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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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mich«, tönte Schönwetter. »Sie sind doch die Schönheit, die mit mir mal einen Kaffee trinken gehen wollte.«
    Anne verzichtete darauf, ihren Kollegen darauf hinzuweisen, dass er es war, der mit ihr einen Kaffee trinken gehen wollte, obwohl sie diese Anmache oberblöd fand, aber schließlich wollte sie etwas von ihm. »Ich habe eine Frage zur Spurensicherung in diesem Fall.«
    Â»Fragen Sie«, erwiderte Schönwetter großzügig.
    Ob er zufällig von der Milch, in der die Leiche lag, auch eine Spur gesichert habe? Anne erläuterte, warum sie diese Frage stelle, und Schönwetter meinte anerkennend, dass diese Idee gar nicht schlecht sei. Dann dachte er kurz nach – Anne kam es ewig vor –, verneinte dann aber, wie sie schon befürchtet hatte. Den genauen Wortlaut nahm sie gar nicht mehr wahr. Alles um sie herum verschwamm. Spur vernichtet, Fall versemmelt. Aber Schönwetter beendete das Gespräch nicht – und plötzlich war Anne wieder präsent. Hatte Schönwetter eben gesagt, sie könne doch die Reinigungskräfte, die das Schwimmbad geputzt hätten, fragen, ob die nicht noch irgendwo einen Eimer oder einen Lappen hätten? Letztlich, so Schönwetter, glaube er, dass dem Labor ja gewiss eine winzige Menge der Milch genügen müsse, um eine Analyse vornehmen zu können. Schönwetter war erstaunt, wie schnell das Gespräch beendet wurde.
    Anne rief sofort Frau Gsell an.
    Kurz darauf konnte man die Polizistin dabei beobachten, wie sie einen Eimer und zwei Putzlappen in dem Streifenwagen verstaute, mit dem sie und Sepp Kastner noch einmal zum Grundnerhof gefahren waren. Zurück in der Inspektion packte sie beides in einen großen Karton. Sie wollte das Ganze per Express an das Labor in Kempten schicken. Gerade, als sie das Paket fertig gemacht hatte, betrat ihr Chef das Dienstzimmer.
    Â»Jetzt tät’s mich schon einmal interessieren, was ihr da so heimlich ermittelt’s, ohne mir etwas davon zu sagen«, sagte er, wobei sein Tonfall und die aus seinem Bauch dringenden Geräusche darauf schließen ließen, dass er wieder Magenprobleme hatte.
    Â»Wir verfolgen eine hochinteressante Spur«, antwortete Sepp Kastner mit wichtigem Blick.
    Â»Die da wäre?«, wollte jetzt Nonnenmacher wissen.
    Statt einer Antwort packte Sepp Kastner die Gelegenheit beim Schopfe, um einen lange geplanten und, wie er fand, genialen Witz zu machen. Flinker Hand zog er eine Schublade in seinem Schreibtisch auf, nahm etwas Orangefarbenes heraus und hielt Nonnenmacher grinsend eine Karotte hin. »Für Hasi, damit Hasi wieder guti Launi bekommt.«
    Nonnenmacher fand das überhaupt nicht lustig, nahm die Karotte und pfefferte sie in den Abfalleimer. »Ich will eine Antwort! Was ist das für ein Paket?«
    Â»Sexspielzeug«, entgegnete Kastner, merkte aber sofort, dass das erstens nicht witzig war und er zweitens den Bogen überspannt hatte. Deshalb erklärte er hastig Annes Vorgehen.
    Nonnenmachers Blick wurde wieder freundlicher und die Geräusche in seinem Magen leiser. Das nahm auch Sepp Kastner wahr, und gerne hätte er noch einen Spruch wie »Der Magen lebt« von sich gegeben, doch angesichts der nicht ganz buddhistischen Stimmungslage des Dienststellenleiters sah er davon ab.
    Â»Und wer zahlt die Laborkosten?«, fragte dieser jetzt und sah Kastner dabei ernst an. Der schwieg betreten, denn das hatte er nicht bedacht. Weil auch Anne sich darüber nicht den Kopf zerbrochen hatte, verhielt sie sich still.
    Â»Das kostet doch sicher einen Haufen Geld«, wetterte Nonnenmacher und schlug mit der flachen Hand auf das Fensterbrett. »So Laboruntersuchungen sind immer sauteuer.«
    Â»Ich regle das«, sagte Anne schnell.
    Â»Und wie wollen Sie das regeln?«, fragte Nonnenmacher böse zurück.
    Â»Ich werde da schon einen Weg finden«, erwiderte sie und lächelte ihren Chef selbstsicher an, was aber nur so halb gelang. »Die sind da sehr nett in Kempten.« Notfalls, so dachte sie sich, konnte sie das Labor aus eigener Tasche bezahlen. Das war es ihr wert.
    Â»Soso«, brummelte Nonnenmacher. »Aber da gibt’s dann noch ein Problem.«
    Anne und Kastner suchten erstaunt seinen Blick. »Welche Vergleichsproben wollt ihr denen schicken?«
    Diese Frage verfehlte ihre Wirkung nicht. Denn in der Begeisterung, den Tätern über den Milchprobenvergleich auf die Spur zu kommen,

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