Tegernseer Seilschaften
wegen uns«, die Bäuerin zögerte, ehe sie ein ihr passend erscheinendes Wort fand, »â¦Â gestorben. Wegen unserer finanziellen Probleme, wegen der Geschäfte, die wo er wohl gemacht hat.«
»Wissen Sie denn inzwischen, was er mit dem Geld gemacht hat, das er vom Konto abgehoben hat?«, erkundigte sich Anne vorsichtig.
»Nein, aber dass es für seine Geschäfte sei, hat er halt immer gesagt, nicht. Und die sind ja anscheinend nicht gut gegangen, sonst wärâ ja noch Geld da, und er hättâ sich ja auch nicht aufhängen müssen.« Die Bäuerin klang jetzt etwas genervt, als müsste sie überflüssigerweise etwas völlig Verständliches erklären.
»Hatte Ihr Mann Feinde?«
»Wieso fragen Sie das?«, kam es überrascht zurück.
»Gab es irgendjemanden, mit dem sich Ihr Mann im Streit befand?«, überging Anne ihrerseits die Frage der Bäuerin.
»Meinen Sie, dass es gar kein Selbstmord war?«, wollte nun die Bäuerin wissen. »Oder warum fragen Sie das?«
»Frau Fichtner, hier stelle ich die Fragen: Hatte Ihr Mann Feinde? Denken Sie nach!«
Die Bäuerin erwiderte ohne Zögern: »Nein, der Ferdl war beliebt, da können Sie jeden im Ort fragen. Er hat ja auch viel ehrenamtlich gemacht.«
»Gut«, sagte Anne, um zu signalisieren, dass dieses Thema für sie nun vorerst abgeschlossen war. »Wir sind heute aber sowieso aus einem anderen Grund hier.«
Evi Fichtner sah sie interessiert an. Anne überlegte, wie sie sich diesem schwierigen Thema am unverfänglichsten nähern konnte, und entschloss sich dazu, erst einmal Sepp Kastner aus dem Raum zu schicken. Ein Gespräch über die sexuellen Vorlieben des erhängten Gatten lieà sich vielleicht doch besser ohne einen Mann am Tisch führen, eine Tatsache, die nicht nur fürs bayerische Oberland galt.
»Seppi, könntest du vielleicht kurz nach drauÃen gehen, ich glaube, ich habe im Auto mein Handy liegen gelassen.«
»Du kannst meins haben«, sagte Kastner und streckte Anne seines hin, das er sehr schnell aus der Hosentasche gefummelt hatte.
Anne verdrehte die Augen. »Nein, ich brauche meines, da habe ich eine Nummer gespeichert, die wichtig ist.«
»Von wem denn?«
»Sepp, geh jetzt bitte raus und hol mein Handy!«
Schnaufend stand Kastner auf, schob sich hinter der Eckbank raus und verlieà kopfschüttelnd den Raum.
Anne wandte sich wieder Evi Fichtner zu. Sie hatte sich entschlossen, nicht um den heiÃen Brei herumzureden. Also fragte sie: »Frau Fichtner, wir müssen jetzt kurz ein heikles Thema bereden. Aber glauben Sie mir: Erstens ist dieses Gespräch absolut notwendig, um herauszufinden, warum Ihr Mann gestorben ist, und zweitens werde ich alles, aber auch wirklich alles, was Sie mir jetzt anvertrauen, höchst vertraulich behandeln.«
Jetzt blickte Evi Fichtner Anne völlig verängstigt an und meinte: »Letztes Mal haben Sie gesagt, dass mir nur ein Gespräch führen müssen. Und jetzt kommen Sie wieder mit was daher. Nimmt das denn kein Ende? Was wollen Sie denn jetzt noch wissen?«, stöhnte sie verzweifelt.
»Es ist so, dass uns an der Leiche Ihres Mannes eine Sache aufgefallen ist, die wir uns überhaupt nicht erklären können: Er hatte nämlich einen seiner Hosenträger durch den Schritt gezogen.«
»Aha«, sagte Evi Fichtner verständnislos. »Und was soll ich dazu sagen?«
»Nun, es gibt Menschen, das wissen Sie vielleicht, die empfinden sexuelle Erregung, wenn sie gewürgt werden. Dies kann auch ein Gewürgtwerden oder ein Sichwürgen in Verbindung mit eindeutig sexuellen Handlungen sein. Strangulation nennt man das.«
»Ja, und?« Die Bäuerin drohte die Fassung zu verlieren.
»Uns, also mich würde interessieren, Frau Fichtner«, Annes Stimme wurde noch leiser und vertraulicher, »ob Ihr Mann Ihnen gegenüber je irgendwelche sexuellen Wünsche geäuÃert hat, die Ihnen komisch vorkamen.«
»Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, dass da bei uns schon lange nichts mehr war«, entgegnete Evi Fichtner verzweifelt.
»Und damals, vor Langem, hat er damals solche Wünsche geäuÃert? Hat er Ihnen irgendwelche Spiele vorgeschlagen? Hat er gesagt, Sie sollen sich verkleiden? Haben Sie für Ihre Liebesspiele vielleicht Peitschen oder Handschellen, Tücher oder Werkzeug
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