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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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als hätte jemand ein kleines Feuer entfacht. Auf der anderen Seite standen ungefähr fünfzig Leute und beobachteten die Dragaeraner und hörten sich ihre Beleidigungen ohne zu widersprechen an. Die Ostländer und Teckla, welche die Barrikaden bemannt hielten, hatten Knüppel, Messer und ein paar Schwerter mehr als ich gestern gesehen hatte. Die auf meiner Seite waren unbewaffnet. Die Phönixwachen – ungefähr zwanzig konnte ich sehen – hatten ihre Waffen nicht gezogen. Ein paarmal machte ein Dragaeraner Anstalten, die Barrikade zu erklettern, aber jedesmal traten ihm auf der anderen Seite einfach zehn oder fünfzehn Ostländer gegenüber, dicht nebeneinander, und er kletterte wieder runter. Wenn so etwas geschah, haben die Uniformierten etwas genauer hingesehen, als wären sie bereit, dazwischenzugehen, aber wenn der Dragaeraner heruntergeklettert kam, haben sie sich wieder entspannt.
    Ein Karren, von einem Ochsen gezogen, kam von der anderen Seite die Straßen herunter. Er kam ein paar Häuser weit, dann gingen drei Ostländer hinüber und sprachen mit der Fahrerin, die Dragaeranerin war. Sie redeten eine ganze Weile, und ich konnte die Fahrerin fluchen hören, aber letztendlich machte sie auf der Straße kehrt und fuhr dorthin, wo sie hergekommen war.
    Es war genau wie Cawti gesagt hatte: Sie ließen niemand nach Süd-Adrilankha hinein oder hinaus. Sie hatten notdürftig einen Wall errichtet, und falls der nicht ausreichte, waren die Ostländer dahinter gerüstet, es mit jedem, der ihn überklettern wollte, aufzunehmen. Niemand kam an ihnen vorbei.
    Als ich genug gesehen hatte, kam ich an ihnen vorbei und ging die Straße zu Kellys Wohnung hinunter in der Annahme, daß dort richtig die Post abgeht. Dennoch ließ ich mir Zeit und machte einige Umwege über andere Straßen, welche die Zimmermannstraße kreuzten, um nachzusehen, ob es dort genauso aussah. Tatsächlich. Auf der Kreuzung Zimmermann- und Wagnerstraße waren die meisten versammelt, denn das war die größte und belebteste, aber auch die anderen, die ich mir anschaute, waren voll. Ich sah ein paar Wiederholungen von Szenen, die ich kurz zuvor schon erlebt hatte. Mir wurde langweilig, also ging ich weiter.
    Ich folgte meinem sich windenden winkligen Weg bis zu meinem Platz gegenüber von Kellys Haus, prüfte meine Waffen und machte mich ans Warten. Mittlerweile war ich schon eine ganze Weile lang jeden Tag hierher gekommen und habe sonst kein anderes Muster verfolgt. Wenn ich nicht komplett danebenlag, was Herths Wunsch, mich zu töten, betraf (was ich nicht glauben konnte), müßte dem Attentäter aufgehen, daß hier seine beste Gelegenheit wäre. Außer, er hatte Verdacht geschöpft. Hätte ich Verdacht geschöpft? Keine Ahnung.
    Bei Kelly war nicht viel los. Paresh stand draußen und dazu ein paar mir nicht bekannte Ostländer. Immer mal wieder gingen Leute hinein oder kamen heraus, aber es gab kein Anzeichen von dem geschäftigen Trubel der letzten Tage. So verstrich eine Stunde und ein bißchen mehr, während ich mich mühte, wachsam und bereit zu bleiben. So langsam wurde ich aus Schlafmangel müde, was mir Sorgen machte; Schläfrigkeit ist nicht gerade ein guter Zustand, wenn jemand einem nach dem Leben trachtet. Zudem fühlte ich mich rußig und überhaupt unsauber, aber das war nicht so schlimm, weil es meiner Stimmung entsprach.
    Das erste Anzeichen, daß sich etwas tat, war das Auftauchen von Cawti und Gregori, die eilig im Hauptquartier verschwanden. Ein paar Minuten darauf kam Gregori wieder herausgerannt. Ich prüfte meine Waffen, denn es schien mir in dem Moment angemessen. Zehn Minuten später tauchte eine Gruppe von vierzig Leuten, angeführt von Gregori, auf und begann, vor dem Haus herumzustehen.
    Binnen Minuten kamen vier Phönixwachen an und positionierten sich unmittelbar vor Kellys Tür. Plötzlich hatte ich einen sehr trockenen Mund. Vier Phönixwachen und vierzig Ostländer und Teckla, aber ich hatte trotzdem Angst um die Ostländer und Teckla.
    Ich überlegte, ob die Anwesenheit der Wachen zu bedeuten hatte, daß die Barrikaden eingerissen waren, oder ob sie sie gestürmt hatten, aber dann wurde mir bewußt, daß ja eine große Zahl Wachen ständig in Süd-Adrilankha stationiert sein mußte. Bestimmt würden wir bald mehr zu sehen kriegen. Dann fiel mir etwas auf: Drei der vier Wachen hatten Kleidung in grün, braun und gelb an. Ich schaute genauer hin. Ja, diese vier Phönixwachen bestanden aus drei Teckla und einem Dragon.

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