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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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herrschen und ihren Reichtum, ihre Kultur und Bildung wie einen Knüppel präsentieren, mit dem sie uns erschlagen können. Sie waren meine Feinde, auch wenn ich das den größten Teil meines Lebens nicht bemerkt hatte. Sie waren diejenigen, denen ich zeigen wollte, daß ich aus dem Nichts kommen und etwas aus mir machen konnte. Und wie habe ich sie überrascht, als ich es geschafft hatte!
    Dennoch konnte ich mich, auch jetzt nicht, zu ihnen zählen. Vielleicht gehörte ich dazu, aber ich konnte es selbst nicht glauben. Erst einmal in meinem Leben habe ich mich selbst wirklich gehaßt, und das war, als Herth mich gebrochen und mir die Tatsache vor Augen geführt hatte, daß es im Leben mehr gibt als den Willen, weiterzukommen; daß es manchmal Dinge gibt, die ein Mann, egal, wie sehr er es versucht, nicht bestehen kann, weil die Kräfte um ihn stärker sind als er. Nur da habe ich mich wirklich gehaßt. Mich der ersten Gruppe zuzuordnen würde heißen, daß ich mich wieder haßte, und das konnte ich nicht.
    Also, wo blieb ich dann? Überall und nirgends. Draußen vor dem Fenster. Kann nicht helfen, kann nichts verhindern; ein Kommentator der Dramatik des Lebens.
    Glaubte ich das? Ich überlegte, aber es kam keine Antwort. Auf der anderen Seite hatte ich ganz gewiß Auswirkungen auf Kelly. Und Herth, wo wir dabei sind. Vielleicht würde mir das reichen müssen. Mir fiel auf, daß es kalt geworden war, und außerdem, daß ich mich etwas beruhigt hatte und an einen sichereren Ort gehen sollte.
    Da ich schon am Malak-Kreisel war, schaute ich im Büro herein und begrüßte ein paar Leute, die noch an der Arbeit saßen. Melestav war da. Ich fragte: »Gehst du eigentlich nie nach Hause?«
    »Tja, nun, im Augenblick geht es richtig los, und wenn ich nicht alles organisiere, bauen diese Tölpel doch nur Mist.«
    »Herth ist immer noch hinter uns her?«
    »Hier und da. Die große Neuigkeit ist, daß das Imperium in Süd-Adrilankha einmarschiert ist.«
    »WAS?«
    »Vor ungefähr einer Stunde ist eine komplette Kompanie Phönixwachen gekommen und hat die Gegend besetzt wie eine ostländische Stadt.«
    Ich starrte ihn an. »Ist jemand verletzt worden?«
    »Ein paar Dutzend Ostländer wurden getötet und verletzt, nehme ich an.«
    »Kelly?«
    »Nein, keiner von seinen Leuten. Die sind abgehauen, erinnerst du dich?«
    »Stimmt. Welchen Grund hat das Imperium angegeben?«
    »Störungen der Ordnung, solches Zeug. Das hast du also nicht erwartet?«
    »Nicht so schnell oder mit solcher Gewalt oder mit Todesopfern.«
    »Na ja, man kennt ja die Phönixwachen. Die hassen es sowieso, sich mit Ostländern abzugeben.«
    »Ja. Hast du Kellys neue Adresse?«
    Er nickte und kritzelte sie auf einen Zettel. Ich schaute kurz drauf und sah, daß ich sie finden würde; sie war nur ein paar Häuser von der alten entfernt.
    »Ach, übrigens«, meinte Melestav, »Stock möchte dich sprechen. Er dachte eigentlich an morgen, aber er ist noch hier, weil er sehen wollte, ob du vielleicht mal reinschaust. Soll ich ihn holen?«
    »Ja, na gut. Schick ihn rein.«
    Ich ging in mein Büro und setzte mich. Ein paar Minuten später kreuzte Stock auf. Er fragte: »Kann ich dich mal kurz sprechen?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Du kennst doch Bajinok?« fragte er.
    »Ja.«
    »Er wollte, daß ich ihm helfe, dir eine Falle zu stellen. Du hast mal gesagt, du würdest über so was Bescheid wissen wollen.«
    Ich nickte. »So ist es. Also, du kriegst einen Bonus.«
    »Danke.«
    »Wann hat er dich angesprochen?«
    »Vor einer knappen Stunde.«
    »Wo?«
    »In der Flamme.«
    »Wer war bei dir?«
    »Niemand.«
    »In Ordnung. Sei vorsichtig.«
    Stock nuschelte irgendwas und ging hinaus. Ich mußte blinzeln. Waren mir denn jegliche Furcht oder Schrecken fremd? Oder war ich schon zu abgedreht, als daß es mich interessierte? Nein, es interessierte mich. Ich hoffte, daß ihm nichts zustieß. Er war schließlich auch derjenige gewesen, der Quaysh erkannt hatte, und die beiden Tatsachen zusammengenommen könnten ihn zu einem sehr verlockenden Ziel machen.
    Sogar zu einem unwiderstehlichen Ziel.
    Und warum sollten sie warten? Vor einer Stunde, hatte er gesagt? Das war kein besonders schwieriger Auftrag, und Herth hatte Leute auf seiner Gehaltsliste, die die simpelsten Schlitzersachen ausführten, weil sie einfach dazugehörten.
    Ich stand auf. »Melestav!«
    »Ja, Boß?«
    »Ist Stock schon weg?«
    »Ich glaube schon.«
    Fluchend stürzte ich ihm hinterher. Ein kleines Stimmchen in
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