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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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zerbrechen.
    Als ich mich auf der Wagnerstraße Süd-Adrilankha näherte, fiel mir ein gewisses Maß an Anspannung und Aufregung auf den Gesichtern der Passanten auf. Genau. Was diese Ostländer auch vorhatten, sie taten es augenscheinlich wirklich. Ich sah ein paar Phönixwachen energisch in die gleiche Richtung marschieren wie ich, und bis sie vorbei waren, verhielt ich mich unauffällig.
    Ein paar Häuser von der Zimmermannstraße entfernt blieb ich stehen und machte mir ein Bild von der Gegend. Hier war die Straße ziemlich breit, denn es war der Haupthandelsweg für Waren aus Süd-Adrilankha. Gruppierungen von Dragaeranern – Teckla und hier und da auch Orca oder Jhegaala – hatten sich gebildet, die entweder nach Westen blickten oder dort hingingen. Ich überlegte, ob Loiosh mal vorausfliegen sollte, aber ich wollte nicht so lange von ihm getrennt sein; schließlich hatte ich mich noch um meinen voraussichtlichen Attentäter zu kümmern. Ich ging eine Straße weiter westwärts entlang, aber die machte eine Kurve, und ich konnte die Zimmermannstraße nicht mehr sehen.
    Habt ihr je gesehen, wie in einem Wirtshaus eine Schlägerei ausbricht? Manchmal weiß man schon, was vorgeht, bevor der Kampf überhaupt begonnen hat, weil der Typ neben dir den Kopf herumreißt, halb aufsteht und glotzt, und dann sieht man zwei, drei andere vor jemandem zurückweichen, der von jemand anderem verdeckt wird, der wiederum direkt vor einem selbst steht. Also besteht man plötzlich nur aus Nervenenden und steht auf und rückt ein wenig zurück, und dann sieht man die Kämpfer.
    Nun, dies hier war so ähnlich. Am Ende dieser Häuserzeile, wo die Straße eine leichte Biegung nach Norden macht, starrte jeder in Richtung Zimmermannstraße und führte mit den Umstehenden jene Art von Unterhaltung, bei der man den Anlaß des Gesprächs und nicht den Partner anschaut. Ich bemerkte etwa fünf Dragaeraner in Phönixgewändern, die amtlich aussahen, aber nichts unternahmen. Die warteten auf Befehle, wurde mir klar.
    Die verbleibende Strecke legte ich sehr langsam zurück. Gelegentlich hörte ich Rufe. Als ich um die Ecke kam, konnte ich nur eine Wand aus Dragaeranern sehen, die sich auf der Zimmermannstraße zwischen der Getreidebörse und Mollys Gemischtwarenladen aufgereiht hatte. Hier waren noch ein paar Uniformen mehr. Ich überprüfte die Gegend erneut auf mögliche Attentäter und bewegte mich dann in die Menge.
    »Boß?«
    »Ja?«
    »Was, wenn er in der Menge auf dich wartet?«
    »Dann siehst du ihn, bevor er mich erwischt.«
    »Ach so. Na, dann ist es ja gut.«
    Natürlich hatte er recht, aber ich konnte nicht anders. Sich durch eine dicht gedrängte Menschenmasse zu schieben, ohne bemerkt zu werden, ist nicht gerade ein Kinderspiel, es sei denn man heißt zufällig Kragar. Meine gesamte Konzentration wurde dafür beansprucht, was zur Folge hatte, daß keine mehr übrigblieb für jemanden, der mich umbringen wollte. Diese Fähigkeit ist schwer zu beschreiben, aber man kann sie erlernen. Dazu braucht es viele Kleinigkeiten, zum Beispiel muß man seine Aufmerksamkeit in dieselbe Richtung lenken wie alle um einen herum; erstaunlich, wie viel das bringt. Manchmal muß man jemandem den Ellenbogen in die Rippen stoßen, weil man ihm auffallen würde, wenn man es nicht täte. Man muß den Rhythmus der Menge aufnehmen und mit ihr verschmelzen. Ich weiß, das hört sich komisch an, aber besser kann ich es nicht beschreiben. Kiera die Diebin hat es mich gelehrt, und sogar sie kann es nicht richtig erklären. Aber Erklärungen sind auch völlig unwichtig. Ich habe es bis nach ganz vorne geschafft, ohne Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen; das muß reichen. Und als ich dann dort war, sah ich, was diesen Auflauf hervorgerufen hatte.
    Ich nehme an, als ich Cawti das erstemal von der Errichtung von Barrikaden habe reden hören, hatte ich das Bild von ein paar Stämmen im Kopf, die man quer über die Straße legt, so daß keiner sie überwinden kann. Aber es sah völlig anders aus. Die Barrikaden schienen aus Sachen errichtet, die andere nicht mehr haben wollten. Natürlich, es gab auch hier und da ein Stück Holz, aber das war nur die Grundlage. Da standen diverse kaputte Sessel, ein Teil eines großen Tisches, verbogene Gartengeräte, Matratzen, die Überreste eines Sofas, sogar ein großer Porzellanwaschzuber, aus dem das Abflußrohr nach oben ragte.
    Die gesamte Kreuzung war voll, und ich konnte dahinter eine dünne Rauchsäule aufsteigen sehen,

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