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Techno der Jaguare

Techno der Jaguare

Titel: Techno der Jaguare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manana Tandaschwili , Jost Gippert
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befreien, schaffte es jedoch nicht, und erwiderte schließlich seine Umarmung. »Was ist denn los mit dir?«, fragte sie unsicher.
    »Möchtest du ein Glas Wein?« Alexander liefen die Tränen übers Gesicht.
    »Ja, bitte.« Lisa küsste ihn auf die Wange.
    »Ich bringe ihn dir gleich runter ins Schlafzimmer …« Er rief den Aufzug.
    Es dauerte nicht lange, und Lisa wurde ohnmächtig. Die im Wein gelösten Schlaftabletten wirkten schnell. Bevor sie das Bewusstsein verlor, schaute sie in tränenerfüllte, lebendige Augen. Seine großen blauen Augen gefielen ihr. Von ihren Gefühlen übermannt, fiel ihr nicht einmal auf, dass ein Blinder niemals einen solchen Ausdruck in den Augen haben konnte. Lisa wollte bei Alexander sein, sie wollte es sehr …
    Sie zuckte nur noch einmal benommen, bevor sie in tiefen Schlaf fiel. Alexander hatte nichts getrunken. Den restlichen Wein goss er langsam über Lisas nackten Körper. Das Laken färbte sich rot, die tätowierten Buchstaben ertranken in Wein. Der Bildhauer stand auf und ging hoch in die Werkstatt. Mit jedem Schritt hinterließ er einen rötlichen Fußabdruck. Er vermied es, ihre Statue anzusehen, und ging direkt auf das Terrarium zu. Die Schlange presste sich an das Glas, als wäre es ihr in ihrem Käfig zu eng. Alexander nahm den Deckel ab und ließ sie frei. Seelenruhig folgte er ihren langsamen, wellenartigen Bewegungen bis zur Tür. Geschmeidig glitt die Schlange die Treppen hinunter, immer den Weinspuren nach.
    ***
    »Hallo, hier ist das Erste Programm. Ich hoffe, es bleibt bei unserer Abmachung. Ich melde mich später noch einmal bei Ihnen …« (Piepton)
    »Lisa, warum gehst du nicht an dein Handy? Wo bist du denn? Der Artikel ist fabelhaft, alle haben ihn gelesen. Die Mädels haben ihn sogar laut in der Redaktion vorgelesen … ein Interview sondergleichen! Du bist ein Genie. Kannst dir ja vorstellen, dass der Chefredakteur seine Begeisterung kaum noch zurückhalten kann. Also, wenn du wieder da bist, wird er dir selber sagen, dass du die Präm…« (Piepton)
    »Lisa, ich bin’s noch mal. Ich hab’s nicht mehr ausgehalten, ich muss dir einfach jetzt schon sagen, dass du die Prämie sicher in der Tasche hast … Aber Prämie hin oder her, bald wird man mehr über dich sprechen als über diesen Bildhauer. Hahaha … Du wirst berühmt! … Ruf mich an! …« (Piepton)
    »Lisa, ich habe erst heute deine neue Nummer bekommen … Ich weiß nicht, ob du schon in dein Mail-Postfach geschaut hast. Mir wär’s lieber, du hättest meine Mails noch nicht gelesen. Wenn doch, wollte ich mich dafür entschuldigen … Ich schäme mich wirklich. Und falls du sie noch nicht gelesen hast, will ich mich trotzdem entschuldigen. Ich hab dir einige schlimme Dinge geschrieben. Ich weiß noch nicht einmal, warum … Mir ging es sehr schlecht … auch jetzt noch. Lisa, ich kann einfach nicht ohne dich …« (Piepton)
    »Lisa, vielleicht solltest du wenigstens ab und zu mal an deine Mutter denken. Ich erwarte dich am Samstag zum Mittagessen. Wir machen Pasta und deinen Lieblingskuchen: Kirschkuchen. Ich vermisse dich.« (Piepton)

EKA TCHILAWA
    IN DEN NEUN HÜTTEN

Eka Tchilawa, geboren 1971 in Kutaissi, unterrichtet an verschiedenen Universitäten Georgiens Geschichte sowie Theorie und Methoden der Journalistik. Sie studierte Journalistik an der Staatlichen Universität in Tbilissi und promovierte 2002. Auch Eka Tchilawa gilt als eigenwillige Autorin, die die literarische Bühne mit einem sehr charakteristischen Schreibstil, mit eigenen Themen und Ausdrucksmitteln betreten hat. Sie ist Autorin von drei Büchern − 1998 Ozean der Erde , 2005 Der echte Dandy und 2010 Farwana . Seit 2009 gehört sie zu den Mitgliedern des »Fonds für Medienentwicklung« in Georgien. Seit 2012 hat sie einen Lehrstuhl für Sozialwissenschaften an der Caucasus International University in Tbilissi inne. Sie veröffentlichte zahlreiche Zeitungsartikel und wissenschaftliche Arbeiten und ist seit 2011 Mitglied der ermittlungsjournalistischen Organisation »IRE Office«.
    Adna, die Protagonistin der Erzählung In den neun Hütten , gehört zu den Menschen, die sich nicht mit alltäglichen Dingen herumschlagen. Vielmehr geht es ihr um das Grundlegende, das ihr Dasein als Individuum bestimmt, sie zu dem macht, was sie ist. Um ihre Traumata zu verarbeiten und sich selbst besser verstehen zu können, versucht sie in ihrem Unbewussten Antworten auf ihre Fragen zu finden.

EKA TCHILAWA
    IN DEN NEUN

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