Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Vergangenheit vor ihm zu verbergen.
»Na los, erzähl schon«, ermutigte ihn Belorus. »Wir können hier doch nicht wie zwei stumme Mutanten rumhocken. Wir müssen uns einfach unterhalten. Schlimm genug, dass ich gefesselt bin, du mich bewachst und dieses Luftschiff schaukelt wie ein Betrunkener.«
»Ich erzähl dir, wie ich in die Wüste gekommen bin, wenn du mir erzählt hast, wer du bist. Du hast doch gesagt, dass du mit einem Zug von Omega-Söldnern gekämpft hast, oder?«
»Ich habe gesagt, dass ich in einem Zug von Omega-Söldnern gekämpft habe!«, korrigierte ihn der Rothaarige. »Weil ich selbst einer war.«
»Und wie bist du einer geworden?«
Das Thermoplan schaukelte wieder heftig, und Belorus verzog das Gesicht.
»Pass auf, wenn mir übel wird, kotz ich auf deine Schuhe.«
Turan zog die Beine ein, und im selben Moment stürzte die Kraft wieder in ein Luftloch. Wieder setzte sein Herz einen Schlag aus, die Ohren waren schlagartig wie verstopft. Belorus beugte sich über das Rohr und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, bohrte mit dem kleinen Finger in seinem Ohr. Turan schüttelte den Kopf, schluckte mehrmals hintereinander, dann hörte er:
»… Waise.«
»Was?«, fragte er.
»Ich bin Waise!«, wiederholte Belorus. »Schon als Kind war ich unterwegs. Hab als Landarbeiter gearbeitet, öfter mal was mitgehen lassen. In einem heruntergekommenen Dorf an der südlichen Grenze wurde ich eines Tages erwischt. Erst wollten sie mich aufknüpfen, aber dann kam zufällig ein Sergeant vom Schloss ins Dorf, auf der Suche nach Rekruten. Sie hatten mich in einen Schuppen mit einem vergitterten Fenster gesperrt. Also streckte ich die Nase raus und schrie, dass ich Soldat werden wollte. Und natürlich war dieser Anwerber nicht allein gekommen, sondern mit einer Abteilung Söldner zur Verstärkung. Sie zwangen die Dörfler, mich freizulassen. Ich wollte davonlaufen, aber sie fesselten mich und banden mich auf einen Wagen. So wurde ich Söldner vom Schloss Omega.«
»Und wie ist es bei ihnen?«
»Ja, wie ist es … Der Drill und das Training gehen von morgens bis nachts. Da herrscht Disziplin, ich sag es dir, und wenn die Wildsau dich zertrampelt. Die Rekruten sterben wie die Fliegen. Obwohl die Verpflegung ganz gut ist. Sie sterben vor allem an allen möglichen Krankheiten.«
»Aber was ist das Schloss?«
Belorus machte den obersten Knopf seines Hemdes auf und zerrte an seinem Kragen, als ob er Atemnot leiden würde.
»Ein ungewöhnlicher Ort … Ich erzähl dir später davon.«
»Und wie bist du geflohen?«
»Ich bin nicht geflohen. Die Söldner werden zu Zügen zusammengezogen. Die Schlossherren schicken sie dann auf Missionen oder vermieten sie in den Dienst anderer. Jeder erhält seinen Anteil von dem, was der Auftraggeber bezahlt. Aber als normaler Soldat bekommst du nicht viel. Wir wurden also losgeschickt, um zu kämpfen. Bei meinem letzten Auftrag, direkt an der Grenze, stießen wir auf Mutanten, und dann war da ein Dorf, ganz verschluckt von der Nekrose, und von dort kamen jede Menge von diesen … na, Symbioten.«
»Hast du die Nekrose gesehen?« Turan blickte Belorus jetzt neugierig an.
Das Thermoplan schwankte immer stärker, hinter den dünnen, geflochtenen Wänden jaulte der Wind.
Belorus bedeckte die Augen und antwortete:
»Ja, klar.«
»Und wie ist sie? Wie sieht sie aus?«
»Tja, irgendwie … seltsam. Wie soll ich sagen, schrecklich und seltsam. Wie verrostet, als ob die Welt von einer Rinde überzogen wäre. Rostig-grün, körnig und fettig. Und feucht.«
Turan schüttelte den Kopf:
»Kann ich mir nicht vorstellen.«
»Weil es unvorstellbar ist! Was von der Nekrose überzogen ist, scheint zu sterben. Ich kann es nicht besser beschreiben. Nekrose eben.«
»Und was ist mit den Symbioten? Euer Zug musste gegen sie kämpfen. Wer sind sie?«
»Das sind solche … wie diese … Hast du von den Hirten in der Nähe von Minsk gehört? Die, die mit ihren Kühen auf den Feldern leben, auf der Erde schlafen und die Kälte nicht fürchten?«
»Gehört schon, aber ich hab noch nie einen gesehen.«
»Sei froh, davon bekommst du Albträume. Jedenfalls sind diese Hirten mit so einer Art schuppiger Flechte überzogen. Das ist so eine Pflanze. Kennst du die Wüstenkrabben? Unter ihnen gibt es eine besondere Art, sie ist ziemlich selten. Bei der wächst ein kleiner Busch auf dem Rücken. Diese Krabben leben nicht hier, sondern an den Hügeln der Krim. Die Wurzeln des Busches wachsen bis in
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