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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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machen lassen zu wollen. Anne wusste gar nicht, was sie blöder fand, dass er versuchte, die Eindeutigkeit des Befunds infrage zu stellen, oder dass er seine lächerliche Einlassung mit »not more« beendet hatte.
    Â»Aber Kurt«, schaltete Kastner sich ein, »die Sache ist doch eindeutig, oder? Wer soll denn die Milch da reing’fahren haben, wenn nicht der Nagel Pius? Das passt doch jetzt alles zusammen: die Milchproben, der Kammerjägerzettel …«
    Nonnenmacher riss die Augen auf und zog die Stirn nach oben. »Und was ist, wenn einer die Milch dem Pius abgekauft hat?«
    Â»Wer sollte das denn machen?« Kastner war fassungslos.
    Â»Was weiß denn ich, vielleicht jemand von der Molkerei? Oder der Milchfahrer? Who knows?«
    Kastner schüttelte den Kopf. »Na ja, mir werden ja sehen, was der Pius uns erzählt, wenn mir ihm sagen, dass die Milch aus dem Pool die seine ist. Dann laden mir den zur Vernehmung. Willst du da dabei sein, Kurt?«
    Â»Ja klar will ich dabei sein«, sagte Nonnenmacher.
    Â»Meinen Sie, das ist so schlau, wo Sie sich dem Herrn Nagel doch auch persönlich verbunden fühlen? Ich meine: Fühlen Sie sich nicht ein wenig … befangen?«, gab Anne zu bedenken.
    Â»Iwo, ich bin total unabhängig, ich möcht’ da natürlich dabei sein, schließlich geht’s um einen toten Milliardär, da können mir uns keine falschen Verdächtigungen erlauben. Ich ruf’ den Pius gleich mal an. Der soll herkommen, am besten sofort.«
    Obwohl es Montag war, erschien etwa eine Stunde später der Bauer Pius Nagel in schönster Sonntagstracht in der Polizeiinspektion Bad Wiessee. Sogar seinen Hut mit dem langen Gamsbart hatte er sich aufgesetzt, den trug er normalerweise nur zu Hochzeiten und hohen kirchlichen Feiertagen, weil das gute Stück, wie er immer wieder betonte, nicht etwa aus Hirsch-, Dachs- oder Wildsauhaaren und schon gar keine billige Gamsbartfälschung sei, sondern vom Rücken mehrerer echter Tegernseer Gamsböcke stamme und seinerzeit dreitausend Mark gekostet habe.
    Man traf sich am runden Tisch in Nonnenmachers Zimmer. Nagel saß mit Blick zur Tür, am linken Ende Nonnenmacher, am rechten Kastner und dem zu Befragenden gegenüber Anne Loop.
    Â»Du kennst unsere Frau Loop ja, glaube ich, Pius, gell?«, eröffnete Nonnenmacher die Vernehmung.
    Â»Ja, ja, sie hat uns schon ein paarmal besucht im Bräustüberl, sie g’hört ja schon fast zu unserm Stammtisch, nicht?« Nagel lachte unsicher.
    Â»Pius«, sagte Nonnenmacher ernst und sog wichtigtuerisch einen gefühlten halben Kubikmeter Luft ein, »es geht um den Kürschner. Du weißt ja, dass der tot ist.«
    Pius Nagel nickte.
    Â»Weißt du da irgendwas, was da passiert ist?«
    Â»Na, also praktisch gar nix«, antwortete Nagel schnell. Als Nonnenmacher ihn mit gerunzelter Stirn anblickte, schob er rasch hinterher: »Also klar, das, was in der Zeitung gestanden hat, und das, was man sich erzählt, das natürlich schon.«
    Â»Und das wäre?«, fragte Anne streng.
    Â»Ja, dass er halt in seinem Schwimmbad tot aufgefunden worden ist.«
    Vielleicht hätte Nagel noch mehr zu dieser Thematik gesagt, aber Nonnenmacher wollte um jeden Preis verhindern, dass Anne Loop noch eine Frage stellte, weshalb er sofort, nachdem Nagel den Satz beendet hatte, erneut das Wort ergriff. »Pius, wir haben leider herausgefunden, dass die Milch, die wo beim Kürschner im Schwimmbad drin war, dass die von deinem Hof stammt.«
    Â»Was für eine Milch?«, fragte Nagel hastig. »Wie wollt’s ihr so was rausfinden?« Plötzlich stand ihm Angstschweiß auf der Stirn.
    Â»Ach komm, Pius«, entgegnete Nonnenmacher freundschaftlich, der nicht wollte, dass Nagel die Nerven verlor, »dass da Milch im Schwimmbad war, das hast du doch sicher auch schon g’hört.«
    Â»Also in der Zeitung ist des nicht gestanden«, sagte Nagel eifrig.
    Â»Aber gewusst hast du’s, oder?«, fragte Nonnenmacher ruhig.
    Â»Ja, schon«, gab Nagel zu.
    Â»Na siehst du. Jetzt haben wir da die Situation, dass die Frau Loop, die neu ist bei uns hier, dass die sich was von der Milch herausgenommen hat und diese Milch verglichen hat mit der deinigen. Und jetzt hat so ein schwäbisches Labor herausgefunden – man kann darüber denken, was man will –, dass das also dieselbe Milch ist. Aber sicher hast du

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