Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
können und auch seine Bewegungen waren ungelenk. Das kam von dem Betäubungsmittel. Die anderen kommentierten den Fund der Leiche ebenfalls nicht weiter, sondern gingen aufgrund Wills Verletzung langsam zu Wills Auto.
Behutsam legte Ian seine Fracht auf die Rückbank des Audis. Will setzte sich zu Josy und bettete ihren Kopf auf seinem Schoß. Beim Anblick ihres verkratzten Gesichtes und ihres zerschundenen Körpers zog sich etwas in seiner Brust zusammen. Er machte sich für ihren Zustand verantwortlich und für alles andere. Für sich selbst konnte er rechtfertigen, was er getan hatte, denn er war der Überzeugung gewesen, die Situation unter Kontrolle zu haben. Schließlich war er in weit verzwickteren Fällen mit weit weniger Informationen schon nach vorne geprescht, um den Widersacher zu stellen.
Hier und heute war er aber nicht allein gewesen. Er hatte eine Entscheidung getroffen, die auch sie betraf. Ihr gegenüber hatte er sich verantwortungslos und leichtfertig verhalten, wofür sie schlussendlich hatte bezahlen müssen. Seine Selbstanklage griff nach ihm wie das Feuer seiner Illusion. Das Ergebnis seines schlecht durchdachten Handelns hatte er deutlich vor Augen. Ihr Anblick peinigte ihn schonungslos.
Jeff durchbrach die Marter von Wills Gedanken, indem er ihm eine Decke reichte, die Will über Josys kalten Leib ausbreitete.
„Ray bringt euch nach Hause. Shania und Alexa erwarten euch. Um uns braucht ihr euch nicht zu kümmern. Ein Krankenwagen ist unterwegs und Millers Leute ebenfalls. Ian und ich warten hier, bis Pat und die Frau ins Krankenhaus gebracht werden. Ich melde mich später.“
Will nickte. Die gesamte Fahrt streichelte er Josys Arme, ihr Gesicht und betete inständig, dass sie wieder ganz genesen würde, denn sonst könnte er sich niemals vergeben. Das war auch so schon fast unmöglich.
„Sie wird schon wieder“, versicherte Ray und sah über seine Schulter zurück. „Sie ist ein zähes Ding. Außerdem sagte ich bereits, dass es nicht kritisch aussieht.“
26
R
ay stellte die sterile Schale mit der gebogenen Nadel, an der ein schwarzer Faden hing, auf den Beistelltisch der Behandlungsliege. „Es wundert mich, dass du trotz des Betäubungsmittels schon wieder aufrecht sitzen kannst. Ganz zu schweigen von dem DMT. Dein Blutbild ist ein einziges Durcheinander, selbst für einen vonuns.“
Durcheinander. So in etwa konnte man auch Wills Gemütszustand beschreiben.
Seit er wusste, dass es Josy den Umständen entsprechend gut ging und Ray sie nur in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt hatte, damit sie sich schneller erholen konnte, ging es ihm besser.
„Ich werde dich jetzt ohne Betäubung nähen.“
Will nickte zum wiederholten Male. Das war ihm lieber, denn er spürte noch immer die Folgen von Dans Injektionen und konnte auf weitere Giftstoffe getrost verzichten, die ihn wieder in einen Zustand bringen konnten, der ihn unkontrollierbar machte. Auch wenn er nicht glaubte, dass diese Lokalanästhesie dies mit ihm anstellen konnte, wollte er doch auf Nummer sicher gehen.
„Josy ist ein tolles Mädchen.“ Ray setzte den ersten Stich und zog die Nadel durch Wills empfindliches Fleisch.
Schmerz überflutete ihn. Kalter Schweiß brach aus. Er lehnte sich zurück und versuchte, sich nicht zu verkrampfen, während Ray zum nächsten Stich ansetzte. Dass Josy wunderbar war, wusste Will schon lange, es war jedoch ungewohnt, solche Worte aus Rays Mund zu hören. Mit Kommentaren oder Eindrücken über andere Personen warf das Genie der Truppe äußert selten um sich.
Erneut setzte Ray zu einem Stich an. Um sich abzulenken, versuchte er sich in einem Gespräch.
„Wieso war eigentlich dieser Pat in diesem Haus?“
„Soweit ich weiß, hatte seine Begleitung ein schlechtes Gefühl und er hat diese Empfindung geteilt und sich schließlich auf seine Instinkte verlassen. Und falsch hat er nicht gelegen. Dass Dan ein wahnsinniger Irrer ist, konnte vorher keiner ahnen.“
Wie wahr. Keiner der Menschen, die Dan vertraut hatten, hätten eine abgrundtief böse Seite in ihm vermutet. Unter diesen Menschen war auch Josy, die ohnehin äußerst selten jemanden nahe an sich heranließ. Doch Dan hatte sie vertraut. Hatte ihn gemocht. Hatte ihn als Freund akzeptiert.
„Hat sich Jeff schon gemeldet?“
„Ja, vorhin. Dan ist Millers Leuten entkommen. Wenn ich dich genäht habe, fahre ich zu Dans Wohnung. Miller hat arrangiert, dass ich vor der Sonderkommission reinkomme.“
„Ich begleite
Weitere Kostenlose Bücher