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Techno der Jaguare

Techno der Jaguare

Titel: Techno der Jaguare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manana Tandaschwili , Jost Gippert
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und gar nicht gut. Und der Schuhschrank im Flur ist auch begehbar. Das ist bequem. Mein Mann hat viele Schuhe, schlimmer als wir Frauen, sage ich dir. Da oben ist die Dachkammer, da wäre es von Vorteil, die Schuhe vorm Betreten auszuziehen, wenn du nach oben gehst, ist immer staubig da, egal, was ich mache. Na ja, die großen Fenster, weißt du? Und wenn man dann wieder unten ist, überall Fußabdrücke, wirklich nicht schön. Dann wischen und saugen – muss nicht sein. Wegen der Küche hast du alles aufgeschrieben, nicht wahr? Oh, ganz wichtig. Das habe ich vergessen: Wir trennen das Silberbesteck vom normalen. Das Silberbesteck muss in die dritte Schublade von rechts, im unteren Schrank. Der Eichenschrank, da habe ich erst mal einen Zettel drangemacht, damit du dich zurechtfindest. So, Agnes? Oh mein Gott, sie wird mich eines Tages umbringen mit ihrer Sturheit. Hast du Kinder? Das ist so hart, in diesem Alter. Agnes? Könntest du bitte runterkommen und kurz mal Hallo sagen? Und dein Zimmer zeigen? Agnes? Nichts Persönliches, sie ist so. Das wird schon. Es waren einfach viel zu viele Damen von der Agentur bei uns in den letzten zwei Monaten. Da hat sie einfach aufgegeben. Das hat sie bestimmt nicht von mir. Dass sie einfach so leicht aufgibt, immer. Das ist schon etwas Merkwürdiges. Weder ich noch ihr Vater sind so. Woher sie das bloß hat. Da mache ich mir manchmal schon Sorgen, wenn die Schule vorbei ist, wenn sie anfängt zu studieren und …
    agnes  Sie kam aus Kasachstan.
    laura  Ah, da ist sie. Das ist Agnes, meine Tochter. Das ist unsere neue Haushaltshilfe, Agnes. Lena. Sie kommt …
    agnes  Kasachstan.
    laura  Wovon sprichst du?
    agnes  Die Haushaltshilfe von Benjamins kam aus Kasachstan und nicht aus Kroatien. Das ist ein kleiner, feiner Unterschied, Mama.
    laura  Muss das jetzt …
    agnes  Hallo, Sie kommen hoffentlich nicht aus Kroatien oder Kasachstan. Mit Ks hat Mutter Probleme. Mit Ländern mit L ist es noch schlimmer. Litauen geht gar nicht zum Beispiel. Oder Lettland. Na ja, Bulgarien wäre eher noch so ein Kompromiss. Viele Länder mit B kennt sie nicht, daher wäre die Chance, dass sie sich Ihr Herkunftsland merkt, ganz gut. Also …
    lena    Das muss sie auch nicht. Sie teilt nicht meine Vergangenheit mit mir, sondern meine Gegenwart, nicht wahr?
    agnesOh, wie lyrisch! Ich bin beeindruckt. Wir haben eine feine Dame im Haus. Endlich nach deinem Geschmack, nicht wahr, Mama?
    laura  Es tut mir leid, sie ist …
    lena    Ist schon gut.
    laura  Würdest du Lena endlich dein Zimmer zeigen, Agnes?
    agnes  In meinem Zimmer hat sie nichts zu suchen, das habe ich dir schon mehrfach gesagt. Kann ich jetzt endlich gehen?
    laura  Wo willst du hin? Gleich gibt es Mittagessen!
    agnes  Ich gehe mit meinen Freunden in eine billige Pommesbude und stopfe mir den Magen voll, mit allem Ungesunden der Welt. Zufrieden?
    laura  Agnes, es reicht!
    lena    Ich bin die Meisterin des Ungesunden! Das kannst du haben!
    laura  Aber nein, nicht doch … Wir essen keine Pommes und dergleichen!
    agnes  Wunderbar. Dann überlege ich mir, doch noch ein Weilchen dazubleiben!
    Pause. Agnes ab.
    lena    Mütter müssen immer Kompromisse machen, nicht wahr?
    3.
    Die Gläsernen Städte, die durchsichtigen Menschen darin, mit durchsichtigen Körpern, in denen Blut fließt, das blau schimmert. An einem Nicht-Ort. An einem Ort, der nur dem Mädchen gehört.
    agnes  Sie kam aus Kasachstan. Die blöde Kuh hat ein Glück, dass sie nicht aus Kroatien oder Kasachstan kommt. Mit Ks hat Mutter Probleme. Mit Ländern mit L ist es noch schlimmer. Litauen geht gar nicht zum Beispiel. Oder Lettland. Na ja, Bulgarien wäre eher noch so ein Kompromiss. Viele Länder mit B kennt sie nicht, deswegen. Ich werde nach Bulgarien fahren, und ich werde nach Kasachstan fahren, und ich werde nach Kroatien fahren – in den Osten, in all die Länder, in denen sie niemals war, wo sie sich nie hingetraut hat, weil sie dachte, sie kriegt da Malaria oder wird von schmutzigen Kinderhänden angefasst, die ihr dann eitrige Wunden hinterlassen. Ich mache das, fahre nach Afrika, nach Indien, ich suche mir die Länder mit der höchsten Ansteckungsgefahr aus – an Aids, an Malaria, an Typhus. Ich fahre dahin, überall! Und ich breche nie, nie, niemals mein Schweigegelübde! Auch nicht, wenn ich einen Kerl nach Hause bringen darf, auch nicht, wenn der sogar zum Frühstück dableiben darf, auch nicht, wenn sie ihm

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