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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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hätte.
    Â»Es ging halt um eine Art Druckmittel«, meinte er deswegen nur kraftlos. »Der Kürschner hat uns, ich meine mir, Geld geschuldet, das wo er mir nicht hat zurückzahlen wollen. Da habe ich ihm halt versucht klarzumachen, dass es so nicht geht. Deswegen hab’ ich ihm die Milch in sein Bad hineingeschüttet, als ein Zeichen.«
    Nonnenmachers Magen heulte auf. Um ihn zu übertönen und auch aus Verzweiflung über die Verwicklungen, in die der Bauer sich da gebracht hatte, fragte der Dienststellenleiter sehr laut, es war beinahe geschrien: »Und warum? Was sollte das Ganze? Du brichst da ein, und dann ist der Kürschner tot, immerhin ein Milliardär und der Wohltäter im Tal! Das musst du mir schon erklären, Pius, da komm’ ich nicht mehr mit!«
    Â»Ja sakra«, wurde Nagel nun seinerseits laut, »mir haben keinen anderen Weg mehr gesehen. Der Kürschner, der Sauhund, hat uns um unser ganzes Vermögen gebracht. Dass mal klar ist, von was mir hier reden: Eine Million ist weg wegen dem gescherten Finanzheuschreck. So einem Hundling wird man ja wohl noch ein paar Liter Milch ins Schwimmbad schütten dürfen!«
    Â»Ja, aber für was soll das denn gut sein? Milch im Schwimmbad!«, fragte Nonnenmacher, der gar nicht fassen konnte, dass man als alteingesessener und daher von Natur aus mit Vernunft ausgestatteter Tegernseer auf solch eine abwegige Idee kommen konnte.
    Â»Dass der Hund Angst bekommt, das haben mir gewollt. Dass er uns unser Geld zurückgibt!«
    Â»Und woher willst du eine Million hergehabt haben?«, bohrte Nonnenmacher jetzt ungläubig nach.
    Â»Es bin ja nicht ich allein, der wo geschädigt ist«, druckste Nagel herum.
    Â»Sondern eine ganze Bauernarmee, oder was? Das sind mir so Seilschaften!«, sagte Nonnenmacher fassungslos.
    Â»Na, halt ein paar andere. Mir haben eine Anlage von dem Kürschner seiner Scheißbank gekauft. Und dann kommt auf einmal der Finanzberater daher und sagt, dass das jetzt alles leider nix mehr wert ist.«
    Â»Was für ein Finanzberater? Der Kürschner ist doch kein Finanzberater!«
    Â»Nein, der Bichler Josef, der war’s, der hat uns das Gelump verkauft.«
    Â»Und warum habt’s dann nicht beim Bichler eingebrochen?«
    Â»Weil bei dem nix zu holen ist – und der auch keinen Schwimmingpool hat.« Nagel sprach das Wort tatsächlich mit »Sch«.
    Â»Und warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?«, stellte Anne eine aus ihrer Sicht längst überfällige Frage, die nun wiederum Nonnenmacher als zweitrangig empfand.
    Â»Wisst’s ihr, ihr von der Polizei könnt’s ja viel machen, aber bei so was, da könnt’s ihr auch nix ausrichten. Diese Finanzhaie, das sag’ ich euch, die drehen die krummsten Dinger so, dass hintenrum alles legal ausschaut. Wisst’s ihr überhaupts, wie man so eine Anlage macht? Die geben dir einen Vertrag, der besteht aus tausend Seiten. Da stehen lauter klein gedruckte Spezialbedingungen, die wo kein Mensch versteht. Und wenn die Sache dann schiefläuft, dann zeigen’s dir irgendeinen Satz, den wo erst recht kein Mensch versteht, und sagen, dass wegen dem Satz du kein Geld mehr kriegst. So machen die das! Und vor Gericht: null Chance.«
    Für einen Augenblick herrschte Ruhe am Tisch. Alle dachten nach. Wenngleich klar war, dass ein Einbruch bei einem Milliardär eine schlimme Straftat darstellte, zumal, wenn der Mann in der Folge des Einbruchs starb, war man sich auch einig, dass die Welt der Anlageberatung und Vermögensverwaltung ihre eigenen komplizierten Gesetze hatte, die nicht immer zu gerechten Ergebnissen führten.
    Â»Was genau wollten Sie in Kürschners Haus?«, fragte Anne, um Sachlichkeit bemüht.
    Â»Ja, genau genommen nix.« Pius Nagel merkte selbst, wie unsinnig sich das anhörte. »Es sollte halt ein Zeichen sein, dass es jetzt bald zwölf schlägt: Der soll nach Hause kommen, und da ist dann Milch anstatt Wasser im Schwimmbecken. Das Wasser haben mir ihm ja auch abgestellt.«
    Nagel wirkte ein wenig stolz, als er allmählich den Plan der vier Kammerjäger entfaltete und erläuterte, weshalb es jetzt, auf dem Höhepunkt der Wirtschafts- und Milchkrise, an der Zeit sei, dass das Volk aufstehe und sich wehre.
    Â»Mir müssen zeigen, dass mir nicht alles mit uns machen lassen«, sagte er. »Sonst wird alles immer ungerechter. Mir Bauern

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