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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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nicht.«
    »Bist du bekloppt?« Ich machte einen weiteren Schritt. Herths Gesicht war absolut ausdruckslos.
    »Nein«, sagte Kelly.
    »Na, dann ist ja gut.«
    »Töte ihn nicht.«
    Ich hielt inne und trat einen Schritt zurück. »Also gut«, sagte ich. »Warum?«
    »Er ist unser Feind. Wir haben ihn jahrelang bekämpft. Wir brauchen dein Eingreifen nicht, du mußt es nicht für uns erledigen, und wir brauchen keine Imperiale Untersuchung seines Todes, noch weniger eine des Jhereg.«
    Ich erwiderte: »Es fällt dir vielleicht schwer, das zu glauben, aber ich gebe eigentlich kein Tecklaquieken darum, was du brauchst oder nicht. Wenn ich ihn jetzt nicht töte, bin ich tot. Das hatte ich zwar eh gedacht, aber anscheinend hat alles so geklappt, daß ich unter Umständen weiterlebe. Ich werde nicht –«
    »Ich glaube, du kannst es einrichten, daß er nicht hinter dir her sein wird, ohne daß du ihn dafür töten mußt.«
    Ich kniff die Augen zusammen. Irgendwann sagte ich: »Na schön, wie?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Kelly. »Aber sieh dir seine Lage an. Du hast seine Organisation fast vollständig zerschlagen. Er wird alles brauchen, was er hat, nur um sie wieder zusammenzusetzen. Er ist in einer Position der Schwäche. Du kannst dir was einfallen lassen.«
    Ich sah mir Herth an. Kein Gesichtsausdruck. Ich sagte: »Im besten Fall heißt das nur, daß er warten muß.«
    »Kann sein«, meinte Kelly.
    Ich wandte mich ihm zu. »Woher weißt du so viel über unsere Vorgehensweisen und darüber, in welcher Lage er ist?«
    »Es ist unsere Aufgabe, alles zu wissen, das uns oder diejenigen betrifft, die wir repräsentieren. Wir haben ihn auf die eine oder andere Weise seit Jahren bekämpft. Wir müssen wissen, wie er ist und wie er arbeitet.«
    »Na gut. Mag sein. Aber du hast mir noch nicht gesagt, warum ich ihn leben lassen sollte.«
    Kelly blinzelte mich an. »Weißt du eigentlich«, fragte er, »daß du ein wandelnder Widerspruch bist? Dein Ursprung ist in Süd-Adrilankha, du bist Ostländer, aber dennoch hast du dein Leben lang daran gearbeitet, das zu verleugnen und die Einstellung der Dragaeraner anzunehmen, fast ein Dragaeraner zu sein, mehr noch, ein Aristokrat –«
    »Das ist ein Haufen –«
    »Zeitweise bedienst du dich der Sprache der Aristokratie. Du arbeitest, nicht damit du reich wirst, sondern mächtig, weil dies die Aristokratie am meisten schätzt. Und dennoch hast du gleichzeitig einen Schnurrbart, um deine Herkunft aus dem Ostreich zu bekennen, und du identifizierst dich so stark mit den Ostländern, daß du, wie ich gehört habe, bisher nie deinen Beruf an einem ausgeübt und sogar ein Angebot zur Ermordung von Franz ausgeschlagen hast.«
    »Und, was soll das –«
    »Jetzt mußt du wählen. Ich bitte dich nicht, deinen Beruf aufzugeben, so verachtenswert er auch ist. Eigentlich bitte ich dich um gar nichts. Ich sage dir, es ist im Interesse unseres Volkes, daß du diese Person nicht umbringst. Mach, was du willst.« Er drehte sich weg.
    Ich biß mir auf die Lippe, zuerst mal überrascht, daß ich überhaupt darüber nachdachte. Dann schüttelte ich den Kopf. Ich dachte an Franz, den es wahrhaftig gefreut hat, daß sein Name nach seinem Tod zur Propaganda benutzt wurde, und an Sheryl, die wahrscheinlich genauso empfinden würde, und ich dachte an alles, was Kelly mir bei unseren letzten Unterhaltungen erzählt hatte, und an Natalia, und ich erinnerte mich an das Gespräch mit Paresh vor so langer Zeit, und den Blick, mit dem er mich am Ende bedacht hatte. Jetzt begriff ich ihn.
    Die meisten Menschen haben nie die Wahl, zu welcher Seite sie gehören wollen, aber ich hatte sie. Das hat Paresh mir erzählt und Sheryl und Natalia. Franz hatte gedacht, ich hätte schon gewählt. Cawti und ich waren an einem Punkt, wo wir uns entscheiden konnten. Cawti hatte es getan, und jetzt war es an mir. Ich fragte mich, ob ich wohl einfach entscheiden konnte, zwischen allen zu verharren.
    Plötzlich war es einerlei, daß ich von Fremden umgeben war. Ich drehte mich zu Cawti und sagte: »Ich sollte euch beitreten. Das weiß ich. Aber ich kann nicht. Oder ich werde es nicht tun. Ich nehme an, darauf läuft es hinaus.« Sie sagte nichts. Auch sonst niemand. In der ekelhaften Stille dieses häßlichen kleinen Zimmers habe ich einfach weitergeredet.
    »Was ich auch für ein Ding geworden sein mag, es kann nicht über sich selbst hinausblicken. Ja, ich würde gerne irgendwas zum Wohle der Menschheit tun, wenn du das so

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