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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Morgantiklinge anheuert. Das wußte Cawti. Und doch stand sie hier und erzählte wahrhaftig strahlend, wie sie allesamt soeben ihre Köpfe auf den Hackklotz des Henkers gelegt hatten.
    »Cawti, ist dir denn nicht klar, was du da tust?«
    Sie sah mir fest in die Augen. »Doch. Mir ist vollkommen klar, was wir tun. Aber dir, glaube ich, nicht. Anscheinend meinst du, Herth ist so was wie ein Gott. Ist er aber nicht. Ganz sicher ist er nicht stark genug, eine ganze Stadt zu besiegen.«
    »Aber –«
    »Und darum geht es auch gar nicht. Wir rechnen nicht damit, daß das Imperium uns Gerechtigkeit widerfahren läßt. Das wissen wir besser, wie jeder andere in Süd-Adrilankha auch. Unsere Gefolgschaft aus Tausenden ist nicht bei uns, weil sie uns lieben, sondern weil sie müssen. Es wird eine Revolution geben, weil sie es so sehr brauchen, daß sie sogar dafür sterben. Sie folgen uns, weil wir das wissen und weil wir sie nicht anlügen. Das ist erst die erste Schlacht, aber es fängt an, und wir gewinnen. Das ist es, was zählt – nicht Herth.«
    Ich starrte sie immer noch an. Dann endlich sagte ich: »Wie lange hast du gebraucht, um das auswendig zu lernen?«
    Hinter ihren Augen loderten Flammen, und mich traf eine Welle des Zorns, daß ich mir wünschte, ich hätte die Klappe gehalten.
    Ich sagte: »Cawti –«
    Sie stand auf, warf den Umhang um und ging hinaus.
    Wenn Loiosh jetzt irgendwas gesagt hätte, hätte ich ihn wahrscheinlich umgebracht.

 
     
… POLIEREN.
     
     
    Ich bin die ganze Nacht aufgeblieben und in der Nachbarschaft herumgelaufen. Ich war nicht vollkommen durchgedreht wie neulich, aber ich vermute, sonderlich vernünftig war ich auch nicht. Immerhin habe ich versucht, auf mich aufzupassen, und ich bin nicht angegriffen worden. Irgendwann hat Morrolan psionisch Kontakt zu mir aufgenommen, aber als ich nach dem Grund fragte, hat er gemeint, es sei nicht so wichtig, also habe ich es dabei belassen. Nach ein paar Stunden hatte ich mich etwas beruhigt. Ich habe daran gedacht, nach Hause zu gehen, aber ich wollte nicht in ein leeres Haus zurückkehren. Außerdem ist mir eingefallen, daß ich auch dann nicht zurückwollte, wenn Cawti dort auf mich wartete.
    Also bin ich in einen Klavaladen gegangen, der rund um die Uhr geöffnet hat, und habe Klava getrunken, bis meine Nieren um Gnade gewinselt haben. Als das Tageslicht nach und nach durch den orangeroten Vorhang sickerte, den die Dragaeraner Himmel nennen, war ich noch immer nicht müde. Ich habe ein paar Hühnereier irgendwo gegessen und bin dann ins Büro gelaufen. Was mir fragend hochgezogene Augenbrauen von Melestav einbrachte.
    Im Büro habe ich überall mal reingeschaut, um sicherzugehen, daß alles glatt lief. Und das tat es. Einmal, es ist schon etwas her, hatte ich das Büro für einige Tage in Kragars Obhut gegeben, und er hatte daraus ein organisatorisches Desaster gemacht, aber inzwischen hat er wohl dazugelernt. Ein paar Nachrichten wiesen mich darauf hin, daß bestimmte Leute mich in geschäftlichen Angelegenheiten sprechen wollten, doch die waren nicht dringlich, also ließ ich sie liegen. Dann überlegte ich es mir anders und reichte sie an Melestav weiter mit der Anweisung, Kragar solle den Anfragen mal nachgehen. Wenn jemand einen treffen möchte – und ein anderer will einem an den Kragen –, könnte es eine Falle sein. Für alle Neugierigen, beide Anfragen waren wasserdicht.
    Normalerweise hätte ich dann ein Nickerchen gemacht, aber ich war zu aufgedreht. Also bin ich ins Labor, habe Umhang und Wams ausgezogen und erst mal saubergemacht, was schon lange nötig war. Ich habe die alte Kohle weggeworfen, alles gefegt und sogar ein paar Sachen abgewischt. Dann mußte ich ausgiebig husten, weil ich soviel Staub aufgewirbelt hatte.
    Ich bin wieder nach oben, habe mich zurechtgemacht und das Gebäude verlassen. Loiosh ist vorausgeflogen, und wir haben beide sehr gut aufgepaßt. Langsam bewegte ich mich nach Süd-Adrilankha und blieb dabei so wachsam ich konnte. Es war gerade eben Mittag.
    Ich machte zum Essen einen Abstecher in ein kleines Lokal, das keine Ostländer oder auch keine Jhereg mochte oder beides. Der Kethna war zu lange gekocht, der Wein nicht gekühlt und der Service zu langsam, beinahe unhöflich. Viel konnte ich dagegen nicht tun, denn ich war außerhalb meines Gebietes, aber ich habe es ihnen zurückgegeben: der Kellner bekam zuviel Trinkgeld, und ich habe zuviel für das Essen bezahlt. Sollen sie sich die Köpfe

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