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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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meinem Kopf sagte: »Falle«, und ich überlegte. Dann machte ich die Tür auf und ließ Loiosh vorausfliegen. Ich trat auf die Straße und schaute mich um.
    Tja, ja und nein.
    Ich meine, es war eine Falle, aber nicht ich sollte hineingelockt werden. Ich sah Stock, und ich sah auch die Gestalt, die sich schnell hinter ihm näherte. »Stock!« rief ich, und er drehte sich um und trat zur Seite, als ein schattenhaftes Wesen auf ihn zusprang und dann ins Taumeln geriet. Mit einem dumpfen Schlag hieb Stock den Attentäter nieder, der schließlich zu Boden ging. Erst da wurde mir bewußt, daß ich ein Messer geworfen hatte. Ich ging zu den beiden.
    Stock zog das Messer aus dem Rücken der Person vor unseren Füßen, wischte es an dessen Umhang sauber und überreichte es mir. Ich ließ es verschwinden. »Hast du ihn erledigt?«
    Stock schüttelte den Kopf. »Er wird schon wieder, glaube ich, wenn er aufwacht, bevor er verblutet. Sollen wir ihn von der Straße schaffen?«
    »Nein. Laß ihn liegen. Ich sage Melestav Bescheid, daß er Bajinok wissen läßt, wo er ist, dann können sie selber aufräumen.«
    »Also gut. Danke.«
    »Nicht der Rede wert. Paß auf dich auf, ja?«
    »Ja.« Er schüttelte den Kopf. »Manchmal frage ich mich, warum ich in diesem Berufszweig bin.«
    »Hmm«, machte ich. »Ich auch.«
    Ich ging wieder nach drinnen und gab Melestav die nötigen Anweisungen. Er wirkte nicht überrascht, aber das hatte ich bei ihm auch nicht mehr erlebt, seit ich einmal Kiera die Diebin ins Büro eingeladen hatte.
    Ich setzte mich an meinen Tisch und schob jeden Gedanken an die Phönixwachen und ihre Anwesenheit in Süd-Adrilankha und meine Verantwortung dafür beiseite. Nicht, daß es mich nichts anging, aber ich steckte gerade in einem Krieg, und wenn ich mich ständig ablenken ließ, würde ich einen Fehler begehen, und danach wäre ich nicht mehr in der Lage, Cawti oder Stock oder mich oder sonstwen zu beschützen.
    Ich hatte einen Krieg zu gewinnen.
    Vor einiger Zeit war ich einmal in einen Krieg verwickelt gewesen, aktiv, nicht bloß als Mitläufer. Da hatte ich die Bedeutung von Informationen gelernt, davon, als erster zuzuschlagen, den Feind aus dem Gleichgewicht zu bringen und das eigene Gebiet und die Leute darin umfassend zu beschützen.
    Herths Organisation war größer als meine, aber da ich selber einen Krieg auf allen Ebenen begonnen hatte, waren mir ein paar anständige Schläge gegen ihn gelungen. Zusätzlich hatte ich einigermaßen sichergestellt, daß er meiner Organisation keinen Schaden zufügen konnte. Natürlich hat das zu einem drastischen Rückgang an Einkünften geführt, aber ich war im Augenblick ganz gut bei Kasse, und ich glaubte auch nicht, daß es lange dauern würde. Ich hatte eigentlich nicht die Absicht oder die Erwartung, diesen Krieg auf die gewöhnliche Weise zu gewinnen, ich wollte Herth nur ins Freie zwingen, damit ich ihn umlegen konnte. Das wollte ich erreichen, indem ich in seinem Gebiet ein solches Durcheinander anrichtete, daß er persönlich eingreifen mußte, um alles beisammenzuhalten.
    Wenigstens war das der halbe Plan. Die Hälfte mit Kelly war schwieriger, aber ich hatte noch Hoffnung. Verdammte Phönixwachen, dachte ich. Verdammte Imperatorin. Verdammter Lord Khaavren. Aber Kelly steckte weiterhin im gleichen Schlamassel. Ich meine, was blieb ihm für ein Ausweg, wenn alle anderen sich wie erwartet verhielten? Und wahrscheinlich war ihm das auch klar, wenn man sich Cawtis Reaktion ansah –
    Als ich an Cawti dachte, zerfielen meine Pläne und Listen zwischen meinen Fingern, wo sie für mich getanzt hatten. Einen Augenblick lang sah ich nur sie und fluchte still vor mich hin.
    »Dann rede mit ihr, Boß.«
    »Das habe ich gerade versucht, weißt du noch?«
    »Nein, du hast mit ihr gestritten. Was, wenn du ihr den gesamten Plan verrätst?«
    »Er wird ihr nicht gefallen.«
    »Aber vielleicht ist sie dann nicht mehr ganz so aufgebracht wie jetzt.«
    »Ich bezweifle, daß es einen Unterschied macht.«
    »Boß, du erinnerst dich doch daran, daß es dich damals so aufgeregt hat, daß sie dir nicht erzählt hatte, als sie sich mit Kelly und diesen Leuten eingelassen hat?«
    »Ja … stimmt.«
    Ich saß ein bißchen da, dann ging ich zur Eingangstür und scheuchte meine Leibwächter weg. Ich atmete tief durch, prüfte, ob ich klare Gedanken fassen konnte, verband mich mit dem Gestirn, formte die Fäden der Kraft, wickelte sie um mich selbst und zurrte sie fest. Es zog
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