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Techno der Jaguare

Techno der Jaguare

Titel: Techno der Jaguare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manana Tandaschwili , Jost Gippert
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glühend heiß. Weiter reichte meine Phantasie nicht, wie sollte sie auch? Ich sagte ja, dass ich nicht weiter kam, es blieb beim Grüßen.
    Einmal – da hätte ich schon darauf kommen müssen, dass der Mann nicht ganz normal war – bin ich auf einer dämlichen Versammlung über ihn gestolpert. Ich hatte eine fürchterliche Laune, war völlig verheult und wusste genau, dass ich scheußlich aussah. Ich schimpfte auf das übelste in mein Handy hinein und schluchzte Tatjana, meine Großmutter, an: »Wie konnte er nur, dieses Arschloch!« Pechvogel, der ich bin, hat dieser Mann meinen großartigen Auftritt natürlich voll mitbekommen. Ich weiß nicht, ob ich ihm leidgetan habe oder was ihn sonst dazu bewogen hat, jedenfalls fragte er mich, ob ich eine Zigarette wolle. Den Teufel wollte ich, aber was blieb mir anderes übrig, als dankend anzunehmen … Danach sagte er: »Ruf mich an, wenn du auf der Arbeit bist.« Was er wollte, begriff ich nicht, aber ich rief an, und er sagte: »Warte, ich komme vorbei.« Ich wartete recht lange, und er kam nicht. So war’s.
    Dann habe ich ihn in einem Café getroffen, und er sagte: »Wie schön, dass ich dich sehe! Ich muss nur mal kurz hinaus und komme dann wieder, wartest du so lange?« Ich sagte »Ja« und wartete, aber er kam nicht zurück.
    Ach ja, wieder ein anderes Mal sagte er: »Ich habe ein Geschenk für dich, einen Ficus, willst du ihn haben?« Ich sagte: »Unbedingt!« »Morgen früh bringe ich ihn dir vorbei«, sagte er, aber er hat weder seinen Ficus vorbeigebracht, noch ist er selbst gekommen.
    Dementsprechend hatte ich, als er sagte, »Ich komme heute Nacht vorbei«, es nicht einmal für nötig gehalten, Tatjana zu warnen: dass ich verliebt sei, dass der Mann mich besuchen wolle und ich nichts von ihr hören wolle. Meine arme Großmutter und ich legten uns schlafen wie immer, und um vier Uhr nachts stand er vor der Tür. Da wäre es an der Zeit gewesen, ihm zu sagen, dass er sich verpissen solle, aber ich bin ja ein Waschlappen, ich wollte unbedingt wissen, wie er ist, und mir das gönnen, was Gott mir sandte. Warum auch nicht, ich hatte ja weder vor, seine Frau zu werden, noch wollte ich von ihm Kinder kriegen. Nur dass ich mir, idiotisch wie ich war, wünschte, ich wäre noch Jungfrau und dieser Mann mein erster und einziger Mann.
    Tatjana nuschelte nur: »Pass auf, dieser Mann ist ein Fremder, ein Feind.« Die arme alte Frau, ich beschimpfte sie dafür als Marxistin, unter uns aber nannten wir den Mann fortan den »Klassenfeind«. Ja, Tatjana hatte recht: Ich war verrückt nach einem Klassenfeind. Ich war nach allem verrückt: seinem Körper, seiner Stimme, seinem Geruch. Was für wunderliche Dinge er mir sagte! Einmal raunte er mir zu: »Eine Kollegin von mir hat eine kleine Statue, sehr hübsch, die sieht dir ähnlich, ich will sie mir geben lassen.« Ich weiß doch, dass ich nicht schön bin: meine Haare, die vielleicht noch jemandem gefallen könnten, sind gefärbt, die Zähne sind nicht meine eigenen, meine Arme sind sommersprossig, und meine Brust existiert einfach nicht. Und doch schmeichelten mir seine Worte so sehr, dass ich fürchtete, jeden Moment niederknien und seine Beine umschlingen zu müssen.
    Dann wieder einmal sagte er: »Ich komme am Abend vorbei, lass uns essen gehen«, und natürlich kam er auch diesmal nicht. So war’s. Ich aber blieb verliebt. Nachts wünschte ich erst Tatjana eine gute Nacht, dann meinem Geliebten, der vermutlich neben seiner Frau lag oder bei einer anderen, was weiß ich, trotzdem sagte ich: »Gute Nacht, mein Liebster!« Solange ich Tatjana noch hatte, sagte ich es nur still für mich, später rief ich es laut, da gab es ja niemanden mehr, der mich hörte.
    ***
    Verliebt war auch die kleine Christina, der einzige Mensch, der mit mir ins Schwimmbad und ins Solarium ging. Ein witziges Mädchen, klitzeklein, überall an ihr glitzerten Piercings. Im Dampfbad legte sie sich auf die untere Liege, sie sagte, sie halte die Hitze nicht aus, und erzählte und erzählte von ihrer dämlichen Liebe, dabei war sie mit einem Ohr draußen, hatte das Telefon direkt vor die Tür gelegt. Nicht auszumalen, wenn der Mann angerufen hätte, und Christina hätte ihn nicht gehört! Dieses Telefon machte mich wahnsinnig: »Schalte doch endlich dieses Teufelsding aus!«
    Dabei rief der Mann andauernd an, um zu sagen: »Ich liebe dich, ich vermisse dich.« Ich beging den Fehler, ihr nahezulegen: »Er kann dich doch hier besuchen, das wäre doch

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