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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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stürzte er nach hinten in den Laderaum des Punch, zerrte eine Flasche aus der Luke am Boden, goss sich Wasser über Kopf und Hals, den Rest trank er gierig aus. Er schleuderte die Flasche weg und schleppte die beiden Eisenkisten in die Fahrerkabine, wo er sie zu seinen Füßen hinstellte und öffnete.
    Kreuzweise legte er sich die Munitionsgurte über die Brust und hängte Granaten daran auf, schob Patronen in die Lederschlaufen. Nasars Gewehr hängte er sich über die linke Schulter, über die rechte ein zweites, das leichter und kürzer war. Am Hüftgurt befestigte er zwei Revolvertaschen – in die eine steckte er den alten Revolver, in die andere einen sechsschüssigen, der »Hornisse« genannt wurde. Er befestigte ein langes zweischneidiges Messer am Gürtel und steckte sich ein zweites kleineres ins Messerfutteral am linken Unterarm.
    Dann setzte er sich hinters Lenkrad und atmete tief ein. Er atmete aus. Mit all diesem Eisen am Körper fühlte sich Turan wie ein wandelndes Waffenlager. Aber er rechnete nicht damit, noch lange wandeln zu müssen.
    Nur gut. Er war bereit zu sterben. Aber erst nach Makota. Oder zusammen mit ihm.
    Über dem Ödland herrschte eine sternenklare Nacht, der Platz vor dem Palast wurde von Fackeln erhellt. Dort feierten sie den Sieg über den unbeugsamen Farmer Boris Dschaj-Kan.
    Turan ließ den Motor an, umrundete den Plattenhaufen und hielt mit dem Punch geradewegs auf das Gebäude zu.

4.

    Einige Männer nannten Makotas Clan immer wieder »Bande« – aber nur wenn Makota selbst nicht in der Nähe war. Denn ein falsches Wort reichte dem Ataman unter Umständen, um den Sprecher zu töten.
    Seit Beginn der Trockenen Jahreszeit zählte sein Clan an die hundert Männer, daher sah Makota keine Notwendigkeit mehr, selbst bei den gefährlichen Raubzügen zu den großen Handelswegen des Ödlands dabei zu sein. Zwar konnte man bei einem einzigen solchen Raubzug reich werden, wenn es einem gelang, einen reisenden Händler oder eine kleine Karawane zu überwältigen, aber es konnte auch schnell passieren, dass man gar nicht mehr zurückkehrte, nämlich dann, wenn man zufällig an einen gut bewachten Zug von Hirten aus der Umgebung von Minsk geriet.
    Die Zeiten, da Makota selbst zu Streifzügen und Raubüberfällen aufgebrochen war, waren vorbei. Heutzutage entlohnte er derartige Unternehmungen, indem er die Hälfte der Beute an sich nahm. Die andere Hälfte überließ er seinen Männern. Denn es war ohnehin nur ein Zubrot – seine Haupteinkünfte kamen von den Farmen. Nein, persönlich hatte Makota nichts mit Landwirtschaft zu tun. Wenn dieser rotwangige, schnurrbärtige Mann, der wie ein nicht mehr ganz junger Stallknecht aussah, überhaupt etwas in der Erde vergrub, dann die Leichen seiner Feinde. Und wenn er etwas aufpflanzte, dann Köpfe auf Spieße.
    Im Osten des Ödlands herrschte die Nekrose, aber die südlichen Regionen waren für den Ackerbau geeignet. Nachdem er die größte Bande im Umkreis um sich geschart hatte, beschloss Makota, sich ein neues Betätigungsfeld zu suchen. Er zog zum Palast, wo zu der Zeit ein gewisser Jeschi ein Hotel für reisende Bohrarbeiter, arme Handelsreisende und herumziehende Söldner betrieb. Dort richtete er im Handumdrehen sein Hauptquartier ein, indem er den Eigentümer des Hotels eigenhändig erschoss, zu dessen Wohnung im zweiten Stock hinaufstürmte und sich sogleich dessen beide Frauen zu Willen machte. Seine Leute überwältigten in der Zwischenzeit Jeschis Wachen, und als sie damit fertig waren, waren sämtliche Gäste bereits über alle Berge und tauchten nie mehr auf.
    Makota lächelte gerne, war liebenswürdig, dick und grausam. Sein rundliches, glänzendes Gesicht, die aufgeblasenen Wangen, die abstehenden Ohren, der strohblonde Schnurrbart und die gutmütig dümmlichen, kleinen Augen erweckten bei Fremden nicht selten einen trügerisch harmlosen Eindruck, was der Ataman sehr wohl auszunutzen wusste.
    Nachdem Makota den Palast erobert hatte, kümmerte er sich um die Farmer. Innerhalb kürzester Zeit hatten seine Leute alle landwirtschaftlichen Betriebe der Gegend aufgesucht. Einige Häuser hatten sie anzünden, einige Männer erschießen müssen. Als nächstes hatte der Ataman ein Dutzend seiner Leute am Schmalen Weg postiert – das war die einzige Trasse nach Kiew, die zu bereisen nicht lebensgefährlich war. Die Banditen überfielen eine Karawane aus vier Fuhrwerken und einem Reiter, die man in die Stadt gesandt hatte, um sich bei den

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