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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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verwendet?«
    Die Augen der Bäuerin waren immer größer geworden, jetzt platzte es aus ihr heraus: »Handschellen, Peitschen oder Werkzeug! Ja meinen Sie denn, mir sind pervers, oder was? Das ist ja unerhört! Bloß weil mein Mann verzweifelt war, weil die Geschäfte schlecht gegangen sind, glauben Sie, dass mir hier eine perverse Familie sind, oder was?«
    Â»Nein, nein«, beschwichtigte Anne, »es ist ja auch überhaupt nicht pervers, wenn man mit seinem Liebespartner Spiele macht. Es würde uns aber sehr helfen, wenn Sie zu diesem Thema etwas sagen könnten. Bitte missverstehen Sie mich nicht«, Sie holte kurz Luft, »aber es ist doch heute völlig normal, dass Paare im Bett allerlei miteinander ausprobieren.«
    Anne hatte diesen Satz kaum ausgesprochen, da stand Sepp Kastner im Raum. Sein Kopf war wieder einmal rot, offensichtlich hatte Annes letzte Aussage seine Phantasie über die Maßen angeregt. Anne ärgerte sich, dass sie ihn überhaupt mitgenommen hatte.
    Mit erstickter Stimme meinte er: »Dein Handy ist nicht im Auto, Anne, ich hab’ alles durchsucht.«
    Â»Ist gut«, entgegnete Anne knapp. »Könntest du bitte wieder rausgehen? Wir führen gerade ein Frauengespräch.«
    Â»Das hab’ ich mir schon gedacht«, sagte Kastner, hüstelte und verließ umgehend die Stube. Er fühlte sich wie ein Schuljunge, der seiner Lehrerin in den Ausschnitt geguckt hatte.
    Â»Also«, Anne sah Evi Fichtner forschend an, »hat er Sie jemals um etwas gebeten, das Ihnen seltsam vorkam?«
    Â»Nicht, dass ich wüsste …« Die Bäuerin überlegte noch einmal angestrengt, bevor sie fortfuhr. »Einmal, aber das ist sicher schon zwanzig Jahre her, da hat er mir ein Mieder mitgebracht, mit so Strümpfen und Strapsen. Das war fast alles dunkelrot, die Rüschen waren schwarz. Und ich sollte hochhackige Lackschuhe dazu anziehen, aber das war wirklich das einzige Mal.«
    Die Witwe schämte sich, das spürte Anne deutlich und unterdrückte ein Schmunzeln. »So etwas meinte ich auch gar nicht, Frau Fichtner, das ist ja etwas ganz Normales …«
    Ehe sie weitersprechen konnte, brach es aus Evi Fichtner erleichtert hervor: »Ja, meinen Sie, gell, da waren mir ja auch noch jung, da macht man so was halt.«
    Â»Und das«, hakte Anne zögerlich nach, »das war, sagen wir jetzt einmal, das Ausgefallenste, was Ihr Mann an erotischen Wünschen an Sie herangetragen hat?«
    Â»Ja, so kann man das sagen«, sagte sie, »das war das Ausgefallenste, also mit Abstand!«
    Â»Dürfte ich denn mal sehen, wo Ihr Mann und Sie geschlafen haben?«
    Â»Warum?«, fragte die Bäuerin, nun wieder verunsichert.
    Â»Nur, um mir einen Eindruck zu verschaffen.«
    Â»Gut«, meinte Evi Fichtner trocken und raffte sich auf. »Ich hab’ jetzt aber nicht eigens aufgeräumt und sauber gemacht.«
    Dann führte sie Anne eine enge Holzstiege hinauf in den ersten Stock, von dessen Gang aus mehrere schlichte Türen in weitere Räume abgingen. Der obere Flur war niedriger als der untere, Anne konnte die über ihr hängende Decke förmlich spüren. Evi Fichtner öffnete die Tür zu einer kleinen Kammer, in der zwei Holzbetten standen, von dem nur eines gemacht war, auf dem anderen lag die unbezogene, grau-weiß gestreifte Matratze.
    Â»Mir haben nicht mehr beieinander geschlafen«, erklärte die Bäuerin, »deswegen haben mir die Betten auseinandergestellt.«
    Â»Und wo ist der Kleiderschrank Ihres Mannes?«
    Â»Also einen eigenen hat er ja nie gehabt, mir haben uns halt den geteilt.« Sie deutete auf einen Bauernschrank, dessen Holz dieselbe hellbraune Färbung hatte wie die Türen und der Dielenboden.
    Â»Darf ich mal einen Blick hineinwerfen?«, fragte Anne.
    Evi Fichtner hob und senkte kurz die Schultern und zog erst die rechte Schranktür auf, entriegelte dann von innen die linke, sodass schließlich beide Flügel offen standen. Annes erster Eindruck war, dass der Schrank völlig überfüllt war. Doch bei genauerer Betrachtung erkannte sie, dass trotz der Menge an Kleidern eine penible Ordnung herrschte. Anne versuchte die hängenden Kleidungsstücke auseinanderzuschieben, um zu sehen, ob sich hinter ihnen etwas verbarg, doch der Hängeteil war so überfüllt, dass sich da nichts beiseiterücken ließ.
    Â»Darf ich ein paar Kleider

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