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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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bißchen stolz. Aber ich wußte auch, wenn dies so weiterging, würden sie jene Art von Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die ihnen körperlich schaden konnte. Meine Hände schwitzten, und zwar nicht nur aus Sorge um meinen Attentäter, den ich in der Nähe vermutete.
    Eigentlich konnte ich ihn, wie mir klarwurde, fast außer acht lassen. Wäre er ein Draufgänger, wäre dies die perfekte Zeit für einen Anschlag. Aber wenn er so einer wäre, dann hätte er mich schon gestern oder vorgestern angegriffen. Ich hatte so ein Gefühl, daß er mehr wie ich war. Und ich hätte mich einer solchen Situation nicht genähert. Am liebsten bleibe ich bei einem Plan, und einhundert bewaffnete aufgebrachte Ostländer gehörten wohl kaum zu dem Plan dieses Kerls.
    Die Straße füllte sich mehr und mehr. Tatsächlich war sie vollkommen überlaufen. Bewaffnete Ostländer liefen direkt vor meiner Nase. Mehr als unbeachtet zu bleiben konnte ich gar nicht tun; ich war Teil der Straße und doch nicht ganz da. Beim besten Willen kam ich nicht dahinter, was sie da machten, außer daß sie herumliefen, aber sie schienen es allesamt für wichtig zu halten. Ich überlegte, ob ich verschwinden sollte, denn der mutmaßliche Attentäter war bestimmt längst weg.
    Da öffnete sich die Tür von Kellys Haus, und Kelly selbst kam heraus, mit Paresh und Cawti an den Seiten und einem Haufen mir unbekannter Ostländer vor sich. Ich weiß nicht, was der Typ hat, aber ich konnte kaum glauben, wie still es wurde. Ganz plötzlich war die komplette Straße verstummt. Eigenartig. Alles versammelte sich um Kelly und wartete, und anscheinend hatten sie geübt, die Luft anzuhalten, sonst konnte es unmöglich so still sein.
    Er ist nicht auf irgendein Podest oder so gestiegen, und er ist ziemlich klein, so daß ich ihn überhaupt nicht sehen konnte. Erst allmählich bekam ich mit, daß er redete, als hätte er flüsternd begonnen und wäre nach und nach lauter geworden. Da ich ihn nicht hören konnte, versuchte ich die Reaktionen der anderen auf ihn zu ermessen. Auch das war schwer, aber ganz gewiß hörte jeder ihm zu.
    Als seine Stimme sich hob, verstand ich vereinzelte Sätze, dann ganze Abschnitte seiner Rede, denn er hatte zu schreien begonnen. »Sie verlangen von uns«, deklamierte er, »für ihre Ausschweifungen zu bezahlen, und wir sagen, das tun wir nicht. Sie haben jedes Anrecht, unser Leben zu regieren, verspielt, das sie je gehabt haben mögen. Wir haben jetzt das Recht – und die Pflicht –, uns selbst zu regieren.« Dann wurde seine Stimme plötzlich wieder leiser, aber kurz darauf erhob er sie erneut. »Ihr, die ihr jetzt hier versammelt seid, seid lediglich die Vorhut, und dies ist lediglich die erste Schlacht.« Und noch später: »Wir sind nicht blind, was ihre Stärken angeht, so wie sie, aber wir sind auch nicht blind, was ihre Schwächen betrifft.«
    Und so ging es weiter, aber ich war zu weit weg, um eine angemessene Vorstellung von den Vorgängen zu bekommen. Dennoch stießen sie die Waffen in die Luft, und mir fiel auf, daß die Straße sogar noch voller war als zu Beginn der Rede. Die hinten standen, konnten nicht mehr verstehen als ich, aber sie drängten sich begierig nach vorne. Die Stimmung war fast wie bei einem Volksfest, besonders weiter hinten in der Menge. Dort hielten sie die Knüppel oder Messer oder Küchenbeile hoch und schwenkten sie grölend. Man schlug sich auf die Schulter oder umarmte einander, und ich sah, wie ein Ostländer dabei fast einem Teckla die Kehle durchgeschnitten hätte.
    Sie hatten weder Verständnis noch Respekt für ihre Waffen. Das machte mir zunehmend angst, und ich beschloß zu gehen. Ich verließ meine Ecke und machte mich auf den Heimweg. Es gab keine Schwierigkeiten.
     
     
    Als Cawti gegen Mitternacht ankam, hatte sie funkelnde Augen. Eigentlich funkelte alles an ihr. Als leuchtete ein Licht in ihrem Kopf, das seine Strahlen durch die Poren ihrer Haut sandte. Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht, und in den beiläufigsten Bewegungen, als sie den Umhang ablegte und ein Weinglas aus dem Schrank nahm, lagen eine Begeisterung und ein Schwung, die nicht zu übersehen waren. Sie trug noch das schwarze Kopfband.
    Einmal, vor langer Zeit, hatte sie mich so angesehen.
    Sie goß sich ein Glas Wein ein und kam ins Wohnzimmer und setzte sich.
    »Was ist denn?« wollte ich wissen.
    »Wir machen endlich was«, antwortete sie. »Wir bewegen uns. Ich habe nie etwas Aufregenderes getan.«
    Ich behielt ein möglichst

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