Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
geheime Operationen – man könnte auch sagen: Verschwörungen – unter Beteiligung von staatlichen Institutionen gegeben, die allesamt eines Oliver-Stone-Filmes würdig wären: Dazu zählen die Edgewood Arsenal Experiments alias »Project 112«, wo die CIA chemische und biologische Waffen an GIs testete, oder MKULTRA, Experimente zur Bewusstseinskontrolle mittels Drogen wie LSD; die Operation Paperclip (als der U S-Militärgeheimdienst Nazi-Wissenschaftler in die USA holte), die Operation Northwoods (eine Serie von terroristischen Anschlägen, die Kuba in die Schuhe geschoben werden sollten, was aber am Veto des Präsidenten scheiterte) oder neuere Verschwörungen wie Watergate (der Einbruch von Republikanern in das Wahlkampfquartier der Demokraten) und Iran-Contra (der Verkauf von Waffen an die iranischen Mullahs, um die Contras in Nicaragua zu finanzieren).
Selbstredend sind auch Think-Tanks und informelle Zirkel wie der Council on Foreign Relations, die Trilateral Commission und die Bilderberger einflussreich. Das kritisieren Rechte und Linke. Aber natürlich treffen sich deren Mitglieder nicht dauernd in Geheimlogen und befehlen dem Präsidenten gemeinsam, was er als Nächstes zu tun hat. Vor allem aber geht es den Rechten, die diese Vereine für die Drahtzieher hinter der Weltverschwörung halten, sowieso nicht um Demokratie und Transparenz. Sie haben keine Probleme mit konservativen Vereinen, die ihre Tentakel überallhin ausstrecken. Es geht ihnen um die Ablehnung all dessen, was »unamerikanisch« ist. Sie warnen vor der
New World Order
, weil dann, so glauben sie, die Vereinten Nationen – »Ausländer« also, »Dunkelhäutige, Moslems und Asiaten« – versuchen werden, die USA zu dominieren. (Auch hierin ist eine gewisse Parallele zu den Nationalsozialisten zu sehen: Das Dritte Reich ist 1933 aus der Vorgängerorganisation,der League of Nations, ausgetreten.) Eigentlich ist das eine erstaunliche Phantasie, sind es doch die USA, die ihre Truppen in mehr als hundert Ländern stationiert haben.
Die Birther oder Ist Obama überhaupt ein Amerikaner?
Für Menschen, die von solchen Verschwörungstheorien überzeugt sind, kulminiert in Obama alles, was sie ablehnen: Er ist ein schwarzer, »elitärer«, »städtischer« Präsident mit einem kenianisch-moslemischen Vater, der angeblich Kontakte zu »radikalen Linken« hat, wie dem Anti-Vietnam-Aktivisten Bill Ayers, einer, der Rapper ins Weiße Haus einlädt und eine Kirche besucht, deren Pfarrer sagte, 9 / 11 sei das Resultat amerikanischer Außenpolitik. Oder, wie es ein anonymer Blogger ausdrückte, Obama ist ein »illegales, ausländisches, muslimisches, kommunistisches, drogensüchtiges, schwules Arschloch«, das »nach Hause nach Afrika« gehen solle, mitsamt seinem »Hausschwein Michelle«. Dies ist nicht nur der klassische Rassismus gegen Afroamerikaner. Gerade die Tatsache, dass Obama belesen, beredt, erfolgreich und elitär wirkt, macht Rednecks so misstrauisch. »Es geht um die in 400 Jahren zementierten Annahmen über den Charakter und die Fähigkeiten des amerikanischen Negers, um den Glauben, dass der Präsident, der dem nicht entspricht, ein Fremder sein muss von Geburt«, schrieb Charles Blow in der ›New York Times‹. Aus Obamas »Fremdheit« leiten manche Rechte her, dass Obama gar keine Geburtsurkunde hat oder nur eine gefälschte, weil er in Wirklichkeit in Kenia geboren sei. Daher auch der Name dieser Gruppierung: »Birther«. Eine Steigerung der Verschwörungstheorie lautet so, dass Obama mit einer gefälschten Sozialversicherungsnummer Präsident wurde. Oder aber – die höchste Stufe – dass er eine Art
manchurian candidate
ist, nach dem gleichnamigen Film, ein Präsident, der vom Ausland aus ferngesteuert wird.
An der Spitze der Birther steht Orly Taitz, eine wasserstoffblonde Juristin, Immobilienmaklerin und Zahnärztin aus derSowjetunion, die über Israel in die USA immigriert ist und nun in Kalifornien lebt. Ihre Lebensaufgabe sei es zu verhindern, dass die USA den gleichen Weg gehen wie ihre frühere Heimat, sagte sie bei einem Interview der rechten Website ›WorldNetDaily‹ (WND). Taitz glaubte schon vor der Wahl, Obama habe nicht das Recht, Präsident zu werden, weil er keine gültige Geburtsurkunde vorgelegt habe. Aber auf ihre Briefe an die kalifornische Staatsregierung und das Weiße Haus bekam sie keine zufriedenstellende Antwort. So fing sie an, Getreue um sich zu scharen, die auf Websites,
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