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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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ich habe bisher nie gehört, daß mit dieser Sitte gebrochen wurde.
    Natürlich hatte ich auch noch nie von jemandem gehört, der den Jhereg bestiehlt, bis es dann passiert ist, aber auf irgendwas muß man sich doch verlassen können.
    Oder nicht?
    Wie dem auch sei, ich war daheim und in Sicherheit, und Cawti saß im Wohnzimmer und las ihre Zeitung. Mein Herz machte einen Sprung, aber ich verbarg es und lächelte. »Da bin ich schon wieder.«
    Sie lächelte nicht, als sie zu mir aufschaute. »Du Scheißkerl«, sagte sie, und es lag echte Emotion in diesen Worten. Ich spürte, wie ich rot wurde, und ein Gefühl von Übelkeit entsprang in der Magengrube und breitete sich in alle Gliedmaßen aus. Nicht, daß ich nicht gewußt hätte, daß sie dahinterkommen würde, was ich tat, oder nicht gewußt hätte, wie ihre Reaktion darauf ausfallen würde, warum also erschreckte es mich so, als sie genau das tat, was ich erwartet hatte?
    Ich schluckte und sagte: »Cawti –«
    »Hast du etwa nicht gedacht, daß ich herausfinde, was du vorhast, wenn du Herths Leute aufmischst und es auf uns schiebst?«
    »Nein, ich habe es gewußt.«
    »Und?«
    »Ich führe einen Plan aus.«
    »Einen Plan«, sagte sie, und Verachtung troff aus ihrer Stimme.
    »Ich tue, was ich tun muß.«
    Ihr gelang ein Gesicht, das halb höhnisch, halb mißbilligend war. »Was du tun mußt«, wiederholte sie, als redeten wir über das Paarungsverhalten von Tecklas.
    »Ja«, sagte ich.
    »Du mußt also tun, was du kannst, um die einzigen Leute zu vernichten, die –«
    »Die einzigen Leute, die dich das Leben kosten? Ja. Und wofür?«
    »Ein besseres Leben für –«
    »Ach, hör doch auf. Diese Leute sind so voll mit großen Idealen, daß sie nicht in der Lage sind zu begreifen, daß da Menschen in der Welt leben, Leute, die nicht grundlos niedergetrampelt werden sollten. Individuen. Angefangen mit dir und mir. Da stehen wir, am Rande – ich weiß nicht von was – nur wegen dieser großartigen Retter der Menschheit, und alles, was du sehen willst, ist, was mit denen passiert. Du bist blind für das, was mit uns passiert. Oder aber es interessiert dich nicht mehr. Und das sagt dir nicht, daß da was mit denen nicht stimmt?«
    Sie lachte, und es war ein haßerfülltes Lachen. »Mit denen stimmt was nicht? Das ist deine Schlußfolgerung? Mit der Bewegung stimmt was nicht?«
    »Genau«, erwiderte ich. »Das ist meine Schlußfolgerung.«
    Mit verzogenem Mund fragte sie: »Und das soll ich dir abkaufen?«
    Ich fragte: »Was soll das heißen, abkaufen?«
    »Ich meine, du kannst dieses Produkt nicht verkaufen.«
    »Was verkaufe ich denn angeblich?«
    »Verkauf doch, was du willst, das ist mir völlig egal.«
    »Cawti, das ergibt keinen Sinn. Was –«
    »Halt einfach die Schnauze«, sagte sie. »Mistkerl.«
    Sie hatte mir noch nie Schimpfwörter an den Kopf geworfen. Es ist heute noch komisch, wie sehr sie in mich fuhren.
    Zum erstenmal seit einiger Zeit stieg Wut gegen sie in mir auf. Ich stand da, sah sie an, spürte, wie meine Füße sich scheinbar im Boden verwurzelten und mein Gesicht versteinerte, und hieß diesen kalten Rausch zuerst willkommen. Da stand sie, funkelte mich an (mir war gar nicht aufgefallen, wie sie aufgestanden war), und das gab mir nur mehr Nahrung. In meinen Ohren klingelte es, und wie aus weiter Ferne dämmerte mir, daß ich wieder außer Kontrolle war.
    Ich machte einen Schritt auf sie zu, und ihre Augen weiteten sich, und sie wich zurück. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn sie das nicht getan hätte, aber es reichte aus, daß ich mich zusammenriß und das Haus verließ.
    »Boß, nein! Nicht nach draußen!«
    Ich habe ihm nicht geantwortet. Die Worte sind nicht einmal zu mir durchgedrungen, bis mir der kühle Abendwind ins Gesicht schlug. Da begriff ich, daß ich in gewisser Gefahr schwebte. Ich dachte an einen Teleport ins Schwarze Schloß, aber ich wußte auch, daß ich nicht die richtige Stimmung für einen Teleport hatte. Wenn ich allerdings angegriffen würde, käme das meiner Laune äußerst gelegen.
    Ich fing zu gehen an und hielt mich so gut ich konnte im Zaum, also nicht sehr. Dann erinnerte ich mich an das letzte Mal, als ich ohne einen Blick dafür, ob jemand mich sehen konnte, durch die Stadt gestampft war, und davon lief es mir kalt den Rücken runter, was mich ein wenig beruhigte, und ich wurde vorsichtiger.
    Ein klein bißchen vorsichtiger.
    Aber ich habe den Eindruck, daß Verra, meine Dämonengöttin, in jener Nacht
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