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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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in den Kolonien nicht so großen Wert auf Herkunft und Familie legt.«
    Ich mußte daran denken, wie sehr sich der Colonel über diesen Ausspruch gefreut hätte.
    »Ich bekam eine Anstellung in Dickies Büro«, fuhr Gloria fort. »Er schien Gefallen an mir zu finden, und ich hielt es für eine gute Lösung. Kennen Sie sein Haus? Er hat eine große Villa mit einem wundervoll gepflegten Garten und englischem Rasen. In allen Zimmern liegen echte Teppiche. Und er ist gut und nett und verwöhnt mich. Ich dachte, mehr könne man vom Leben nicht verlangen, aber jetzt...«
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte; dann beschloß ich, die ältere, erfahrenere, verheiratete Freundin zu spielen. »Gloria, Sie sind jung und sehr hübsch. Die Männer bewundern Sie. Glauben Sie nicht, daß Sie mit einem Partner Ihres Alters glücklicher wären?«
    »Doch. Das ist jetzt auch mir klar. Aber mein Gott, es ist schwer, sich mit Anstand zurückzuziehen. Larry allerdings wäre mir wohl kaum böse. Ich weiß, wie sehr sie gegen meine Heirat mit Dickie ist.«
    »Es wäre dumm, nur zu heiraten, um verheiratet zu sein.«
    »Das ist es ja gar nicht, sondern, wie ich Ihnen schon sagte — Sicherheit und... Ich geniere mich nicht, Susan, Ihnen gegenüber offen zu sein, denn Sie waren immer nett zu mir, aber...«
    Bis zum heutigen Tag weiß ich nicht, was sie mir anvertrauen wollte, denn in diesem Moment drang ein herzzerreißender Schrei aus unserem Zelt, und Alison — die beherrschte und wohlerzogene Alison — kam ins Freie gestürzt, führte einen wahren Veitstanz auf und wühlte dabei verzweifelt in ihrem Haar.
    Das weckte natürlich die Männer auf. Julian war zuerst auf den Beinen und schoß wie ein Pfeil aus dem Männerzelt, während Sam nur brummte und dann verschlafen meinte: »Ich nehme an, daß sie ihr verfluchtes Zelt angezündet haben.«
    »Sie saß auf meinem Kopfkissen«, keuchte Alison. »Und dann hat sie sich in mein Haar verkrochen. Mein Gott, Julian, sie krabbelt mit ihren tausend Beinen darin herum.«
    »Mit tausend Beinen? Was denn? Was ist denn los? Reiß dir doch nicht die Haare aus.«
    »Das ist mir egal. Es bohrt sich in meinen Kopf. Julian, bitte, hilf mir doch. Hol’s ’raus!«
    Inzwischen hatte sich Sam doch aufgerafft und kam mit einer Taschenlampe bewaffnet aus dem Zelt. Julian suchte in Alisons dichtem Haar und brachte endlich eine riesige, dicke Spinne zum Vorschein. Seine Selbstaufopferung war bemerkenswert, denn Julian ist allergisch gegen Insekten.
    Aber was tat man nicht alles! Er schmiß das eklige Tier auf den Boden und zertrampelte es. Alison entschuldigte sich. »Es tut mir wahnsinnig leid«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Ich habe irgend etwas krabbeln hören, knipste meine Taschenlampe an und sah dieses fürchterliche Biest auf meinem Kopfkissen sitzen und mich gierig anstarren. Mein Gott, was müßt ihr von mir denken.«
    »Unsinn«, entgegnete Julian. »Spinnen sind eben deine Achillesferse. Nun geh wieder schlafen.«
    Eine kleine Achillesferse, verglichen zu seiner, die das gesamte Insektenreich umfaßt, dachte ich.
    »Nicht, bevor jemand nachgeschaut hat, ob das Biest nicht seinen älteren Bruder mitgebracht hat«, sagte Alison. »Diese Dinger gehen immer zu zweit auf die Jagd.«
    Julian lachte und bat um Erlaubnis, unser Zelt durchsuchen zu dürfen. Larry, die inzwischen zu uns herausgekommen war, sagte ihm, er solle auch gleich noch in ihrem Bett nachschauen. Sie hätte auch nicht gerade viel für Spinnen übrig. »Gott sei Dank sind wenigstens die Kinder nicht aufgewacht«, sagte Alison. »Ich weiß, daß es egoistisch ist, aber ich habe eine wahnsinnige Angst vor allem, was kriecht und krabbelt und hüpft. Und dann noch in meinem Haar!«
    Wenn es überhaupt noch möglich gewesen war, Julians Begeisterung zu steigern, hatte es diese Spinne geschafft. Denn wie fast alle Männer entdeckte er durch sie mit Freude, daß sich die elegante, wohlerzogene Alison wie ein Kind benehmen konnte. Von diesem Zwischenfall an war sie für ihn die unwiderstehlichste aller Frauen, ein wundervolles Geschöpf, das man anbeten und beschützen mußte.
     

12
     
    Am nächsten Morgen waren wir alle leicht gerädert. Paul hatte ein geschwollenes Lid. Julian — wir hätten nie gedacht, daß auch nur ein Moskito es wagen würde, ihn anzugehen — hatte einige rote Hörner auf der Stirn, und Vivian Wards Kinn sah aus wie ein Schlachtfeld. Nur Onkel Richard war verschont geblieben.
    Dank meiner großzügigen

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