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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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süße kleine Gloria hatte ihren wahren Charakter gezeigt, und er mußte endlich einsehen, was für ein bodenloser Narr er gewesen war. Das war für einen Mann, der ein Leben lang beliebt und erfolgreich gewesen war, keine erfreuliche Entdeckung.
    Ich schäme mich immer ein wenig, wenn ich daran denke, daß meine erste Reaktion nach dieser peinlichen Szene die war, meiner besten Freundin die Schuld zuschieben zu wollen. »Nun, zufrieden?« fragte ich sie. »Jetzt hast du erreicht, was du wolltest.«
    Aber in der nächsten Sekunde ärgerte ich mich schon über meine spitze Zunge, da Larry diesmal nicht versuchte, ein lustiges Gesicht aufzusetzen und über alles zu lachen. »Ach, Susan, hör doch auf«, antwortete sie mit einem Seufzen. »Es war scheußlich. Wie ich Szenen hasse. Sie benahm sich wie ein Gassenjunge. Es war beschämend.«
    »Es mußte so kommen, und es ist das beste so. Wenn der Krach sich nur nicht vor uns allen abgespielt hätte.«
    »Nun ist es schon zu spät. Was machen wir jetzt? Jemand muß versuchen, sie wenigstens etwas zu beruhigen. Ich nehme an, daß sie in unserem Zelt ist. Vielleicht solltest du zu ihr gehen, Susan, dich haßt sie noch am wenigsten von uns.«
    »Gut, am wenigsten, aber das ist nicht viel. Aber irgend etwas müssen wir tun; wir können sie nicht einfach in ihrem Zorn und den nassen Sachen sitzenlassen. Ich wollte, die Wahl träfe nicht ausgerechnet mich.«
    Mein Wunsch wurde erfüllt, denn aus dem Busch kam — zwar leicht durchnäßt, aber trotzdem noch elegant und selbstgefällig — Vivian Ward. Wir stürzten uns geradezu auf ihn.
    »Wo, um alles in der Welt, kommen Sie her?« fauchte Larry ihn an.
    »Warum haben Sie sich nicht um Gloria gekümmert? Sie hätten sie zumindest ins Lager zurückbringen können«, fügte ich hinzu.
    Er blickte uns verständnislos an. »Gloria? Ich habe Gloria nicht gesehen.«
    »Da haben Sie etwas versäumt«, fuhr es Larry heraus. »Ich meine«, verbesserte sie sich aber sofort, »ich meine, Sie hätten sich schon etwas um sie kümmern können. Die ganze Zeit sind Sie um das Mädchen herumgeschlichen. Und jetzt, wo sie Sie gebraucht hätte, waren Sie nicht da. Sie ist fast umgekommen in Sturm und Angst.«
    Vivian erschrak. »Fast umgekommen? Sagen Sie bloß, daß sie bei dem Unwetter draußen war. Das arme Mädchen. Ich hatte keine Ahnung...«
    »Wieso eigentlich nicht?« fragte Larry mit all der Logik, die ihr zur Verfügung stand. »Warum sind Sie denn nicht bis auf die Haut naß?«
    Er war zu durcheinander, um noch an seine Allüren zu denken und antwortete ehrlich und natürlich. »Wir wollten zusammen spazierengehen, und ich wartete am Waldrand auf sie, aber Gloria kam nicht. Ich konnte sie auf dem Hügel nicht finden und ging hinunter an die Felsen, aber auch dort war sie nicht. Dann brach das Gewitter los. Ich nahm an, daß sie hierher zurückgegangen sei, und stellte mich in eine Felsenhöhle, bis der Sturm vorbei war.«
    Er sah unglücklich aus. So, als ob alles seine Schuld sei. Er war genau der Richtige, um für uns die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Deshalb sagte ich: »Gloria kam ins Unwetter hinein und ist jetzt ziemlich am Rand ihrer Nerven. Sie — sie will keinen von uns sehen. Sie war ziemlich fertig und rannte einfach weg. Können Sie sie nicht suchen, Vivian? Bitte! Sie muß in unser Zelt gegangen sein, um sich umzuziehen. Sie war patschnaß.«
    Es bestand kein Zweifel mehr, daß er Gloria wirklich gern hatte. Man brauchte ihn weiß Gott nicht zu drängen. Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte in unser Zelt. Offensichtlich hatte Gloria sich bereits umgezogen, denn kurz darauf sah ich die beiden Hand in Hand an den Strand hinuntergehen. Als sie Onkel Richard entdeckten, der mit finsterem Gesicht dastand und aufs Meer hinausstarrte, blieben sie wie die Kinder beim Indianerspielen hinter einem Lupinenbusch stehen, warteten einen Moment, ob er sich umdrehen würde, und huschten dann in der entgegengesetzten Richtung davon.
    Niemand von uns dachte mehr an die beiden. Wir waren zu sehr mit uns selbst beschäftigt, da wir noch eineinhalb Tage in dieser ungemütlichen Atmosphäre vor uns hatten.
     

14
     
    Mit vereinten Kräften brachten wir wieder etwas Ordnung in unser Lager. Wir zündeten ein riesiges Feuer an, und die Männer bauten uns aus Stecken und Stricken eine Wäscheleine, an der wir unsere Betten und Kleider zum Trocknen aufhängen konnten. Sie warfen das durchnäßte Gras und Farnzeug weg und schlugen die

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