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Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Titel: Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Isabella Leitold
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sich aus dieser Masse zu lösen. Sie klebte fest. Oder war sie dem Unglück bereits entflohen? Aus welcher Richtung war sie gekommen? Wie lange war sie schon hier? Hektisch sah sie umher, konnte aber nicht feststellen, wo sich die Treppe befand. Dann sah Josy Ratten. Überall.
    Allmächtiger.
    Sie kamen aus den Gängen, schlüpften aus Löchern, die sich vor ihren Füßen auftaten. Kleine, giftig funkelnde Augen starrten sie an. Kamen immer näher. Sie wollte schreien, doch was sie zustande brachte, war nur ein Keuchen. Alles schwankte, die Wände drohten einzustürzen, sie zu begraben. Mauerwerk fiel herunter, das Ungeziefer drang immer weiter zu ihr vor. Tränen rannen über ihr Gesicht, ihr Mund war staubtrocken. Zitternd richtete sie die Waffe auf eine besonders flinke Ratte und drückte ab. Der Schuss hallte durch die Gänge wie ein Meteoriteneinschlag.
    Sie konnte nicht zulassen, dass die Ratten sie angriffen, und drückte immer weiter den Abzug. Ein Kugelhagel donnerte auf die kleinen Tyrannen nieder, doch sie konnte nichts gegen sie ausrichten. Immer mehr Ratten flitzten vor ihr auf dem Boden, auf den Wänden, über ihr an dem Gewölbe, während alles um sie herum einstürzte und sich Krater mit zähflüssigem Feuergestein auftaten. Glühender Rauch strömte ihr entgegen. Sie wischte über ihr Gesicht. Schweiß tropfte von ihrer Stirn, floss über ihre Wangen und mischte sich mit ihren Tränen.
    Plötzlich hörte sie Schreie.
    Schreie, die Josy durch Mark und Bein krochen. Schreie, die sie seit vielen Jahren verfolgten. Schreie, die ihr Herz zum Stillstand brachten. Schreie, die ihre ältesten Albträume füllten. Ihr Körper bebte. Sie musste ihr helfen, musste das Grauen verhindern. Sie kannte das Mädchen, das um ihr Leben brüllte. Das sich wehrte und nicht gegen diesen Mann ankam, den Josy ebenso gut kannte oder zu kennen geglaubt hatte. Doch sie konnte sich nicht vom Fleck bewegen.
    „Bitte“, rief sie in die leeren Gänge. „Tu das nicht … lass sie gehen.“
    Die letzten Worte kamen nur als leises Hauchen über ihre Lippen. Wie damals war sie nicht in der Lage, etwas zu tun, einzugreifen. Hysterie nahm sie gefangen. Sie konnte doch nicht einfach hier stehen bleiben.
    Hilf ihr …
    Eine Heidenangst stahl sich in ihre Eingeweide. Angst, wieder zu versagen. Dass sich der Albtraum wiederholte und der Ausgang derselbe bleiben würde. Sie fröstelte. Ihre Zähne schlugen unkontrolliert aufeinander. Fest schlang sie ihre Arme um ihren Körper und begann zu weinen. Das lachende Gesicht ihres Vaters huschte an ihr vorbei. Der bemitleidenswerte Ausdruck ihrer Mutter verspottete sie. Ihre Schwestern wandten sich von ihr ab.
    Sie ließ ihre Hände sinken, rannte auf die Gesichter ihrer Familie zu. Bat sie inständig, ihr zu glauben. Ihr zu helfen. Das Unheil zu vergelten. Doch niemand hörte sie. Stattdessen veränderten sich die Gesichter in bösartige Fratzen, die sich an ihrem Elend ergötzten. Und gleich dahinter sah sie die Ratten, die weiter auf sie zukamen. Mit einem Mal sah sie Blut. Überall Blut. Die Glock rutschte aus ihren blutverschmierten Händen und landete auf dem Boden zu ihren Füßen. Josy sank auf die Knie. Tastete den steinigen Boden ab, um ihre einzige Sicherheit wiederzuerlangen, bevor alle Ratten sie erreicht hatten. Doch es war zu dunkel.
    Verzweifelt schluchzte sie. Ihre Knie schrammten über den Boden, während sie fieberhaft nach ihrer Waffe suchte.
    Endlich ertastete sie die Glock. Kraftlos und schwer atmend richtete sie sich wieder auf, wischte sich ihr Haar aus dem Blickfeld und zielte auf die grässlichen Viecher.
    Stimmen. Schritte.
    „Josy?“, hörte sie jemanden aufgebracht rufen.
    Kannte sie diese tiefe Stimme nicht? Ihr Unterbewusstsein drängte ihr etwas auf, doch sie wollte nichts davon wissen. Mehrere Männer in schwarzen Anzügen kamen auf sie zu. Sofort richtete sie ihre Schusswaffe auf die ungebetenen Zaungäste ihres Albtraums, ihr Finger am Abzug.
    „Josy, senk die Waffe“, forderte sie ein großer Mann mit blauen Augen eindringlich auf.
    Trotzig schüttelte sie den Kopf. Sie musste sich verteidigen. Musste sich beschützen.
    „Josy, ich bin es, Will“, sagte er und kam näher.
    „Stehen bleiben“, krächzte sie. Weitere Tränen rannen über ihr Gesicht. Sie schmeckte Salz auf ihrer Zunge.
    Der Mann kam einfach weiter auf sie zu. „Nein. Du … du hast mir das angetan. Du bist schuld an all dem hier.“
    Bei ihrem wirren Gestammel blieb er wie angewurzelt

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