Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
aber er konnte die Hand nicht heben.
Turan erhob sich und erblickte am Rand des Grabens zwei Männer, die auf der Erde lagen. Er zielte mit dem Revolver auf sie, aber sie rührten sich nicht.
»Warum bist du hier?«, fragte der Alte.
Turan sah ihn an, dann blickte er wieder zu den beiden reglosen Fremden. Aber waren das Fremde? Das waren doch … Er machte ein paar Schritte in ihre Richtung. Segeltuchjacken, Strohhüte … Die Zwei waren Hakenstock und der Grausame – beide Makotas Männer!
Turan erinnerte sich an Kojote, den Tschetschenen und den unbekannten dritten Banditen und mit einem Schlag wurde ihm alles klar: Zu fünft waren sie gekommen, um die Wundheilerin und den Alten fertigzumachen; sie hatten die Hütte zusammen mit der Hausherrin in Brand gesteckt und ihren Bruder angeschossen; nachdem der Alte zwei ihrer Leute getötet hatte, waren sie abgehauen, denn sie hatten gesehen, dass seine Schussverletzungen tödlich waren. Auf dem Rückweg waren die drei Banditen auf die Flieger gestoßen – und eine solche Gelegenheit hatten sie sich natürlich nicht entgehen lassen wollen.
»Warum bist du hier?«, fragte der Alte wieder streng.
Aber warum hatte Makota die Wundheilerin umbringen und ihre Hütte anzünden lassen? Was störte ihn an den beiden harmlosen Alten?
»Du solltest zu Hause sein, deine Familie verteidigen.«
Bisher hatte der Ataman die Wundheilerin in Ruhe gelassen, schließlich hatte sie auch seine Leute geheilt …
»Was?« Turan wandte sich dem Alten zu. »Was hast du gesagt?«
Mit blutunterlaufenen Augen blickt der Alte ihn an.
Vor allem aber hatte die Wundheilerin Boris Dschaj-Kan geholfen, viel mehr als Makotas Bande. Sie hatte seine Feldarbeiter und Jäger gesund gemacht, sie …
Der Kiefer des Alten zitterte.
»Feigling! Sandschakal! Du bist kein Kämpfer! Wirst nie einer sein! Du hättest bei ihnen bleiben sollen, die Farm verteidigen …«
»Vor wem verteidigen? Was schwafelst du da?!«, schrie Turan in das faltige Gesicht.
Es sah aus, als hätte er den Alten mit seinem Geschrei endgültig umgebracht. Der röchelte heiser, raffte sich hoch, packte den Jungen mit einer Hand am Kragen, zog ihn zu sich und raunte ihm ins Ohr:
»Kein Kämpfer – ein Feigling!«
Dann war er tot. Das Leben hatte den geschundenen Körper verlassen, die Finger lösten sich vom Kragen, die Hand fiel zu Boden. Turan blickte den Alten noch einen Augenblick lang an, dann stürzte er zum Punch .
Ataman Makota war zu Beginn der letzten Windzeit aus dem westlichen Ödland in ihre Gegend gekommen. Er hatte sich im sogenannten Palast einquartiert, einen Teil seiner Bewohner umgebracht und die übrigen versklavt. Makota interessierte sich für die Farmen in der Region. Nachdem sich zwei Farmbesitzer hartnäckiger als die anderen gegen seine Forderungen gewehrt hatten, hatte er deren Farmen abbrennen lassen. Die meisten anderen Farmer bezahlten seitdem ihre Abgaben mit einem Teil ihrer Ernte. Makota war reich geworden. Kürzlich hatte er eine motorisierte Karawane mit einer Ladung Dörrfleisch, Häuten und gesalzenen Pilzen nach Charkow geschickt. Die Pilze ließ er in den Gewölbekellern unter dem Palast anbauen, wo sie auch eingesalzt wurden. Man erzählte sich, der Ataman habe die Waren recht günstig gegen Waffen und Munition eintauschen können.
Makota hatte seine Leute dreimal zu Boris Dschaj-Kans Farm geschickt. Und beim dritten Mal war Boris nur deshalb mit heiler Haut davongekommen, weil er sich mit seinem Nachbarn, einem gewissen Efraim, zusammengetan hatte.
Turan plumpste hinters Steuer und machte sich daran, den Laster zu wenden, was nicht gerade einfach war. Jetzt begriff er auf einmal, was das alles zu bedeuten hatte: das seltsame Benehmen seinen Vaters, der Wunsch, seine Söhne loszuwerden, die Vorräte im Laderaum, die Erlaubnis, am Eisernen Berg zu übernachten, die Forderung, sich von der Mutter zu verabschieden … Es war ein Abschiedsgespräch gewesen!
Turan bog auf den Serpentinenweg ein. Zuvor wäre er niemals so schnell gefahren. Der Motor jaulte, die Federung quietschte, unter den Rädern spritzten die Steine auf, prallten gegen den Boden des Punch .
Nasar, die Mutter, der Vater … Mika! Er hatte seinen Bruder aussteigen lassen – aus Gier, nur weil er die Kriecherhäute haben wollte!
Der Laster raste zurück in Richtung Tafelberg. Turan warf nicht mal einen Blick zu dem Hügel hinüber, wo die Flieger gelandet waren. Auch der seltsame Koffer, den er zwischen den Wurzeln
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