Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
in Leserbriefen und auf politischen Treffen immer lauter nach der Geburtsurkunde fragten. Als das nichts nützte, reichte sie mehrere Klagen ein, in Sacramento und in Washington beim Supreme Court, die aber alle abgelehnt wurden. Nun fing sie an, einzelnen Verfassungsrichtern aufzulauern und ihnen Petitionen zu überreichen. »Ich fühle mich wie in der Sowjetunion, wie in einem totalitären Regime«, sagte sie zu WND. Aber sie werde recht bekommen, und dann werde Obama seines Amtes enthoben, für seine Verbrechen vor Gericht gestellt, die Wahlen würden annulliert und alle unter Obama verabschiedeten Gesetze würden null und nichtig.
Ein verdammtes Genie auf der härtesten Insel der Welt
Der schwarze Helikopter fliegt über die Hochhäuser von Manhattan und den Long Island Sound, bis er sich auf eine Betonplattform senkt. Die Sonne gleißt und dem Helikopter entsteigt Donald Trump, mit grimmem, wenngleich selbstzufriedenem Blick. Die Haare stehen ab – trägt er nun ein Toupet oder nicht? T V-Kameras und Reporter erwarten ihn schon, denn »The Donald« präsentiert an diesem Apriltag etwas Wichtiges: Obamas Geburtsurkunde!
Nicht, dass er die Geburtsurkunde dabeihätte, aber er hat Obama in den letzten Wochen so lange genervt, bis der Präsident versprochen hat, sie öffentlich vorzulegen. Zum zweiten Mal. Seit der Wahl steht sie im Internet, aber die Birther verlangten,die »lange Form« zu sehen, eine ausführlichere Version. Die Urkunde, die Obama nun im April 2011 vorlegt, ist zwar auch nicht länger, eigentlich sogar kürzer und im Prinzip unterscheidet sie sich auch nicht von der bereits bekannten, aber die Reporter sammeln sich um Trump, als sei er der Messias. Oder der Antichrist. Obama ist tatsächlich auf Hawaii geboren! Nicht, dass es darauf ankommt, schließlich ist jedes Kind, das von einer amerikanischen Mutter geboren wurde, egal wo, Amerikaner und damit berechtigt, Präsident zu werden. Goldwater etwa kam in Arizona zur Welt, als der Staat noch indianisches Territorium war. Aber dieses Detail ging im Eifer des Gefechts verloren. Auch hatte Trump noch vor ein paar Wochen behauptet, er habe private Ermittler nach Hawaii geschickt, die ganz Unglaubliches entdeckt hätten. Fragen danach ignoriert er nun.
»Ich bin sehr stolz auf mich, weil ich etwas erreicht habe, das sonst niemand geschafft hat«, sagt Trump. »Es ist wirklich eine Ehre für mich, eine so große Rolle dabei gespielt zu haben, dass wir über diese Geburtsurkunde nicht mehr reden müssen.« Trump ist auf dem Weg nach New Hampshire, wo die erste Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten stattfinden wird. Er will schon mal vorbeischauen und einen guten Eindruck machen. Und das tut er, auf seine Art. Er fragt Gäste in einem Restaurant, ob sie schon von seinem Fund gehört haben; die gleiche Frage stellt er auch Republikanern bei einem Lunch, bei dem Spenden gesammelt werden – und Arbeitern in einer Fabrik, die er besucht.
Schon im Jahr 1988 dachte Trump das erste Mal laut darüber nach, dass er Präsident werden wolle, aber er kandidierte nie. Trump, der Enkel von Immigranten aus Rheinland-Pfalz, ist der ewige Beinahe-Kandidat, mehr noch als Ralph Nader oder Lyndon LaRouche, die es wenigstens ernst meinen. Trump aber machte immer einen Rückzieher, bevor er in die Verlegenheit kam, eigenes Geld ausgeben zu müssen. Auch unter George W. Bush flirtete er mit der Präsidentschaft und sagte, Bush sei der schlechteste Präsident aller Zeiten. Sein vorerst letzter Versuch begann mit seinem Geburtsurkunden-Coup. Damit gelangte erin Umfragen unter den Tea-Party-Sympathisanten an die Spitze, obwohl er für alles steht, was die nicht mögen.
New York City, Trumps Heimatstadt, wird von FIRE (Finance, Insurance, Real Estate) regiert, von der Wall Street, den Versicherungen und den Immobilienhaien – von Leuten, die sich in Clubs treffen, im Rathaus ein und aus gehen, den Politikern Karten für den Broadway besorgen und Tickets für die Yankees. Zu denen zählt Donald Trump. Er wird von David Rockefeller zu Feierlichkeiten eingeladen, geht zu Galas im Metropolitan Museum of Art, wo er Vogue-Chefin Anna Wintour die Hand küsst. Er besitzt Hochhäuser an der Wall Street, am Central Park und realisierte zusammen mit chinesischen Investoren »Riverside South«, das größte Neubauprojekt nach dem World Trade Center, er besitzt Casinos in Atlantic City und Eigentumswohnanlagen in Florida; kurz: Er ist ein New Yorker
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