Tee und Toast
Anwendung des Mittels waren wir Frauen mit der gestörten Nachtruhe davongekommen. Gloria hatte natürlich die Nacht draußen unter ihrem Baum verbracht und schien zwar nicht müder als wir, aber sehr niedergeschlagen zu sein. Lydia war wie immer. Irgendwie hatte sie es fertiggebracht, die Kinder zu beschützen. Doch obwohl sie nicht zerbissen waren, waren Christopher und Christina unleidlich und weinerlich.
Es mußte etwas unternommen werden, um die ganze Gesellschaft aufzuheitern. Also nahmen wir die leidige Nebenerscheinung, durch das Feuer puterrote Gesichter zu bekommen, auf uns und kochten ein lukullisches Frühstück. Danach gingen die Männer angeln — sie waren zwar noch im wortkargen Stadium, aber ihre Laune hatte sich schon ein wenig gebessert. Onkel Richard, der sich hier bei uns nützlich machen wollte, blieb im Lager.
Er räumte das Männerzelt auf, suchte Holz und Kienspäne für unser Feuer und schlug schließlich Mrs. Forbes vor, mit ihr in den Busch zu gehen und — falls sie wolle — Farbfotografien von Pflanzen und Blumen zu machen, die sie besonders liebte. Lydia war begeistert. Gloria weniger. Sie wurde aufgefordert — allerdings nicht zu nachdringlich — doch mitzukommen, aber sie lehnte entschieden ab, machte ein schlechtgelauntes Gesicht und verzog sich mit einer Illustrierten in ihr Zelt.
Lydia und Onkel Richard, die Kamera schußbereit um den Hals, wanderten also los. Als sie außer Hörweite waren, sagte Larry: »Wenn doch dieser idiotische Onkel Richard nicht aus der Schule geplaudert und von seinen Nutzholzaktien erzählt hätte. Es lief alles so genau nach Plan.« Doch in diesem Punkt konnte ich sie vorerst beruhigen, da ich ja gestern auf dem Spaziergang die Versöhnung miterlebt hatte. Larry atmete erleichtert auf. »Und was hat dir die süße, kleine Gloria heute nacht ins Ohr geflüstert, Susan?« wollte sie wissen.
»Nicht viel. Sie hat harte Zeiten hinter sich. Keine Eltern und kein richtiges Zuhause.«
»Dafür wird sie es jetzt bald haben, fürchte ich. Onkel Richards Villa ist ziemlich pompös. Sie paßt zu Gloria. So gern ich ihn mag, aber in Möbeln, Kleidern, Schmuck und — Frauen hat er einfach keinen Geschmack. Doch ich glaube, er bessert sich.«
Die Männer saßen wie verlassene Möwen auf den Felsen, alle in gebührender Entfernung voneinander und nicht gerade besonders fröhlich. Paul hatte eine große Scholle gefangen, und Julian zog gerade eine zweite heraus, als wir ankamen. Vivian Ward starrte gelangweilt ins Wasser, und als er merkte, daß wir Gloria nicht mitgebracht hatten, rutschte er von seinem Felsen herunter und verschwand wortlos. Es war nicht schwer zu raten, wohin er sich verzog. Ich nahm an, daß er besser behandelt werden würde als der arme, alte Onkel Richard.
Aber Richard O’Neill schien bester Laune zu sein, denn eben tauchte er mit Lydia hinter den Felsen auf. »Wir suchen nach seltenen Algen«, rief er uns fröhlich zu und zog eine grüne Angelegenheit aus dem Wasser, die er Lydia triumphierend entgegenhielt. Die beiden waren völlig mit sich selbst beschäftigt, und Larry, Alison und ich setzten uns an den Strand, schauten unseren Männern zu und waren heilfroh, daß die Fische anbissen. Es dauerte nicht lange, bis auch Sam eine sehr beachtliche Scholle herauszog. Julian, der, seit Alison da war, einen recht unruhigen Eindruck machte, benützte diese Gelegenheit, um sich endlich zu uns zu gesellen. »Das sollte für eine Pfanne voll reichen«, sagte er. »Wie wollt ihr denn den Riesenfisch hier in Angriff nehmen? Ist der nicht zu alt zum Braten?«
»Der wird natürlich im Lagerofen geschmort«, antwortete Larry überlegen. »Mit Champignons gefüllt und flambiert. Laßt mich nur machen.«
»Dann schlage ich vor, lassen wir die restlichen Schollen im Meer und gehen baden. Es ist heute heiß genug, und ich glaube, wir werden den Schock aushalten.«
Wir gingen in unser Lager zurück, in einiger Entfernung gefolgt von Onkel Richard und Lydia. Lydia hatte den Arm voll Pflanzen und Grünzeug und unterhielt sich angeregt mit Richard O’Neill. Die Nutzholzaktien waren vergessen.
Sie kamen fröhlich und heiter zurück, aber ich war froh, daß wir den Zeltplatz zuerst erreicht hatten. Ich hatte mich nicht getäuscht. Gloria und Ward saßen sehr eng zusammen in unserem Zelt, als Larry plötzlich hineinplatzte und sich ziemlich betont entschuldigte. »Oh, pardon! Ich störe.«
»Aber nein, nicht im geringsten«, stammelte Gloria, und Vivian
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