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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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gingen Ostländer und Teckla bei Kelly ein und aus. Der Nachmittag verstrich, und sie verschwanden jeweils mit großen Papierstapeln. Einer von ihnen, ein Teckla, den ich nicht kannte, hatte einen Topf und Pinsel zusätzlich zu den Zetteln, und er fing an, sie an die Häuser zu kleistern. Passanten hielten an und lasen sie und gingen weiter.
    Ich habe mehrere Stunden dort zugebracht und dann angenommen, daß der Mörder sich nicht zeigen würde. Und warum auch nicht; wahrscheinlich hatte er es nicht eilig. Außerdem hatte er möglicherweise einen besseren Ort für einen Anschlag im Sinn. Ich paßte auf dem Heimweg besonders gut auf und kam ohne Zwischenfall an.
    Als ich endlich einschlief, war Cawti noch nicht wieder da.
     
     
    Am nächsten Tag stand ich ohne sie zu wecken auf. Ich machte ein bißchen Ordnung, kochte Klava, trank ihn, saß herum und übte Schattenfechten. Loiosh war in irgendeine tiefsinnige Unterhaltung mit Rocza verwickelt, bis Cawti kurz darauf aufstand und sie dort wegholte. Ohne ein Wort ist sie dann verschwunden. Ich bin noch bis zum späten Nachmittag im Haus geblieben und dann wieder an denselben Ort zurückgekehrt.
    Am vorigen Tag hatte ich bemerkt, wie beschäftigt Kellys Leute gewesen waren. Heute war niemand da. Keinerlei Geschäftigkeit. Nach einer Weile verließ ich meine kleine Nische und schaute mir eines der Plakate an, die sie gestern an die Häuser geklebt hatten. Auf ihm wurde für den heutigen Tag eine Zusammenkunft verkündet, außerdem stand da was vom Ende von Unterdrückung und Mord.
    Ich überlegte, ob ich hingehen sollte, beschloß aber dann, daß ich keine Lust hatte, mich wieder mit denen zu befassen. Ich kehrte also an meinen Platz zurück und wartete. Ungefähr da tauchten sie auf. Zuerst kam Kelly und mit ihm Paresh. Dann einige, die ich nicht kannte, dann Cawti, dann erneut welche, die ich nicht kannte. Die meisten waren Ostländer, aber auch ein paar Teckla.
    Und es kamen immer mehr. Ein konstanter Verkehrsfluß durch dieses kleine Haus, und noch mehr Trubel davor. Das machte mich so neugierig, daß ich mich dabei erwischte, wie ich denen mehr Aufmerksamkeit widmete als meinem potentiellen Mörder, der mich wahrscheinlich beobachtete. Heute wäre der – welcher? – der vierte Tag, den ich hier stehe. Wäre der Attentäter übereifrig, hätte er mich am dritten angegriffen. Wäre er außergewöhnlich sorgfältig, würde er noch ein paar Tage warten oder sich einen ihm genehmeren Ort suchen. Was hätte ich getan? Gute Frage. Entweder hätte ich mir einen besseren Ort gesucht oder heute zugeschlagen. Fast mußte ich grinsen, als ich so darüber nachdachte. Heute wäre der Tag, an dem ich mich töten würde, wenn man mich dafür bezahlt hätte.
    Ich schüttelte den Kopf. Schon wieder schweiften meine Gedanken ab. Loiosh hob von meiner Schulter ab, flog ein wenig herum und landete dann wieder.
    »Entweder ist er nicht hier oder er hat sich gut versteckt, Boß.«
    »Ja. Was hältst du von dem Trubel da drüben?«
    »Keine Ahnung. Aber das wimmelt wie ein Ameisenhaufen.«
    Und es hörte nicht auf. Im Laufe des Nachmittags gingen immer mehr Ostländer, auch einige Teckla, eine Zeitlang in Kellys Haus und kamen gleich heraus, oft mit Papierstapeln in der Hand. Eine Gruppe von sechs fiel mir auf, die mit schwarzen Kopfbändern auftauchten, die sie zuvor nicht umgebunden hatten. Cawti schaute, wie die anderen mir bekannten, so etwa jede Stunde mal hinein. Einmal hatte auch sie, als sie herauskam, eines der Kopfbänder um. Ich konnte es nur auf ihrer Stirn sehen, weil sie die gleiche Haarfarbe hat, aber es stand ihr sehr gut.
    Allmählich wurde es Abend, als mir auffiel, daß eine Gruppe dort mit Knüppeln ausgerüstet war. Ich schaute genauer hin und sah einen mit einem Messer. Ich biß die Zähne zusammen, erinnerte mich daran, auf meinen Attentäter zu achten, und behielt sie weiter im Blick.
    Bisher konnte ich nicht erkennen, was da vor sich ging, aber es überraschte mich nicht, während eine weitere Stunde verstrich, daß ich immer mehr Grüppchen von Ostländern mit Knüppeln, Messern, Hackebeilen und sogar hier und da einem Schwert oder Speer zu Gesicht bekam.
    Irgendwas ging hier vor.
    Das sah ich mit gemischten Gefühlen. Auf seltsame Weise gefiel es mir. Ich hatte keine Ahnung gehabt, daß diese Leute überhaupt etwas in dieser Größenordnung – inzwischen standen hier etwa hundert bewaffnete Ostländer – zustande bringen konnten. Irgendwie machte mich das ein

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