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Techno der Jaguare

Techno der Jaguare

Titel: Techno der Jaguare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manana Tandaschwili , Jost Gippert
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HÜTTEN
    Der schmale Pfad
    Adna erwachte auf einem ihr unbekannten Feld. Sie räkelte sich. Sie konnte sich nicht erklären, wo sie war. Das Feld war groß und karg. Ihr war kalt. Lange rieb sie sich die Schläfen. Sie versuchte sich zu erinnern, wie sie dorthin geraten war. Es gelang ihr nicht. Sie richtete sich auf. Das fremde Kleid schnürte sie ein. An die Stöckelschuhe konnte sie sich auch nicht erinnern. Sie zog die Schuhe aus und stand auf. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Wohin dieser Pfad führte, der hier, auf dem kargen Feld, vor ihren Füßen anfing. Einen anderen Weg gab es nicht. Sie überlegte nicht lange. Sie war weniger ängstlich als entsetzt – entsetzt über diese beklemmende Einsamkeit.
    Adna setzte einen Fuß auf den Pfad. Ungewöhnlich farbig war dieser Pfad, im Kontrast zu dem Feld.
    Adna hatte Hunger. Kalt war ihr auch. An das silberne Kleid konnte sie sich nicht gewöhnen. Sie wünschte sich ihre eigenen Kleider. Luftig und von ihrem weiblichen Geruch durchtränkt. Nach Freiheit sehnte sich Adna, ihr ganzes Leben lang hatte sie sich danach gesehnt, nach mehr Luft. Jetzt war sie frei, aber auf dem endlosen und kargen Feld nutzte ihr das nichts. Verzweifelt suchte sie nach den letzten Körnchen der Erinnerung. Da war das Fest. Ein gewöhnlicher Abend und all diese gespielte Heiterkeit. Diese aufgesetzte Fröhlichkeit und die geheuchelte Gefühlsseligkeit. Dio war auch da gewesen; ja – genauso wie die anderen, nur scheinbar glücklich und doch falsch. Der echte Dio gefiel Adna viel besser.
    Sie war müde, und die Erinnerung schien ihr zu entgleiten. Ihr blieb keine Zeit, in der Vergangenheit herumzuwühlen, sie eilte zum Ende des Pfads. Die bedrückende Stille trieb sie in den Wahnsinn. Sie vermisste den Geruch ihres Dorfes. Den Schweißgeruch erschöpfter Männer in der Luft. Die leeren, im Alltäglichen gefangenen Augen der Frauen. Den ohrenbetäubenden Lärm der schmutzigen Kinder.
    Adna hätte nie gedacht, dass sie ihr chaotisches Dorf jemals so vermissen würde. Und wie sie es vermisste! Sie vermisste es mehr als die Einsamkeit der Stadt.
    Adna weinte bittere Tränen. Sie beeilte sich. An das Kleid dachte sie nicht mehr. Auch nicht an die Schuhe, die sie unwillkürlich mitgenommen hatte. Und nicht an Dio.
    Der Pfad schlängelte sich jetzt serpentinenhaft, er wirkte noch greller. Mit gesenktem Kopf ging Adna weiter. Aus ihren Füßen trat Blut, aber das spürte sie nicht.
    Dann riss sie vom Kleid den Saum ab und band ihre zerzausten Haare mit dem Stofffetzen zusammen. Nur einen Moment lang hielt sie inne, atmete ein paarmal tief durch. Sie stellte fest, dass sie sich ein wenig an die monströse Leere und die bleierne Stille gewöhnt hatte. Wankend vor Erschöpfung setzte sie ihre Wanderung fort. Ihr ging die Kraft aus. Der eigene Körper kam ihr unglaublich schwer vor. Sie setzte sich. Vor Kälte zusammengekauert schlief sie fest ein.
    Die Hütte des Vaters
    Adna erwachte von einem kräftigen Rütteln. Sie sprang auf. Fuhr zusammen. Vor ihr stand der Vater. Der vor vielen Jahren verstorbene Vater. Nur mit Mühe erkannte sie ihn. Jung war er, ihr Vater, und wunderschön. Adna spürte einen Kloß in der Kehle. Kurz dachte sie, sie habe sich geirrt, aber da stand der Vater, ganz still, und bedeutete ihr, der Fremden, einzutreten in sein Heim. Adna war völlig verwirrt. Sie begriff, dass er sie nicht erkannte, der Vater, dessen Verlust sie so schmerzte, seit Jahren. Sie zitterte vor Kälte und Erregung. Schweigsam folgte sie ihm.
    Sie kannte diese Hütte nicht. Sie hatte sie noch nie gesehen.
    Das Zimmer war durchtränkt von jenem Geruch, den Adna so geliebt hatte – den ihres Vaters. Und von einer Frau, die so wunderschön war wie der Vater und die Adna, so schien es ihr, noch nie zuvor gesehen hatte.
    Adna war zum Weinen zumute. Die fremde Frau bot ihr einen Tee an. Vater machte Feuer im Ofen.
    Noch nie hatte Adna an Vaters Vergangenheit gedacht. Immer hatte sie geglaubt, dass er ganz einfach zu ihnen gehörte, dieser eigenartige, schöne Mann.
    Jetzt verstand sie, dass er niemals zu ihnen gehört hatte. Offenbar hatte er sein Leben lang schwer an dieser Last getragen. Adna erkannte, dass ihn eben dieser Schmerz aus ihrem Leben gerissen hatte, ihn, den für sie schönsten Mann auf der ganzen Welt. Er tat ihr leid, der Vater, der sich versündigt hatte, nicht gegen die Mutter, gegen Adna oder gegen Gao, sondern mit dieser Frau in der Hütte!
    Stumm lag Adna auf der wackeligen

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