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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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Wen?«
    Da wanderte sein Blick zu dem Jhereg, der meinen Umhang zierte. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sagte: »Ich will da nicht reingezogen werden.«
    Da konnte ich nicht anders, ich mußte grinsen. »Wieviel tiefer kannst du denn noch reingezogen werden?«
    »Na ja, aber –«
    Ich machte ihm ein paar Schmerzen. Er jaulte auf. Ich fragte: »Wer beschützt dich?«
    Er nannte einen ostländischen Namen, den ich nicht kannte. Ich nahm das Messer ein Stück von seinem Gesicht weg, lockerte den Griff ein wenig und sagte: »Gut. Ich arbeite für Kelly. Du weißt, wen ich meine?« Er nickte. Ich fuhr fort: »Gut. Ich will dich nicht mehr auf der Straße sehen. Nie mehr. Dein Geschäft ist ab sofort geschlossen, klar?« Er nickte wieder. Dann nahm ich mir eine Haarsträhne von ihm, säbelte sie mit dem Messer ab, hielt sie ihm vors Gesicht und steckte sie dann in meinen Umhang. Er bekam große Augen. Ich erklärte: »Ich kann dich jetzt jederzeit ausfindig machen. Kapiert?« Er hatte es kapiert. »Also, ich komme in ein paar Tagen zurück. Dann werde ich die feine junge Dame sehen wollen, mit der ich eben gesprochen habe. Und ich will feststellen, daß ihr nicht weh getan wurde. Andernfalls werde ich Teile von dir mit nach Hause nehmen. Wenn ich sie nicht finden kann, werde ich mich nicht nur mit Teilen begnügen. Hast du das begriffen?« Anscheinend drang ich noch zu ihm durch; er nickte. Ich sagte: »Gut«, und ließ ihn dort zurück. Die Dirne war nicht mehr zu sehen.
    Ich verließ das Gasthaus und lief etwa eine halbe Meile nach Westen und betrat ein kleines Kellerlokal. Dessen Gastwirt, einen häßlichen, verkniffenen Wicht, fragte ich, ob er wisse, wo ich mich ein bißchen amüsieren könne.
    »Amüsieren?«
    »Genau. Du weißt schon, Shereba, S’yang-Steine, solche Sachen.«
    Er schaute mich leer an, bis ich ihm einen Imperial über den Tresen schob. Dann gab er mir eine Adresse ganz in der Nähe. Ich folgte seiner Beschreibung, und, wie sollte es anders sein, dort waren drei Sherebatische in Betrieb. Ich suchte mir den Kerl, der den Laden führte. Er lehnte mit der Stuhllehne an der Wand und döste. Ich sagte: »Hallo. Tut mir leid, wenn ich störe.«
    Er machte ein Auge auf. »Hä?«
    Ich sagte: »Du kennst Kelly?«
    »Hä?«
    »Kelly. Du weißt schon, der Kerl, der hier alles dicht –«
    »Ja, ja. Was ist mit ihm?«
    »Ich arbeite für ihn.«
    »Hä?«
    »Der Laden hier ist zu. Nichts geht mehr. Dicht. Die sollen alle verschwinden.«
    Der Raum war nur klein, und ich hatte mich nicht bemüht, leise zu sprechen. Die Kartenspiele hatten aufgehört, und alle glotzten mich an. Genau wie der Zuhälter, sah auch dieser Kerl den stilisierten Jhereg auf meinem Umhang. Er wirkte erstaunt. »Hör mal«, sagte er, »ich weiß nicht, wer du bist oder was für ein Spielchen du hier spielst –«
    Ich bediente mich eines Tricks der Phönixwachen: Ich schmierte ihm eine mit dem Heft meines Dolches, dann ließ ich ihn vor ihm aufblitzen. Ich fragte: »Wird dir jetzt einiges klarer?« Ich hörte hinter mir Bewegungen.
    »Ärger, Loiosh?«
    »Nein, Boß. Die hauen ab.«
    »Gut.«
    Als der Raum leer war, ließ ich den Kerl aufstehen. Ich sagte: »Ich werde dich kontrollieren. Wenn dieser Laden wieder Geschäfte machen sollte, krieg ich dich am Arsch. Und jetzt raus!«
    Er hetzte davon. Ich folgte langsamer. Weil mir danach war, gestattete ich mir ein kurzes, böses Auflachen. Als ich schließlich fertig war, ging es schon auf den Abend zu, und ich hatte drei Huren, genausoviel Zuhälter, zwei Spielhöllen, einen Buchmacher und einen Wäscher verängstigt.
    Ein guter Arbeitstag, fand ich. Ich machte mich wieder auf den Weg ins Büro, um mit Kragar zu reden, damit der zweite Teil meines Plans anrollen konnte.
     
     
    Kragar fand, ich sei durchgedreht.
    »Du bist durchgedreht, Vlad.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Die werden dir einfach alle abhauen.«
    »Ich werde sie aber weiter bezahlen.«
    »Wie?«
    »Ich bin reich, weißt du nicht mehr?«
    »Wie lange wird das reichen?«
    »Ein paar Wochen, und ich brauche nur eine.«
    »Eine?«
    »Ja. Ich habe den heutigen Tag damit verbracht, Herth und Kelly aufzuwiegeln und gegeneinander zu hetzen.« Ich legte ihm kurz eine Zusammenfassung meiner Aktivitäten dar. »Die werden vielleicht jeder einen Tag brauchen, um dahinterzukommen, wer es wirklich war. Herth wird mit allem, was er hat, hinter mir her sein, und Kelly …«
    »Ja?«
    »Wart’s nur ab.«
    Er seufzte. »Na schön.
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