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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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denn damit würden sie offenlegen, wie eng der Jhereg an das Imperium gebunden ist, und der Jhereg selbst würde zurückschlagen müssen, und das totale Chaos wäre die Folge. Sie wissen, was wir tun können, aber sie haben keine Ahnung, was wir tun werden, also können sie bloß ihre Soldaten herschicken und hoffen, daß wir einen Fehler machen und das Vertrauen der Massen verlieren, damit sie uns vernichten können – sowohl unsere Bewegung als auch die Bürger.«
    Ich starrte ihn an. »Glaubst du das alles wirklich? Du hast mir bis jetzt nicht erzählt, was Herth davon abhalten soll, sechs oder sieben Attentäter herzubringen und euch einfach auszuräuchern.«
    »Wolltest du nicht selber Herth gegen das Imperium ausspielen?«
    »Ja.«
    »Nun, das hättest du nicht tun müssen. Wir hätten die Stadt beinahe übernommen, als der Jhereg das letzte Mal einen unserer Leute getötet hat, und der Jhereg weiß sehr genau, daß das Imperium, wenn so etwas erneut geschieht, gegen ihn vorgehen muß. Wie würde das diesen Herth betreffen?«
    »Schwer zu sagen. Er verzweifelt allmählich.«
    Kelly schüttelte abermals den Kopf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Ich beobachtete ihn. An wen erinnerte er mich? Aliera vielleicht, mit dieser Selbstsicherheit. Oder Morrolan, mit diesem Gefühl, daß er, tja, selbstverständlich jeden vernichten konnte, der ihm im Weg stand, denn so ist es nun einmal. Ich weiß nicht. Keine Frage, dieser Mann war brillant, aber – ich wußte es damals nicht, und ich weiß es auch heute nicht.
    Gerade wollte ich meine nächste Erwiderung überlegen, da hob Kelly unvermittelt den Kopf und Loiosh drehte sich gleichzeitig schnell um. Kelly sagte: »Hallo, Cawti.«
    Ich habe mich nicht umgedreht. Loiosh hat zu fauchen angefangen, und ich hörte Rocza zurückfauchen. Loiosh flog davon, und ich hörte Flügelschlagen und einiges Gefauche. Cawti sagte: »Hallo, Vlad. Erinnern die beiden dich an irgendwas?«
    Da habe ich mich dann doch umgedreht, und sie hatte Ringe unter den Augen. Verhärmt und erschöpft sah sie aus. Ich wollte sie in den Arm nehmen und sagen, daß alles in Ordnung sei, nur habe ich mich nicht getraut, und es stimmte ja auch nicht. Kelly war aufgestanden und gegangen. Wahrscheinlich hat er erwartet, daß ich ihm dafür danke.
    Als er draußen war, sagte ich: »Cawti, ich will dich da raus haben. Dieses Grüppchen wird zertreten werden, und ich möchte dich in Sicherheit wissen.«
    Sie sagte: »Ja, ich bin letzte Nacht dahintergekommen, nachdem ich fort war.«
    Ihre Stimme klang leise, und ich konnte keine Härte und keinen Haß darin hören. Ich fragte: »Ändert das was?«
    »Ich bin nicht sicher. Du willst, daß ich mich zwischen meinen Überzeugungen und meiner Liebe entscheide.«
    Ich schluckte. »Ja, ich denke, so sieht es aus.«
    »Bist du sicher, daß es sein muß?«
    »Ich will, daß du in Sicherheit bist.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Das ist eine andere Geschichte. Das gehört nicht hierher.«
    »Du hast all das nur getan, weil –«
    »– ich dein Leben retten wollte, verdammt!«
    »Nicht, Vlad. Bitte.«
    »Tut mir leid.«
    »Du hast es getan, weil du so sehr von Herths Stärke überzeugt bist, daß du nicht sehen kannst, wie schwach er ist im Vergleich zu der bewaffneten Kraft der Massen.«
    Ich wollte ihr sagen, sie solle das Gerede über die »bewaffnete Kraft der Massen« für sich behalten, aber ich tat es nicht. Ich dachte kurz darüber nach. Nun, ja, wenn die Massen bewaffnet waren und Anführer hatten, denen sie vertrauten und so weiter, ja, dann konnten sie stark sein. Wenn, wenn, wenn. Ich fragte: »Was, wenn ihr euch irrt?«
    Zu meiner Überraschung schwieg sie tatsächlich einen Moment und überlegte. Dann sagte sie: »Weißt du noch, draußen vor dem anderen Haus, als die Phönixwachen auftauchten? Herth hat einfach dagestanden, als diese Dragonlady sein Gesicht zerschnitten hat. Er hat sie gehaßt und wollte sie töten, aber er hat nur dagestanden und es über sich ergehen lassen. Wer war da stärker?«
    »Gut, die Dragonlady. Weiter.«
    »Die Dragonlady hat einfach nur dagestanden, mit ihren Truppen und allem, während Kelly unsere Forderungen verlesen hat. Kannst du wirklich glauben, daß Kelly stärker ist als ein Dragonkrieger?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Die Kraft lag in der bewaffneten Macht der Massen. Du hast es gesehen. Und du glaubst, du, alleine, bist stärker als sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du gibst zu, daß du dich womöglich

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