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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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schon wieder eine Klage eingereicht, um die wirklich ganz echte Geburtsurkunde von Obama zu sehen, diesmal auf Hawaii.
    Mit Glockenläuten und Schüssen gegen das Establishment
    Sarah Palin zwinkert in die Kamera, das braune Haar hochgebunden. Es geht um ihre Qualifikation als Außenpolitikerin. »Ich«, sagt sie, »kann Russland von meinem Haus aus sehen!« Nein, das ist gar nicht Palin, das ist Tina Fey, der ›Saturday Night Live‹-Star, der Palin zum Verwechseln ähnlich sieht. Praktisch sofort, nachdem Palin ins Rampenlicht getreten war, wurde sie zur Zielscheibe der Medien, und das nicht ohne Grund: Sie wusste auf Fragen von T V-Journalisten nicht, welche Zeitungen sie las; sie »begnadigte« vor laufender Kamera einen Thanksgiving-Truthahn, während direkt hinter ihr Truthähne geschlachtet wurden; sie fiel auf einen falschen Nicolas Sarkozy am Telefon herein, hinter dem sich ein kanadischer Komiker verbarg. Und als ihre unverheiratete Tochter Bristol mit siebzehn, mitten im Wahlkampf, schwanger wurde, warf man der treuen KirchgängerinHeuchelei vor. Sarah Palin fing an, die Presse zu hassen. Und da sie sehr dünnhäutig ist und nachtragend, blieb der Hass.
    McCain verlor die Wahl, und Palin warf ihren Posten als Gouverneurin hin. Es machte ihr keinen Spaß mehr, denn die Demokraten in Alaska behandelten sie nun als politische Gegnerin und nicht mehr als die fröhliche Schönheitskönigin von nebenan. Manche Republikaner gaben ihr die Schuld am McCain-Debakel, andere hofften, nun seien wenigstens ihre »15   Minuten Ruhm« vorbei. Aber sie war weiterhin beliebt. Sie konnte sich als Opfer der »liberalen, elitären Medien« darstellen, die sie attackierten, weil sie ein Mädchen vom Lande sei. Und auch von den Republikanern, die sie zur »Ostküstenelite« rechnet, grenzt sie sich ab. So unterstützte sie im New Yorker Wahlkampf Doug Hoffman, den Kandidaten der Conservative Party, und rief ihre Anhänger auf, Geld für Hoffman zu spenden. Sein politischer Gegenspieler, ein etablierter Republikaner, sei ihr zu nah dran am »Washingtoner Establishment«, sagte sie.
    Ihren Freunden aber steht sie zur Seite; unter anderem mithilfe ihres
Political action committees SarahPAC
. 2010 hat sie damit fast eine Million Dollar eingenommen und sogar 1,7   Millionen Dollar in der ersten Hälfte des Jahres 2011.   Mit dem Geld engagierte sie die P R-Firma Orion Strategies von Randy Scheunemann, McCains außenpolitischem Berater. Zu den politischen Freunden, die Geld aus dem SarahPAC bekamen, zählen Rand Paul in Kentucky, Pat Toomey in Pennsylvania und Carly Fiorina in Kalifornien. Auch Christine O’Donnell, die Senatorin von Delaware werden wollte und die einmal gefordert hatte, Masturbation zu verbieten, hatte Palins Unterstützung. Aber O’Donnell kam durch eine alte T V-Aufnahme zu Fall, in der sie bekannte, sie habe sich einmal in »Hexerei« versucht; dass sie hinterher in einem Fernsehspot vor einer wabernden Nebelwand versicherte: »Ich bin keine Hexe«, machte es nicht besser. Nachdem die meisten der »Palin-Freunde« (außer Paul und Toomey) verloren, fing Palin an, Kandidaten zu unterstützen, die keine erklärten Tea Partier sind, wie Terry Branstad in Iowa und Kelly Ayotte in New Hampshire. »Ich denke«, sagte der WahlanalystAndy Smith der ›New York Times‹, »sie will Gewinner unterstützen, die ihr später mal helfen können.«
    Auf ihrer »One Nation«-Bustour besucht Palin auch Boston. Dort erzählt sie Reportern, Paul Revere, ein Held des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs, habe 1775 die Briten gewarnt: »Er warnte die Briten davor, uns unsere Waffen wegzunehmen, indem er Glocken läutete, durch die Stadt ritt und Warnschüsse feuerte.« Und um es zu verdeutlichen, betont sie gleich noch einmal: »Ihr Briten werdet uns nicht unsere amerikanischen Waffen wegnehmen und auch nicht unsere gut bewaffneten Personen, individuelle private Milizen, besiegen.« Nun hat Paul Revere keineswegs die Briten gewarnt. Auf seinem berühmten Ritt hatte er vielmehr die amerikanischen Revolutionsführer Samuel Adams und John Hancock in Massachusetts gewarnt, dass die Briten anrückten (die Sache mit den Glocken und den Schüssen wurde später hinzugedichtet). Palin aber geht es gar nicht um Geschichte. Sie will Reveres Worte so uminterpretieren, als habe sich der revolutionäre Kurier für den zweiten Zusatzartikel zur Verfassung eingesetzt, in dem es heißt: »Da eine wohlorganisierte Miliz für die Sicherheit eines

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