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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Polizei hätte zwar bessere Möglichkeiten, aber noch bin ich nicht bereit, das Schicksal herauszufordern und sie einzuschalten.«
    »Nein, das halte ich auch nicht für gut, Schatz.« Sarah griff nach seinen zärtlich tastenden Händen - Max hatte so wunderschöne Hände -, küßte sie und plazierte sie in sicherer Entfernung von sich. »Jetzt nicht, höchste Zeit, daß ich endlich aufstehe. Meinst du, du schaffst es, das Teewasser allein aufzusetzen? Aber du solltest den Kessel diesmal vorher mit Wasser füllen.«
    »Wieviel Wasser?«
    »Schon gut.« Sie wußte inzwischen, wie gefährlich es war, Max allein in der Küche hantieren zu lassen. »Ich glaube, das übernehme ich lieber selbst.«
    Drüben in der Pension hatte Theonia sicher schon längst das riesige Frühstücksbuffet mit Eiern, Obst, Fisch in Sahnesauce, Schinken, Toast, frischen Brötchen, Muffins und vielleicht sogar gebackenen Maisküchlein eröffnet. In ihrem kleinen Apartment freute sich Sarah, daß sie diese Arbeit inzwischen nicht mehr zu verrichten brauchte, und schüttete sich Cornflakes aus der Schachtel in eine Schüssel.
    Sie verschwendeten beide nicht gern ihre Zeit, Max nahm sein Frühstück im Stehen zu sich, während er noch schnell ein paar teure Ferngespräche mit Agenten führte, die in fernen Orten mit merkwürdigen Namen wie Taormina und Meddy Bemps weilten. Dann küßte er seine Frau und war vom Winde verweht. Sarah machte sich dezent zurecht, ließ Tassen und Schüsseln im Geschirrspüler verschwinden und überprüfte, ob ihr Kunstwerk sich noch in dem großen Umschlag befand, den sie mitzunehmen gedachte, denn sie hatte inzwischen gelernt, daß man im Leben rein gar nichts als selbstverständlich voraussetzen durfte. Das Stückchen Himmel, das sie vom Fenster aus sehen konnte, sah nicht sonderlich einladend aus, daher zog sie sich ihren Regenmantel und ihren Filzhut an und begab sich nach draußen in den Public Garden. In der Nähe der Arlington Street gab es einen Copy Shop, den sie zu Lebzeiten von Tante Caroline häufig aufgesucht hatte, weil ihre Tante sie ständig damit belästigt hatte, Rundschreiben für ihre diversen Vereine und Organisationen zu verschicken.
    Der Laden befand sich im Kellergeschoß eines Hauses und lag ungefähr in der Mitte eines schmalen Versorgungsweges, der für Bostoner Verhältnisse schon fast eine ausgewachsene Straße darstellte, selbst wenn er durch mehrere Lieferwagen, die gerade be- und entladen wurden, und einen immensen Müllberg, der darauf wartete, abgeholt zu werden, beinahe gänzlich unpassierbar war. Die Treppe, die vom Bürgersteig nach unten führte, erschien Sarah heute irgendwie steiler als in ihrer Erinnerung, aber das konnte natürlich auch an ihrem kleinen Passagier liegen. Sie wartete geduldig, bis ein Bote sich mit seinem Stapel briefgroßer grauer Pappkartons auf den Weg gemacht hatte, und eine Sekretärin, die einen nüchternen Tweedanzug und hochhackige rote Sandalen mit flauschigen rosa Söckchen trug, ein Dutzend Diagramme kopiert hatte, und reichte der Frau an der Theke die Einladung.
    »Die ist aber süß!« Die Dame bewunderte lächelnd Sarahs phantasievolles Kunstwerk, nahm einen Packen von dem hübschen indischen Papier, das Sarah sich ausgesucht hatte, und legte das Original auf den Kopierer.
    Das gleichmäßige Swisch-Swisch-Swisch der fertigen Kopien klang beruhigend, und Sarah war mit der gelungenen Reproduktion ihres kalligraphischen Kunstwerks und der witzigen Karikatur von Onkel Jem als Auktionator äußerst zufrieden. Sie bezahlte den geringen Betrag und nahm den grauen Karton mit ihren Kopien in Empfang. Jetzt mußte sie nur noch die Briefumschläge kaufen und Lovedays Liste abholen. Die Briefmarken konnte Brooks besorgen, er erledigte gern Botengänge für gute Zwecke. Sie war gerade die halbe Treppe hinaufgestiegen, als von der Straße mit einem Mal ein lautstarker Streit zu hören war.
    Unten im Laden kümmerte sich keiner um den Lärm, wahrscheinlich war man in diesem kleinen Hinterhof von Straße an dergleichen gewöhnt. Sarah beschloß daher, der Angelegenheit ebenfalls keine Bedeutung zuzumessen. Trotzdem öffnete die sie Glastüre zur Straße erst nach kurzem Zögern. Als sie sich schließlich draußen umschaute, sah sie nur Abfall und Lastwagen. Der Krach kam vom unteren Ende der Gasse, in der Nähe der Berkeley Street, sie konnte also ungehindert zur Arlington Street gehen.
    Doch als Sarah das keifende Paar entdeckte, änderte sie ihren Plan. Die

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