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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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eine Erklärung dafür.«
    Â»Na«, verneinte Nagel, »da habe ich keine Erklärung nicht dafür. Weil ich mit dem Ganzen nix zum tun hab’ und auch nicht will.«
    Nonnenmacher ließ sich Zeit, dann fügte er begütigend hinzu: »Nun ist’s halt so, dass, wenn du jetzt quasi alles leugnest, dass du dann wahrscheinlich was mit dem Tod vom Kürschner zum tun hast – was wir, also ich, aber gar nicht glauben und mir auch nicht vorstellen mag. Wenn du andererseits jetzt was zugeben tätst, was im Zusammenhang mit der Milch steht, dann bist du schon aus dem Schneider, jedenfalls halb.«
    Pius Nagel war den Ausführungen Nonnenmachers aufmerksam gefolgt.
    Â»Also noch mal, kannst du dir erklären, wie deine Milch in den Pool vom Kürschner kommt?«
    Â»Na, also wirklich keine Ahnung«, sagte Nagel und zupfte nervös an den grünen Bändchen seiner kurzen schwarzen Lederhose herum.
    Â»Herr Nagel, wissen Sie, es wäre für Sie besser, jetzt die Wahrheit zu sagen«, ergriff Anne das Wort. »Es ist für uns kein Problem, mithilfe eines Fingerabdruckabgleichs festzustellen, ob Sie in der Todesnacht in Kürschners Haus waren.«
    Â»Mit dem Tod hab’ ich nix zum tun!«, stieß Nagel jetzt energisch hervor. Ȇberhaupt gar nix!«
    Â»Das glauben mir ja auch nicht, aber mit was dann?«, mischte sich Nonnenmacher nun wieder ein. »Warum ist da die Milch von dir drin gewesen? Hast du die wem verkauft?«
    Â»Ja, genau, die hab’ ich wem verkauft«, sagte Nagel, dankbar, dass ihm jemand eine derart golden glänzende Brücke baute, die es ihm ermöglichte, geradewegs der vor seinem inneren Auge bereits entstandenen Gefängniszelle zu entfliehen.
    Â»Das ist doch Quatsch, Herr Nagel«, sagte Anne aufgebracht, weil Nonnenmacher das Verhör sabotierte. »Wenn Sie uns hier Märchen erzählen wollen, dann nehmen wir jetzt sofort Ihre Fingerabdrücke und fordern von der Kripo Miesbach alle Abdrücke an, die beim Kürschner festgestellt wurden. Dann werden wir ja sehen, ob Sie auch dort waren. Wenn die Fingerabdrücke übereinstimmen, sind Sie dort gewesen. Und dass Sie dort gewesen sind, spricht dann ja wohl eindeutig dagegen, dass Sie die Milch irgendwem verkauft haben. Die Milch diente doch einem völlig anderen Zweck, oder etwa nicht?«
    Anne machte eine kurze Pause, in der sie sah, wie bestürzt Nonnenmacher über ihren plötzlichen barschen Tonfall war, schließlich ging es hier um einen Mann des Tegernseer Tals, der sich schon auf vielen Feuerwehrübungen und anderen Anlässen bewährt hatte. Doch sie beschloss, darauf nun keine Rücksicht mehr zu nehmen.
    Â»Herr Nagel. Die Sachlage sieht wie folgt aus: Ihre Milch wurde in einem Haus gefunden, in dem ein Milliardär unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen ist. Allem Anschein nach war es ein Unfall. Vielleicht aber auch nicht. Es könnte auch ein fingierter Unfall gewesen sein. Herr Nagel, wir reden hier über ein mögliches Verbrechen. Und Sie hängen mittendrin. Das Klügste, das Sie jetzt tun können, ist, zu sagen, wie Ihre Milch in den Pool kam. Vielleicht können wir Sie dann noch aus dem Schlimmsten heraus …«
    Im selben Augenblick klingelte Annes Handy. Erleichtert atmete Nonnenmacher auf. Auch Nagel wiegte zur Lockerung ein wenig seinen Oberkörper hin und her, der sündhaft teure Gamsbart wackelte.
    Anne, deren Wangen nun gerötet waren, zog schnell ihr Mobiltelefon aus der Tasche, las auf dem Display »unbekannter Anrufer«, überlegte kurz und drückte ihn weg.
    Pius Nagel hatte die kurze Unterbrechung genutzt, um mit sich ins Reine zu kommen. Offensichtlich hatten ihn die Grünen am Wickel. Also entschloss er sich, auszupacken, und berichtete, wie alles gewesen war. Dass die Milch tatsächlich von ihm sei, dass er aber, und dies schwöre er bei Gott – Nagel hob dabei tatsächlich die Hand –, mit dem Tod vom Kürschner nichts zu tun habe. Als er in das Schwimmbad eingebrochen sei, sei niemand im Haus gewesen, der Kürschner schon gar nicht, deshalb habe er den Milliardär auch nicht umbringen können. Auf die Frage, warum er dort überhaupt eingebrochen sei, warum er seine wertvolle Milch verschwendet habe, um sie in das Becken zu pumpen, wusste Nagel zunächst keine Antwort, die in der jetzigen Situation noch plausibel geklungen

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