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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Seife.«
    Aber Gloria war keine Stoikerin und damit völlig ungeeignet für die Rauheiten des Lagerlebens. Sie war abgespannt, unglücklich und nervös, zog einen Pullover und eine lange Hose an, packte ihre Decken und Kissen zusammen und verschwand nach draußen.
    Danach trat langsam wieder Ruhe ein, und mir fielen die Augen zu. Doch die arme Gloria beunruhigte mich irgendwie. Ich wachte schon nach einer Stunde wieder auf und stellte fest, daß ihre Luftmatratze immer noch leer war. In einem Anfall von müder Verzweiflung zog ich eine Jacke an und ging hinaus. Sie lag wie ein Wickelkind in ihre Decken eingerollte unter dem Puriribaum.
    Als sie mich sah, steckte sie ihre Nase heraus und sagte: »Hallo, gemütlich, nicht wahr?«
    »Gloria, kommen Sie doch zurück ins Zelt und versuchen Sie zu schlafen. Der Geruch ist nicht so schlimm, und die Moskitos haben sich verzogen. Sie werden morgen todmüde sein.«
    Aber sie schüttelte heftig den Kopf. Sie war ein sehr hübsches Mädchen. Das Mondlicht machte ihre Züge weich und ließ jene harten Linien um ihren Mund verschwinden, die in den letzten Tagen noch mehr aufgefallen waren.
    »Ich möchte lieber hier draußen bleiben. Ich bin nicht müde und halte es drinnen einfach nicht aus. Es ist nicht nur der Geruch, Susan. Es ist einfach alles.«
    »Arme Gloria. Wir hätten Sie nicht hier in die Wildnis schleppen sollen.« Dann fühlte ich mich plötzlich schrecklich unehrlich, denn sie war ja der eigentliche Grund gewesen, daß wir jeden, vor allem Sam und Paul, die es uns am nächsten Morgen bestimmt Vorhalten würden, nicht nur in diese Wildnis geschleppt, sondern verschleppt hatten.
    Einen Moment lang war Schweigen, dann flüsterte Gloria: »Kann man uns hören? Von den anderen Zelten, meine ich.«
    »Unmöglich, es sei denn, wir schreien.« Mein Herz sank, denn ich wußte genau, daß ich nun zur Beichtschwester und Vertrauten gemacht wurde.
    »Sie sind nett, Susan. Nicht wie Larry. Sie ist hart und gefühllos.«
    Vielleicht lag etwas Wahres in Glorias Urteil, obwohl Larry mir gegenüber immer eine einwandfreie Freundin war. Aber, wie ich schon sagte, denkt sie eingleisig, und Gloria war ein Hindernis auf diesem Gleis. Außerdem — da hat Sam wohl recht — wird Larry zum Menschenfresser, wenn sie jemanden nicht leiden kann. Da mir das alles völlig bewußt war, konnte ich Gloria mit gutem Gewissen nichts entgegnen und schwieg.
    »Sie will natürlich nicht, daß Dickie heiratet«, fuhr sie fort. »Sie hat kein Geld, oder? Und er ist reich und hat keine Kinder, denen er sein Vermögen hinterlassen könnte.«
    Das brachte mich auf die Palme. Larry ist die letzte, die solche Berechnungen anstellen würde. Sie hat nicht die Bohne Geschäftssinn; manchmal würde Sams Los sogar leichter sein, wenn seine Frau ein Verhältnis zum Geld hätte. Aber es hatte keinen Sinn, sich darüber mit Gloria zu streiten. Sie dachte über diese Dinge eben anders. »O nein!« antwortete ich deshalb nur. »Wenn Larry etwas völlig egal ist, dann ist es Geld.«
    »Das kann nicht sein. Jede Frau liebt Geld.«
    Nun hatte ich noch mehr Mitleid mit ihr als vorher, denn es wurde mir klar, mit welchen Maßstäben sie das Leben maß. »Mein Gott«, entgegnete ich, »vielleicht brauchen wir alle ein gewisses Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.«
    »Sicherheit«, wiederholte sie sofort. »Genau das ist es. Aber Sie werden mich nicht verstehen. Sie haben einen Mann, Eltern und einen geregelten Hintergrund. Als ich zehn Jahre alt war, starben meine Eltern bei einem Fliegerangriff. Eine alte, unverheiratete Cousine meiner Mutter hat mich aufgezogen. Sie war arm wie eine Kirchenmaus. Sie hatte einen kleinen Laden und zählte jeden Pfennig. Das hat sie auch mir beigebracht. >Wenn du einmal hübsch werden solltest und heiraten willst<, sagte sie oft zu mir, >denk immer daran, daß äußere Dinge vergehen. Geld aber bleibt bestehen.<«
    »Arme Gloria«, antwortete ich nur. »Was für eine traurige Kindheit müssen Sie gehabt haben.«
    »Ja, es war traurig, aber ich habe mich davon freigemacht, sobald es ging. Ich hatte Maschinenschreiben und Stenografie gelernt, hatte ein paar recht gute Anstellungen und paßte genau auf, wie sich die gebildeten Leute ausdrücken und benehmen. Und ich habe gelernt, aus meinem Äußeren etwas zu machen. Aber ich kam in dem Kreis, in dem ich mich bewegte, nicht weiter. Deshalb fing ich an zu sparen und bin schließlich nach Neuseeland gefahren, denn ich hatte gehört, daß man

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