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Techno der Jaguare

Techno der Jaguare

Titel: Techno der Jaguare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manana Tandaschwili , Jost Gippert
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Feindschaften und Klassenkampf! Mein Gott, ich Elende.
    Die Fortsetzung der Liebesgeschichte
    Der Klassenfeind erschien aus heiterem Himmel, als Tatjana nicht mehr da war und ich niemandem mehr zu erklären brauchte, dass ich nun mal so drauf war und nichts dagegen tun konnte, dass ich diesen Mann unbedingt haben wollte, obwohl er ein Fremder, ein Feind war. Ach, Tatjana … Der Mann erinnerte sich natürlich nicht mehr an sie, erkundigte sich nicht einmal nach ihr und war mitten in der Nacht nur deswegen aufgekreuzt, weil er mir den Ficus übergeben wollte. Nach einem halben Jahr. So treibt man mich zum Wahnsinn.
    Danach begann etwas, was Tatjana »trübe Schizophrenie« nannte, also ein undurchschaubares, warmherziges, zugleich asexuelles und für mich völlig inakzeptables Verhältnis, begleitet von: »Ich rufe dich heute Abend an oder komme vorbei.« Und natürlich rief er weder an, noch kam er vorbei, und falls er auf einmal doch kam, zelebrierte er das regelrecht, und ich war zu allem bereit, ich Idiotin, Idiotin!
    Dafür unterhielten wir uns mehr als bei unseren früheren Treffen, wir sprachen viel, und ich erzählte ihm so manches, sogar über Tatjana. Er führte mich immer wieder nett aus, brachte mich dann nach Hause, und ich schlief vergnügt ein: »Schlaf gut, mein Liebster!«
    Einmal wollte ich in meine Heimatstadt reisen. Geradezu rührend, wie sich mein Geliebter von mir verabschiedete! Zum Schluss schenkte er mir sogar Geld. Ich war baff. So etwas bin ich nicht gewohnt. Im Gegenteil, sogar Tatjana war es gelungen, auf meine Kosten zu leben, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie etwas bunkerte. Als ich mich aufregte, sagte sie, das Geld sei für ihren Sarg, sie trieb mich bis zur Weißglut, und dann musste doch ich ihre Beerdigung bezahlen, ihre sagenhaften Dollars habe ich bis heute nicht gefunden. Ich muss mal die Kissen auftrennen.
    Das mit dem Geld war wirklich übel, aber dann habe ich mir davon die Schnürstiefel geleistet, die ich zuvor zehn Jahre lang nur angestiert und nicht gekauft hatte, weil solche teuren Schuhe meiner ganz und gar unflexiblen politischen Gesinnung radikal widersprachen. Richtig toll waren sie, die Schnürstiefel, die ich mir gekauft hatte! Und dazu habe ich auch gleich noch erfunden, dass mein Geliebter sie mir geschenkt hätte – im Prinzip stimmt das ja sogar.
    Ich beschloss, ihm auch etwas zu schenken, etwas Tolles, aber was? Nach langem Grübeln fragte ich meinen in jener Stadt lebenden Ex, den ich zehn Jahre lang nicht gesehen hatte, was ich einem so großzügigen, mutigen, reichen, erfolgreichen und mir äußerst wohlgesonnenen Mann schenken sollte, mit dem mich einmal etwas Gemeinsames und jetzt nur noch eine einseitige Liebe verband und dem ich gerne eine Freude machen würde.
    »Musik«, sagte er, ohne nachzudenken.
    »Musik, ja! Bregović! Klar, er mag doch Bregović!«
    Mein Ex sah mich zweifelnd an und sagte: »Bei allem, was du mir erzählt hast, wird er sich über dein hinterwäldlerisches Zeug wohl kaum freuen.«
    Ich war verärgert, erwiderte: »Hältst du ihn vielleicht für einen beschissenen Bourgeois?«
    Er sagte: »Was sonst, ist er etwa ein Revoluzzer?«
    Kurz gesagt, an diesem Abend haben wir alles ausgepackt, jeden Streit, jede Verspätung von ihm, all die in meinen Augen dreckigen Frauen, mit denen er ein Verhältnis gehabt hatte … Ich bin eben eine Hysterikerin.
    Jedenfalls kam Bregović gut an. Er freute sich sehr darüber.
    Er meinte: »Meine Frau wird total darauf abfahren.« Dann begleitete er mich nach Hause und rannte mit der Platte vergnügt zu seiner Gattin.
    In dieser Nacht zerfloss ich in Tränen.
    ***
    Ich muss wohl einen Psychotherapeuten konsultieren. Ich komme einfach nicht darauf, was solche Männer an mir finden. Tatjana wunderte sich auch immer: »Was diese Männer nur von dir wollen?«, sie wurde nicht müde, mir zu erzählen, wie ich aussah und wie ich war. Ich regte mich auf: »Warum bereitest du mir Komplexe?« Ich weiß ja selbst, dass da irgendwas nicht stimmt. Wenn ihr meinen Geliebten gesehen hättet! Auch jetzt, während des Seminars, wunderte ich mich ganz ehrlich, wenn ich den Asiaten ansah – er hielt seinen Vortrag, ich übersetzte und sah in der Fensterscheibe unsere Spiegelbilder –, wow, was für ein Mann! Dafür bin ich eine sehr gute Dolmetscherin.
    In der Pause fragte er mich, ob ich ausgeschlafen hätte. Giftzahn!
    »Ja«, sagte ich.
    »Schön«, erwiderte er.
    Bah!
    Während die anderen Kaffee tranken,

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