Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
gewöhnte er sich an die Dunkelheit.
Schmerz pochte in seinem Bein. Er griff an die betroffene Stelle. Er blutete. Doch er war nicht tödlich verwundet. Eine plötzliche Ruhelosigkeit stiftete ihn dazu an, seine Sinne einzusetzen, um herauszufinden, wo er war. Er hatte den Eindruck, die Zeit lief ihm davon. Weswegen? Ein Blitz erhellte die Kammer. Der Heizungsraum. Halluzinogen, Beruhigungsmittel. Josy.
Stocksteif richtete er sich auf. Augenblicklich begannen seine Emotionen Amok zu laufen, brachten ihn derart in Aufruhr, dass roter Nebel in seinen Kopf schoss. Instinkt trat Objektivität nieder, übernahm die Kontrolle über sein Handeln. Der Raum seiner Wahrnehmung galt nun ausschließlich einem Menschen. Die Erde begann zu vibrieren.
Mit einem Brüllen feuerte er seine Konzentration gegen die Tür, die prompt aus ihren Angeln geschleudert wurde. Fünf langeSchritte, dann musste die nächste Tür dran glauben. Mit ihr riss er Gestein aus der Mauer und stürmte wie der Teufel persönlich durch das Loch, das er gerissen hatte. Trümmer fielen hinter ihm zu Boden. Steinchen rieselten nieder. Staub waberte um ihn herum.
Da lag sie.
Gefesselt auf einem Tisch. Eine Gestalt stand neben ihr, schützte sich vor dem Ausmaß von Wills Tobsuchtsanfall. Da erfasste Will auch schon das Messer, das in der Hand des Mannes steckte, und erkannte die Bedrohung, die davon ausging. Mit einer fließenden Kopfbewegung setzte er einen telekinetischen Hieb ein, der den Mann gegen die Wand schmetterte. In der Wand entstanden Risse. Ein Knacken war zu hören, dann fiel die reglose Gestalt zu Boden.
Mit einem Satz war er bei Josy. Schützend legte er seinen Oberkörper über ihren und redete auf sie ein, während er ihr fortwährend über die Wange strich.
„Will …“
Er war hier. Alles war gut. Sie lebte. Sie war bei Bewusstsein.
„Will …“
War sie verletzt? Er betaste ihr Gesicht. Kratzer. Viele Kratzer. Schon wieder glühte Jähzorn in ihm auf.
„Will …“
Er hörte seinen Namen, wie ein Wispern des Windes. Sie war verletzt. Schnitte an ihrem Arm. Eine Schusswunde an ihrer Wade. Oh Götter, er würde denjenigen töten, der das verschuldet hatte. Er würde ihm das Herz herausreißen, würde …
„Will!“
Aber nun wollte er sie nur betrachten. Sie lebte. Gott sei Dank. Er hätte seine Seele gegen ihre eingetauscht, wenn … Er wollte den Teufel nicht heraufbeschwören.
„Schau mich an“, forderte die lieblichste aller Stimmen.
Er war im Himmel. Wie gut es tat, sie zu hören. Er betrachtete ihr Gesicht. Strich ihr über die schönen Rundungen ihrer Lippen.
Sie biss ihn.
„William, komm sofort runter. Du machst mir Angst!“
Ihre Worte sickerten durch sein verschleiertes Urteilsvermögen. Josys Augen flehten ihn an. Sie hatte Angst? Vor ihm? Wie lächerlich. Niemals hätte er ihr auch nur ein Haar gekrümmt.
Eine gellende Explosion erschütterte das Haus. Dann eine zweite.
Stille.
Erst jetzt nahm er ein Wimmern wahr. Abrupt sah er auf, ohne Josy seinem Schutz zu entziehen. Eine Frau lag auf einem Tisch, keine zwei Meter entfernt. Bernadette? Sein Hirn war sich unschlüssig. Aber ja, so könnte sie heißen.
„Mein Kopf … Ah, Scheiße.“
Will drehte sich um. Ein anderer Mann versuchte, sich in der Ecke hochzuhieven. Als er stand, schwankte er auf ihn und Josy zu.
„Stopp“, befahl Will eisern. Er klang gefährlich, selbst in seinen Ohren. Doch das spielte keine Rolle. Der Mann blieb sofort stehen und sah ihn alarmiert an.
„Will … Was ist … Jo!“ Er ging weiter schwankend auf Josy zu, wollte sie berühren.
Will griff an.
„William“, schrie Josy.
Ihre Stimme lähmte seine Muskeln. Er blieb stehen und versuchte, sich zu sortieren. Was war nur mit ihm los? Zum Kuckuck! Er schüttelte sich, wie es wohl ein nasser Hund tun würde. Er wusste nicht …
Gefahr.
Ein weiterer Schritt in Richtung des Mannes. Wills Körper aufs Äußerste gespannt.
„Will, bitte sieh mich an. Dan hat dir ein Halluzinogen injiziert …“
Er drehte sich zu ihr um.
„Komm her. Sieh mich an“, bat sie ihn noch einmal. Er tat, was sie von ihm wollte. Ihre gefesselte Hand ergriff seine. Ihre kalten Finger strichen träge über seine Haut. „Binde mich los.“
Er löste den Knoten des Seils. Dann den zweiten.
„Pat, hilf Bernadette.“
Der Mann kam Josys mattem Befehl nach. Josy wirkte sehr schwach. Sie war kreidebleich und klitschnass. Will löste ihre Fußfesseln. Dann nahm er Josy in seine Arme, um sie zu
Weitere Kostenlose Bücher