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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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daß es wenig Männer im Alter von Onkel Richard gäbe, die so gut beieinander wären. Doch sie merkte sofort, daß das keine sehr glückliche Erwiderung gewesen war, und ließ deswegen ihren Mißmut an Julian aus, der sagte: »Wenn ich du wäre, würde ich die Butter wegwerfen. Ich habe heute morgen beobachtet, wie dieses liebe Hündchen von einem Rex daran herumgeschnuppert hat.«
    »Wirklich, Julian, du wirst zimperlich wie eine alte Jungfer. Aber das muß wohl eine Alterserscheinung sein. Die Butter ist nicht einmal ausgepackt. Wenn du nur ein Gramm gesunden Menschenverstandes hättest, müßtest du wissen, daß die Butter noch einwandfrei ist.«
    »Aber er hat am Papier herumgeschnüffelt.«
    »Na und?«
    »Ich esse nur Butter, wo auch das Einwickelpapier völlig sauber ist.«
    »Sauber! Es gibt kaum einen Hund, der so hygienisch ist wie Rex. Um dich schwirren wahrscheinlich mehr Bazillen herum als um meinen Hund.«
    Das war zuviel für Sam. »Bitte, Larry«, schaltete er sich entschieden ein, »dein süßer Rex mag so rein wie eine Lilie sein, aber er hat in einem Zeltlager nichts zu suchen. Er mußte ja unbedingt mit. Ich habe dir gleich gesagt, daß er...«
    »Ich weiß, ich weiß«, unterbrach Larry ihren Mann ziemlich schroff. »Du kannst dir deine ewigen Wiederholungen sparen. Wenn du mich fragst, hat Rex eine weitaus bessere Einstellung zum Lagerleben als ihr alle miteinander. Er macht nicht gleich aus jeder Mücke einen Elefanten. Glaubst du, er würde sich wegen eines Stückchens Butter oder eines Schweinchens aufregen? Außerdem macht er kein unfreundliches Gesicht.« Es kam so selten vor, daß Larry ernstlich in Wut geriet, daß wir sie alle nur anstarrten und Mund und Ohren aufsperrten.
    Doch schon im nächsten Moment lachte sie laut hinaus und entschuldigte sich. »Ich habe gerade Grund, so daherzureden — dabei habe ich immer gedacht, daß ich zum Pionier geboren bin. Es muß diese gräßliche Hitze sein. Ich glaube, es ist das beste, wir gehen alle schlafen und wachen lustig und gut gelaunt wieder auf — zumindest hoffe ich das für mich. Ich bin schon ein recht zänkisches Weib, nicht wahr, Sam?«
    Es war unerträglich heiß. Als wir wieder aufstanden, herrschte im Küchenzelt das reinste Chaos. Die umstrittene Butter war zerschmolzen, die Kondensmilch eingetrocknet, der Kuchen zu Bröseln zerfallen, die Tomaten von den Insekten aufgefressen. Ich dachte sehnsüchtig an die kühle Luft zu Hause, dreihundert Meter über dem Meeresspiegel.
    »Diese Hitze!« stöhnte ich eben vor mich hin, als Paul hereinkam und sich die Stirn wischte.
    »Ja, höllisch«, antwortete er. »Aber sie wird nicht mehr lange anhalten. Schau dir nur den Himmel an. Es wird ein Gewitter geben.«
    Ich trat vor das Zelt. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich das Bild geändert. Im Westen waren dicke schwarze Wolken aufgezogen. Über allem lag ein düsteres Leuchten. Ein unheilverkündender, schwacher Wind war aufgekommen und wehte durch die Baumspitzen. Das sonst so tiefblaue Meer nahm eine schwarzviolette Färbung an.
    Sam und Julian waren endlich aufgewacht und zogen jetzt fieberhaft alle Seilzüge und Spannschnüre nach.
    »Wo sind Lydia und die Kinder?« fragte ich.
    In dem Augenblick kam Alison aus unserem Zelt. »Ich habe unsere Betten zusammengerollt und auf Kisten und Schachteln verstaut«, sagte sie. »Gloria? Sie ist schon vor einer ganzen Weile aufgewacht und weggegangen. Ich würde mir keine Sorgen machen. Sie sah bestimmt das Gewitter kommen. Es zieht sich seit einer halben Stunde am Himmel hoch.«
    Lydia hatte es rechtzeitig bemerkt und war umgekehrt. Eben kam sie mit den beiden Kindern und Onkel Richard aus dem Busch. Sie erzählte begeistert, daß Mr. O’Neill wieder Farbaufnahmen gemacht habe. Onkel Richard machte einen fröhlicheren Eindruck als heute morgen, obwohl sein Schnupfen weiß Gott nicht besser geworden war.
    »Ich lerne eine Menge über Blumen und Pflanzen«, sagte er und strahlte uns an. »Das ist sehr interessant. Es nimmt einen richtig gefangen.« Es schien ihm gar nicht klar zu sein, daß in wenigen Minuten ein Heidengewitter loszubrechen drohte und seine süße, kleine Gloria nirgends zu finden war.
    Paul hatte die Zelte nochmals genauestens überprüft und meinte, sie müßten jetzt eigentlich einen kleinen Sturm aushalten. Aber es bestehe kein Zweifel, daß wir ordentlich durchweicht werden würden. Er war sehr zufrieden mit diesen feuchten Aussichten. »Unser Land hat Regen dringend nötig«,

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