Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
Josys Seite.
„Die kleine Blondine ist schlauer, als sie aussieht und der große Pat mutiger, als man glauben möchte.“
Da sie keine Verletzungen an Pat erkannte, vermutete Josy, dass Dan ihm das Betäubungsmittel verpasst hatte. Wahrscheinlich war Dans Versuchslabor mit solchen Wässerchen ausgerüstet, um sich potenzielle Ware zu beschaffen. Josy nahm an, dass er solche Maßnahmen ergreifen musste, denn seine Argumente würden wahrscheinlich nicht ziehen.
‚Was halten Sie davon, sich ihr Hirn entfernen zu lassen, um mir zu dienen? Oder: ‚Sie passen hervorragend in meine Sammlung!’ Noch besser: ‚Willkommen in Dans Horrorshow. Da vorne in der ersten Reihe wäre noch ein Platz. Beim Hinausgehen zahlen sie mit ihrem Leben’.
Josy fragte sich, wieso es im echten Leben keinen Reset-Knopf gab. Sie würde um Dan gerne einen großen Bogen machen. Dans Gesicht blickte finster auf sie herab, als seine Fingerspitzen über ihr heiles Bein nach oben strichen. Er erreichte ihren Bauch und öffnete die Verschlüsse ihrer Bluse. Sie drehte sich weg und starrte an die Wand.
„Wie weit wirst du gehen, um deine Schwester zu retten?“, flüsterte er ihr zu und küsste sie dabei auf die Wange.
Ihre Bestürzung konnte sie nicht verhehlen. „Wie bitte?“
„Du hast richtig gehört. Was bist du bereit, zu opfern, damit das Miststück am Leben bleibt? Pat? Will? Dich?“
Er wartete.
„Alle? Und ist der Preis das wirklich wert?“, wollte er wissen.
Bernadettes Nasenflügel weiteten sich. Sie wartete auf eine Antwort und blickte abwechselnd auf Pat und Josy.
Verdammt, was sollte der ganze Dreck? „Dan, du warst jahrelang ein guter Kumpel. Ich habe dir vertraut. Wo ist der Mensch nun, den ich zu kennen glaubte? Ah, richtig. Dieser Dan, mein Freund, hat nie existiert, nicht wahr? Schließlich hast du mich von hinten bis vorne verarscht und knallst mich einfach ab, wenn’s dir in den Kram passt. Dein vorgegaukelter Charakter war also nur ein schlechter Witz. So wie du wirklich bist, bist du nicht besser als dein Vater, denn du behandelst ebenfalls alle, als wären sie nur lästiger Schmutz unter deinen Schuhen und pickst dir diejenigen heraus, die dir nützlich sein könnten.“
Keine Reaktion.
„Hab ich nicht recht? Worum verhandeln wir hier noch einmal schnell? Um Menschenleben? Entscheidest du, wer leben und wer sterben muss? Wer. Bist. Du. Dan? Gott? Oder nur ein hirnverbrannter Idiot, der sich tatsächlich einbildet, dass der Zweck jedes Mittel heiligt?“
Das Licht in seinen Augen wurde schneidend. Mit seinem Messer entfernte er ihre nasskalte Bluse und warf die Fetzen zu Boden. Die Spitze der Klinge deutete auf ihre Unterarme und ummalte ihre Narben.
„Kannst du dich daran erinnern? Warum hast du das gemacht? Hm?“ Er ritzte an ihrer Haut. „Ich kann es dir sagen. Du hast dich allein und im Stich gelassen gefühlt. Und ich kenne dieses Gefühl. Wir sitzen im selben Boot. Ich kann dich verstehen. Ich kann für dich da sein. Sie kann es nicht“, sagte er mit Nachdruck und zeigte auf Bernadette. „Und Will auch nicht, denn sein Daddy hat ihm alles in den Arsch geschoben. Aber du und ich, wir wissen, was es heißt, für sich selbst einstehen zu müssen. Ich wäre dankbar gewesen, wenn jemand das für mich getan hätte, was ich für dich getan habe. Muss ich dich daran erinnern, wie du dich damals gefühlt hast?“ Die Zacken der Schneide schrammten tiefer. „Hast du dazu nichts zu sagen?“
„Ich habe angenommen, das sei ein Monolog.“
Er schnaubte wütend und schnitt tiefer in ihre Haut. Dabei hielt sie seinem Blick stand. Sie hatte sich derart in Rage geredet, dass sie außer Zorn ohnehin nichts mehr spürte. Er sollte sie ansehen, während er sie weiter verletzte. Er sollte sehen und erkennen, wer hier auf dem Tisch lag. Dass sie sich sehr wohl voneinander unterschieden. Aber genau darin lag ihr Denkfehler, denn er begriff, dass er so nicht weiterkommen würde. Er ließ von ihr ab und schlenderte zu Bernadette.
Josy hatte wenige Schwachstellen, wenige, die sie nicht vor der ganzen Welt verbergen konnte. Doch sie wäre nicht Polizistin geworden, könnte sie seelenruhig zusehen, wie jemand an einem Lebewesen seine sadistischen Neigungen auslebt. Der erste Schnitt an Bernadettes Handgelenk übersprang ihre Schmerzgrenze.
„Okay. Okay, Dan. Leg das Messer weg und sag mir, was ich tun soll.“
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W
ills Fleisch brannte. Er konnte es riechen. Verbranntes Gewebe und Muskeln. Es stank
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