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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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ausdrucksloses Gesicht. »Und was wäre das?«
    Sie lächelte, und im Kerzenschein tanzten ihre Augen. »Wir machen es dicht.«
    »Ihr macht was dicht?«
    »Das komplette Ostländerviertel – ganz Süd-Adrilankha.«
    Ich blinzelte. »Was soll das heißen, ihr macht es dicht?«
    »Kein Verkehr nach Süd-Adrilankha oder hinaus. Alle Marketender und Bauern, die aus dem Westen kommen, werden um uns herum müssen. Es werden Barrikaden errichtet, auf der ganzen Zimmermannstraße und auf der Zweirebenstraße. Morgen werden sie bemannt.«
    Damit schlug ich mich kurz herum. Dann endlich siegte: »Was soll das bringen?« über: »Wie macht ihr das?«
    Sie erwiderte: »Meinst du kurzfristig oder was wir auf Dauer erreichen wollen?«
    »Beides«, sagte ich. Ich kämpfte mit der Formulierung der nächsten Frage, dann sagte ich: »Wollt ihr denn die Bauern nicht auf eure Seite ziehen? Das hört sich so an, als würde es sie eher wütend machen, daß sie ganz um Süd-Adrilankha herum müssen.«
    »Zunächst einmal werden die meisten das nicht wollen, also verkaufen sie ihre Sachen an die Ostländer oder kehren wieder um.«
    »Und das bringt sie dann auf eure Seite?«
    Sie sagte: »Sie wurden auf unserer Seite geboren.« Damit hatte ich ein paar Schwierigkeiten, aber ich ließ sie weiterreden. »Es ist ja nicht so, daß wir sie anwerben oder sie überzeugen wollen, irgendwas beizutreten, oder ihnen zeigen, was wir für tolle Typen sind. Wir kämpfen in einem Krieg.«
    »Und Opfer unter den Zivilisten stören euch nicht?«
    »Ach, hör auf. Natürlich stört uns das.«
    »Warum nehmt ihr dann die Nahrung von den Tellern der Bauern, die doch bloß –«
    »Du verdrehst die Dinge. Paß auf, Vlad, es ist Zeit, daß wir zurückschlagen. Wir müssen. Wir können sie nicht in dem Glauben lassen, daß sie uns ungestraft niedermachen können, und unsere einzige Verteidigung ist die, daß wir die Massen zur Verteidigung zusammenrufen. Und ja, es wird Opfer geben. Aber den großen Händlern – den Orca und den Tsalmoth und den Jhegaala – wird das Fleisch für ihre Schlachthäuser ausgehen. Ihnen wird es mehr schaden. Und der Adel, der es gewöhnt ist, ein- oder zweimal am Tag Fleisch zu essen, wird nach einer Weile äußerst unzufrieden sein.«
    »Wenn es ihnen richtig weh tut, bitten sie einfach das Imperium einzuschreiten.«
    »Sollen sie doch. Und soll das Imperium es doch versuchen. Wir haben das gesamte Viertel, und das ist erst der Anfang. Es gibt bei den Wachen nicht genug Dragon, daß sie es uns wieder wegnehmen könnten.«
    »Wieso können sie sich nicht einfach an euren Barrikaden vorbeiteleportieren?«
    »Können sie. Sollen sie. Paß auf, was dann passiert.«
    »Was soll passieren? Die Phönixwachen bestehen aus ausgebildeten Kriegern, und einer von denen kann –«
    »– gar nichts ausrichten gegen zehn- oder zwanzig- oder dreißigmal so viele. Wir haben bereits ganz Süd-Adrilankha, und das ist erst der Anfang. Wir suchen Unterstützung in der übrigen Stadt und den größeren Besitzungen rundum. Und das wird es übrigens sein, woran ich ab morgen arbeite. Ich werde einige dieser Schlachthöfe aufsuchen und –«
    »Schon gut. Aber dann: wieso?«
    »Unsere Forderungen an die Imperatorin –«
    »Forderungen? An die Imperatorin? Meinst du das ernst?«
    »Ja.«
    »Ähm … na schön. Wie lauten sie?«
    »Wir haben eine umfassende Untersuchung der Mordfälle Sheryl und Franz verlangt.«
    Ich starrte sie an. Ich mußte schlucken, dann starrte ich noch ein bißchen länger. Schließlich stieß ich hervor: »Das kann nicht wahr sein.«
    »Natürlich ist es wahr.«
    »Ihr seid zum Imperium gegangen?«
    »Ja.«
    »Du willst mir also erzählen, daß ihr nicht nur wegen eines Mordes im Jhereg zum Imperium gelaufen seid, sondern jetzt auch eine Untersuchung fordert?«
    »So ist es.«
    »Das ist verrückt! Cawti, ich kann mir vorstellen, daß Kelly oder Gregori so einen Einfall hat, aber du weißt doch, wie wir operieren.«
    »Wir?«
    »Laß das! Du hast der Organisation jahrelang angehört. Du weißt, was geschieht, wenn jemand zum Imperium rennt. Herth wird jeden einzelnen von euch töten.«
    »Jeden einzelnen? Jeden der Tausende Ostländer – und Dragaeraner – in Süd-Adrilankha?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sie wußte es besser. Das mußte sie einfach. Nie, auf keinen Fall, unter keinen Umständen erzählt man so was dem Imperium. Das gehört zu den wenigen Dingen, die einen Jhereg so in Zorn versetzen, daß er jemanden mit einer

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