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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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dabei sein. Also laß das überhebliche Gehabe fallen; es beeindruckt mich nicht.«
    Ich war darauf vorbereitet, ihn explodieren zu sehen, aber das tat er nicht. Nicht einmal die Augen hat er fester zusammengekniffen. Nur weiter auf mich geguckt, als würde er mich untersuchen. Er fragte: »Du weißt nicht, auf was wir aus sind? Nach allem, was du erlebt hast, weißt du wirklich nicht, auf was wir aus sind?«
    Ich sagte: »Ich habe die Phrasen schon gehört.«
    »Hast du auch richtig zugehört?«
    Ich grunzte. »Wenn alles, was die Leute hier schnattern, von dir stammt, dann habe ich gehört, was du zu sagen hast. Deshalb bin ich nicht hergekommen.«
    Er lehnte sich noch ein bißchen weiter zurück. »Das ist alles, was du gehört hast, hm? Nachgeplapperte Phrasen?«
    »Genau. Aber wie ich schon sagte, deshalb bin ich nicht –«
    »Hast du den nachgeplapperten Phrasen richtig zugehört?«
    »Ich habe doch schon gesagt –«
    »Hast du denn nie mehr verstanden, als du in Worte fassen konntest? Viele Leute fühlen sich nur von den Schlagworten angesprochen – aber das tun sie, weil die Schlagworte wahr sind und in ihrem Herzen und ihrem Dasein ein Feuer entzünden. Und was diejenigen angeht, die nicht selbständig’ denken wollen, wir bringen es ihnen trotzdem bei.« Beibringen? Da dachte ich plötzlich daran, wie ich gelauscht hatte, als sie Cawti ausgeschimpft hatten, und fragte mich, ob sie so etwas ›beibringen‹ nannten. Aber Kelly sprach weiter: »Hast du mit Paresh gesprochen? Oder mit Natalia? Hast du jemals, wenigstens einmal, ihren Worten zugehört ?«
    »Hör mal –«
    Er rutschte ein kleines bißchen in seinem Sessel vorwärts. »Aber das ist alles egal. Wir sind nicht hier, weil wir uns dir gegenüber rechtfertigen wollen. Wir sind Teckla und Ostländer. Und zwar besonders der Teil dieser Gruppe, der begreift, was er tut.«
    »Ja? Und was tut ihr?«
    »Wir verteidigen uns auf die einzige Art, die wir kennen, die einzige, die es gibt – indem wir uns vereinen und die Kraft benutzen, die uns gemäß unserer Rolle in der Gesellschaft eigen ist. Damit können wir uns gegen das Imperium verteidigen, wir können uns gegen den Jhereg verteidigen, und wir können uns gegen dich verteidigen.«
    Tanderadei. Ich fragte: »Tatsächlich?«
    Und er: »Ja.«
    »Was hält mich davon ab, dich zu töten, zum Beispiel jetzt?«
    Er hat nicht einmal geblinzelt, was ich für Prahlerei halte, ein Dzur mutig finden würde und ein Jhereg dämlich. Er sagte: »Na gut. Dann mach mal.«
    »Das könnte ich, du weißt das.«
    »Dann mach es.«
    Ich fluchte. Natürlich habe ich ihn nicht umgebracht. Das wäre etwas, wovon ich wußte, Cawti würde es mir nie verzeihen, und es würde ohnehin zu nichts führen. Ich brauchte Kelly, damit er seine Organisation Herth in den Weg stellte und den Phönixwachen, damit alles ordentlich aufgeräumt werden konnte. Aber vorher mußte ich Cawti aus der Schußlinie wissen.
    Mir fiel auf, daß Kelly mich weiter im Blick hatte. Ich fragte: »Du existierst also nur, um dich und die Ostländer zu verteidigen?«
    »Und die Teckla, ja. Und die einzige Verteidigung ist – aber ich vergaß; es interessiert dich nicht. Du bist ja so damit beschäftigt, ein Vermögen über einen Berg von Leichen zu schieben, daß du keine Zeit hast, jemand anderem zuzuhören, nicht wahr?«
    »Wie poetisch«, spottete ich. »Schon mal was von Torturi gelesen?«
    »Ja«, erwiderte Kelly. »Wint ist mir lieber. Torturi ist gerissen, aber seicht.«
    »Ähm, genau.«
    »Ähnlich wie Lartol.«
    »Ja.«
    »Sie entstammen der gleichen Dichterschule und der gleichen Epoche, historisch gesehen. Das war nach dem Wiederaufbau am Ende der neunten Regierungszeit der Vallista, und die Aristokratie war von Bitterkeit erfüllt, besonders gegenüber –«
    »Schon gut, schon gut. Du bist ziemlich belesen für einen … was auch immer.«
    »Ich bin Revolutionär.«
    »Ja. Vielleicht bist du auch selber ein Vallista. Erschaffen und zerstören, alles in einem. Nur bist du in beidem nicht sonderlich effektiv.«
    »Nein«, gab er zu. »Wäre ich in einem der Dragaeranischen Häuser, wäre es das der Teckla.«
    Ich grunzte. »Das hast du gesagt, nicht ich.«
    »Ja. Und es ist noch etwas, das du nicht verstehst.«
    »Kein Zweifel.«
    »Aber was ich sage, gilt auch für dich –«
    »Vorsichtig!«
    »Und alle Menschen. Die Teckla sind als das Haus der Feiglinge bekannt. Ist Paresh ein Feigling?«
    Ich biß mir auf die Lippen. »Nein.«
    »Nein.
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