders umsorgt. Ihre wichtigste Stimme, Glenn Beck, hatte nicht nur einen zweistündigen Sendeplatz, wo Sarah Palin regelmäßig auftrat; der Sender rief sogar zu »Fox Network Tax Day Tea Parties« auf und animierte die Zuschauer dazu, nach Washington zu den Tea-Party-Rallys zu fahren. Beck allerdings, Shootingstar und Liebling der Tea Party, hat sich bei Fox News selbst ins Aus manövriert. Beck, den Ailes von CNN abwarb, wirkt wie eine Parodie auf eine ›Akte X‹-Figur, wenn er, augenrollend und händewedelnd, auf eine Tafel malt und vor der unmittelbar bevorstehenden Machtübernahme durch die Kommunisten warnt. Schuld daran sind laut Beck »die Rockefellers«, »die Rothschilds«, »die Bilderberger«, »die Wall Street« und »die ›New York Times‹«, kurz: eine »internationale Weltverschwörung von Bankern und marxistischen Journalisten«. Vor allem warnt Beck vor George Soros, der im Alter sein Herz für die Linke entdeckt hat. Beck stellte Soros, der sich als 1 4-jähriger jüdischer Junge im faschistischen Ungarn vor den Nazis verstecken musste, als »Drahtzieher« und »Puppenspieler« dar, der eine Weltregierung wolle. Schließlich widmete Beck dem Feind eine dreistündige Sendung, in der er schwarzweiße Bilder aus dem europäischen Stetl mit entstellten Soros-Zitaten aneinanderschnitt;dies gipfelte darin, dass er Soros vorwarf, »Juden in die Gaskammer« geführt zu haben. Und dabei blieb es nicht: Beck pries auch das 1934 erschienene Buch ›Red Network‹ der Autorin Elizabeth Dilling, die den Kommunismus als Teil der jüdischen Weltverschwörung sieht, von der die USA unterwandert seien. Nach dem Krieg sagte sie, Roosevelt, Eisenhower und der Koreakriegsgeneral Douglas McArthur seien Juden. Sie beschimpfte John F.   Kennedy, weil er Staatsanleihen für Israel ausgegeben hatte, und behauptete, er sei nur von Juden, Schwarzen und Kommunisten gewählt worden.
    Das Maß war voll, als Beck im Fernsehen eine Liste von neun Leuten vorstellte, die für die »großen Lügen des 20.   Jahrhunderts« verantwortlich seien, darunter acht jüdischen Glaubens, wie Sigmund Freud, dessen Neffe Edward Bernays   – der Vater der modernen PR   –, der Gewerkschaftler Andy Stern, der Journalist Walter Lippmann und natürlich Soros, nicht aber Joseph Goebbels. »Ist ihm niemand anderer eingefallen, der im 20.   Jahrhundert die ›großen Lügen‹ verbreitet hat?«, fragte M.   J.   Rosenberg von der linken Israellobby J Street spitz. Beck parierte die Kritik damit, dass er israelfreundlich und mithin unverdächtig sei. Das half ihm lange, aber nicht ewig. Warum Murdoch den Vertrag auflöste, weiß keiner so genau, womöglich

Weitere Kostenlose Bücher