Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Titel: Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Isabella Leitold
Vom Netzwerk:
Wie spät ist es?“
    Fragen, die sie plötzlich dringend beantwortet haben wollte und wenn möglich, von jemandem, der zurechnungsfähig war.
    „Es ist Sonntag. Zweiundzwanzig Uhr“, antwortete Ray, während er ihren Blutdruck maß. Dann betrachtete er die Geräte, kontrollierte ihre Pupillen und kritzelte auf seinen Block.
    „Wo ist Will?“, fragte Josy nach einer Weile, weil es sich schlecht anfühlte, dass er nicht da war. Außerdem hatte sie Gewissensbisse. Konnte aber nicht sagen, wieso.
    „Er hat die ganze Zeit bei dir gesessen und seit über vierundzwanzig Stunden kein Auge zu getan. Ich hoffe, er schläft.“
    Ihre Enttäuschung konnte sie nur mühevoll verbergen. Sie hätte sich besser gefühlt, wenn er hier gewesen wäre. Aber natürlich brauchte auch er Schlaf. Vielleicht hatte sie deswegen ein schlechtes Gewissen, weil er sich wegen ihr nun ausruhen musste. Sie wurde unruhig. Eine Ahnung, dringend etwas erledigen zu müssen, überkam sie. Sie konnte nicht einfach hier liegen und sich mit Flüssigkeiten vollpumpen lassen. Sie wollte hier raus.
    Ray trat wieder neben sie und wechselte die Flasche, die an einer Halterung über ihrem Bett angebracht war. Sie richtete sich ein wenig auf und sah ihn flehentlich an.
    „Bring mich bitte nach Hause, Ray. Auf der Stelle.“

17
     
    I
n ihrer Jugend hatte es durchaus Anlässe gegeben, bei denen sie zu tief ins Glas geschaut hatte. Wenn sie dann am nächsten Morgen aufgewacht war und vor sich hindämmerte, hatte sie bisweilen die Erkenntnis getroffen, wie viel Unsinn sie von sich gegeben oder auf welchen Schwachsinn sie sich dieses Mal eingelassen hatte. Heute ging es ihr nicht anders. Die Erinnerungen an die Szenen im Kellergewölbe schlichen sich nicht sanft in ihr Gedächtnis, sondern schlugen ein wie Granaten. Jede hässliche Einzelheit ihrer Darbietung traf sie wie ein Vorschlaghammer. Noch einmal einschlafen war unmöglich, denn jede Erinnerung ließ sie erneut hochfahren. Mittlerweile war es Montag früh und sie lag wieder in ihrem eigenen Bett im Gebäude des Team Zero. Ray hatte es geschafft, sie frühzeitig aus dem Krankenhaus zu schleusen. Dafür war sie ihm dankbar.
    Nun lag sie in ihrer Satin-Bettwäsche und grübelte, wie sie sich Will am besten stellen sollte, um ihre Vorwürfe zu widerrufen.
    Ray hatte ihr erklärt, dass sie während ihres Drogenrausches mit ihren Urängsten konfrontiert worden war und nachdem das ganze Team, bis auf die Mädchen, dabei gewesen war, wusste nun jeder, wie es um ihre inneren Dämonen bestellt war.
    Na klasse.
    Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und richtete sich auf. Zumindest die Nachwirkungen hatten sich verzogen, aber so richtig gut fühlte sie sich dennoch nicht. Schuldgefühle nagten an ihr, wie ein Hamster an einer Salzstange. Sie machte sich frisch, zog sich an und ging in die Küche. Nach einem Kaffee würde die Welt wieder besser aussehen. Zumindest versuchte sie sich das so lange einzureden, bis ihr Verstand es ihr halbwegs abnehmen konnte. Bei ihrer Pechsträhne war es nicht verwunderlich, dass sie direkt in Wills Arme lief.
    „Hey“, sagte sie zaghaft.
    „Hey“, kam die Antwort.
    Kurz und bündig. Stundenlang hatte er neben ihr gesessen, während sich ihr Körper gegen das Gift wehrte. Sie war ihm dankbar dafür und schuldete ihm wenigstens eine Erklärung. Oder zumindest ein Dankeschön. Sie rieb die Hände an ihrer Jeans und sah zu ihm hoch.
    „Ich möchte dir das erklären …“
    „Das brauchst du nicht.“
    Die Klinge eines Rasiermessers war nicht schärfer als sein Tonfall. Sie hatte ihn verletzt. Hatte ihn dorthin getreten, wo es übel wehtat. Um das zu wissen, hätte sie seinen gequälten Gesichtsausdruck nicht einmal sehen müssen. Sie schämte sich dafür und sah auf die Spitzen ihrer Schuhe, bevor sie weitersprach.
    „Danke, dass du für mich da warst.“
    „Das war selbstverständlich.“
    Sie verstand seinen Gram. Und seine Reaktion. Sie wurde auch gemein, wenn sie gekränkt war. Alles, was sich in den vergangenen Tagen zwischen ihnen aufgebaut hatte, schien wie weggeblasen. Und sie trug Schuld daran. Scheiße. Sie griff nach ihm, aber er entzog sich ihr.
    „Tu das nicht Will. Es tut mir ehrlich leid. Ich war nicht bei Sinnen.“
    „Ich glaube sogar, dass es dir leidtut. Es waren die Drogen, die dich beeinflusst haben. Aber schlussendlich wurde dadurch nur das zutage gefördert, was dich wirklich belastet. Du solltest anfangen, deine Vergangenheit aufzuarbeiten, oder

Weitere Kostenlose Bücher