Teeblätter und Taschendiebe
Sarah. »Er ist mir im Center aufgefallen.«
»Wenn er in einer Kirchenzeitung gelesen hat, dann kann es nur Harry gewesen sein. Und seinen Spezi kann er direkt mitbringen.«
»Billy Joe McAllister?« Dolph schüttelte den Kopf. »Dem Kerl trau' ich nicht, den würde ich keine zweihundert Fuß in die Nähe einer Flasche lassen.«
»Wer hat denn was von Flaschen gesagt? Billy Joe könnte doch den Krimskrams nach unten tragen, findest du nicht?«
»Selbst dabei war' ich mir nicht sicher, ob er nicht vielleicht sogar Krimskrams verscheuert, wenn er dafür einen Drink bekommt. Was hältst du übrigens von dem Neuen, diesem Ted Ashe? Der sieht doch ziemlich kräftig aus.«
»Soweit man das unter der dicken Dreckschicht erkennen kann«, Mary rümpfte die Nase. »Ich habe wirklich nichts gegen Ted, aber er müßte unbedingt vorher ein Bad nehmen. Wir haben mehrere Duschen im Center«, erklärte Mary. »Aber einige Mitglieder scheinen leider nicht genau zu wissen, wozu sie da sind.«
»Der Kerl ist genauso schmutzig wie die Bälger von Lionel«, knurrte Dolph.
»Noch viel schmutziger, wenn du mich fragst, aber er hatte schließlich auch bedeutend mehr Zeit, sich dreckig zu machen«, meinte Mary lachend. »Ich überlasse dir die Entscheidung, Schatz. Falls Ted zu ungepflegt aussieht, können wir ihn draußen bei den Männern einsetzen, die den Gästen die Parkplätze zuweisen. Viel-leicht hast du recht, Ted ist wahrscheinlich wirklich besser als Billy Joe. Er ist bedeutend jünger, oder sieht zumindest so aus. Ich habe mich ohnehin schon gefragt, warum er überhaupt zu uns ins Center kommt. Wenn Ted sich waschen würde, könnte er bestimmt ohne weiteres einen Job als Nachtwächter oder so bekommen. Aber was soll's, man kann die Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen. Das haben wir schon eine Woche nach der Eröffnung des Centers aufgegeben. Was meinst du, Schatz, sollten wir uns nicht allmählich auf den Heimweg machen, damit Sarah endlich das Abendessen in Angriff nehmen kann?«
Kapitel 8
Max setzte sich auf den Bettrand und begann, Sarahs Nachthemd zu bewundern. »Guten Morgen, angela mia. Wie fühlst du dich?«
»Mutter und Kind geht es wunderbar, danke der Nachfrage.« Sarah richtete sich auf und nahm das Glas Organgensaft in Empfang, das Max ihr gebracht hatte. »Was hat dich denn so früh aus den Federn getrieben? Mußtest du wieder Pepe Ginsberg anrufen?«
»Richtig geraten. Er ist zutiefst gerührt, daß ich mich so um ihn sorge. Pepe läßt dir übrigens viele Grüße ausrichten, mit vorzüglicher Hochachtung und allem, was dazu gehört.«
»Wie nett von ihm. Hat er schon etwas erreicht?«
»Er klingt, als sei er auf einer ganz heißen Spur. Hoffentlich ist es die richtige. Im übrigen bin ich gar nicht früh aufgestanden. Und du auch nicht, was mich nicht überrascht. Schließlich hast du dir die halbe Nacht mit dem Entwerfen deiner Einladung um die Ohren geschlagen, wenn ich mich recht erinnere.«
»Stimmt, und besagte Einladung sollte eigentlich schon längst kopiert sein. Außerdem muß ich noch Briefmarken und Umschläge kaufen und Mr. Lovedays Liste abholen, bevor wir mit Schreiben anfangen können. Ich hoffe nur, daß ich mich nicht vergaloppiert habe, als ich Mary mit meinem Vorschlag überfallen habe. Es ist wirklich alles ein bißchen kurzfristig.«
»Ach was, ihr werdet schon genügend Leute zusammenbekommen. Hat Emma zugesagt?«
»Sie hat zurückgerufen, kurz nachdem du zu Bett gegangen warst. Angeblich hat sie schon vierzehn Gäste, eine Flöte, ein Fagott und ein Cello zusammengetrommelt. Aber das sei erst der Anfang, hat sie mir versichert. Marcia Whet bringt die Tolbathys und ein paar andere Leute mit, und ich bin sicher, daß Tante Appie ebenfalls diverse Freunde anschleppen wird. Die Ärmsten haben zwar bestimmt keine Ahnung, worum es geht, weil Appie wieder mal alles durcheinandergeworfen hat, aber was soll's. Wenn wir bei dieser Versteigerung nicht genug Geld zusammenbekommen, veranstalten wir einfach noch eine. Aber es ist immerhin ein Anfang, und die Vorbereitungen werden Dolph und Mary hoffentlich ein bißchen von der furchtbaren Sache mit Chet Arthur ablenken. Hast du übrigens vor, an der Beerdigung teilzunehmen? Es wäre vielleicht ganz gut, wenn einer von uns beiden anwesend wäre, meinst du nicht?«
»Ich werde hingehen und teile im übrigen deine Meinung voll und ganz. Außerdem werde ich versuchen, ein bißchen mehr über die vierzigtausend Dollar herauszufinden. Die
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