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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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Stufen des State Capitol in Montgomery, dort, wo Jefferson Davis, der erste und einzige Konföderierten-Präsident, 102   Jahre zuvor vereidigt worden war.
    Wallace beließ es nicht bei Worten: Er stellte sich selbst vor das Tor der University of Alabama und vor Schulen, um schwarzen Kindern den Eintritt zu verwehren, bis er von
Federal Marshalls
abgeführt wurde. Er hielt Martin Luther King für einen Kommunisten und John F.   Kennedy, den jungen katholischen Präsidenten, der die Bürgerrechtsbewegung unterstützte, für einen Verräter. Er hatte sogar vor, Kennedy als Präsidentschaftskandidat herauszufordern, für die Demokraten. Aber dazu kam es nicht. Kurz nach dem Brandanschlag von Birmingham wurde Kennedy in Dallas erschossen. Das Land stand unter Schock, und die Rassisten der Südstaaten, die Kennedy bekämpft hatten, wurden nun vorübergehend stiller.
    Ein dreiviertel Jahr später, im Juli, wurde der
Civil Rights Act of 1964
verabschiedet, der die Rassentrennung aufhob und verbot, Schwarze als Wähler zu diskriminieren. Es war ein harter Kampf gewesen: 18 demokratische und ein republikanischer Senator hatten 54   Tage lang gegen das Gesetz »filibustert«   – was hieß, sie hielten ununterbrochen Reden, um eine Abstimmung zu verhindern. Am heftigsten kämpfte Strom Thurmond dagegen, der sagte, die Aufhebung der Rassentrennung verstoße gegen die Verfassung der USA.   Thurmond war ein damals noch demokratischer Senator aus Colorado, später wurde er Republikaner. Nach seinem Tod im Jahr 2003 stellte sich heraus, dass er eine uneheliche Tochter mit dem schwarzen Dienstmädchen seiner Eltern hatte. Aber letztlich konnte Kennedys Nachfolger Lyndon B.   Johnson den
Civil Rights Act
unterzeichnen.
    In den sechziger Jahren wandelten sich die Demokraten. Viele Dixiecrats, die für Rassentrennung kämpften, liefen zu den Republikanern über   – was die Democratic Party zu der liberalen großstädtischen Partei werden ließ, als die sie heute bekannt ist. Aber auch die Republikaner änderten ihren Kurs: Sie sahen die Umwälzung bei den Demokraten als Chance, im Süden Land zu gewinnen. 1964, als Lyndon B.   Johnson für die Wiederwahl kandidierte, stellte die GOP einen Gegenkandidaten auf, der für die Rassentrennung eintrat und der, so hoffte man, im Süden Stimmen sammeln konnte: Barry Goldwater aus Arizona. Goldwater führte einen Wahlkampf gegen den
Civil Rights Act
; nicht, weil er Rassist war   – in Arizona gab es damals ohnehin kaum Schwarze   –, sondern weil er glaubte, dass Washington damitdie
states’ rights
aushebeln würde. So brachte er erstmals seit dem Bürgerkrieg die Südstaaten wieder in das Lager der Republikaner.
    Aber Präsident wurde Goldwater nicht, denn Johnson manövrierte ihn aus: Johnson stellte Goldwater in der T V-Werbekampagne , die im Norden ausgestrahlt wurde, als Ku-Klux-Klan-Anhänger dar, während er ihn in der Wahlwerbung im Süden als Wendehals porträtierte, der sich erst für, dann gegen die
desegregation
gestellt habe, als er in den Wahlkampf zog. Obwohl Goldwater von führenden Konservativen unterstützt wurde, gelang Johnson ein Erdrutschsieg.
    Die Kämpfe um die Rassentrennung waren aber noch lange nicht zu Ende. Viele weiße Politiker in den Südstaaten weigerten sich, den
Civil Rights Act of 1964
umzusetzen, der Widerstand der Schwarzen wurde gewalttätig und mischte sich mit den Protesten gegen den Vietnamkrieg. Städte wie Newark und Detroit oder Watts, das Ghetto von Los Angeles, brannten. Radikalere Gruppen wie die Black Panther und die Nation of Islam versuchten, die politische Macht an sich zu reißen. Letztere hatte einen Führer vorzuweisen, der so bekannt war wie Martin Luther King: Malcolm X.   Er wurde 1965 erschossen   – von seinen eigenen Anhängern. Als King 1968 in Memphis ermordet wurde, brachen Aufstände in mehr als hundert Städten aus, darunter Chicago, Baltimore und Washington. Sie dauerten tagelang an. Wenige Wochen später fiel auch Robert F.   Kennedy einem Attentat zum Opfer   – nur knapp fünf Jahre nach seinem Bruder John F.   Kennedy.
    Einer aber gab nicht auf: George Wallace. Er verließ die Demokraten, um 1968 für die American Independent Party als Präsident zu kandidieren, eine neue rechte Partei, die eigens für ihn gegründet wurde und die sich später in mehrere kleine Parteien zersplitterte. Das blieb erfolglos. Aber nach einer extrem rassistischen Kampagne wurde er als Gouverneur von Alabama wiedergewählt.

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