Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
recht, da weder Karaban Tschiora noch Ajuta in den Flugzeugen saßen. Die Helme und Brillen verdeckten zwar die Gesichter, aber auf jeden Fall saßen in beiden Maschinen Männer, und keiner von ihnen trug einen langen wilden Schnurrbart.
Und selbst wenn die Flieger den Punch erkannten, was würde passieren? Sie wollten ihren Metallkoffer, aber ihn, Turan, brauchten sie nicht. Sie würden landen und versuchen, mit den Banditen zu verhandeln. Sie würden nach Turan fragen, oder nicht? Sicher, die Gilde der Flieger war mächtig, aber sie war nicht allmächtig, und ihr Stützpunkt war weit entfernt. Was würde passieren, wenn Makota den Befehl gab, die Flieger zu töten und die Avietten anzuzünden? Und anschließend würde er sich um den Farmerssohn kümmern, für den sich die Flieger interessiert hatten …
Turan erreichte das abschüssige Flussufer und blickte nach unten. Ausgetrockneter schwarzer Schlamm. Über ihm dröhnte der Motor einer Aviette, ein Propeller wirbelte die Luft über seinem Kopf auf, die Maschine setzte zum Wenden an. Er beugte sich über den Rand des Ufers und ließ sich fallen. Sein Herzschlag stockte, die schwarze, schmutzstarre Erdkruste gab nach, riss auf. Die Aviette hatte ihre Schleife über dem Schrottplatz gedreht und flog jetzt den Fluss entlang, die zweite schoss in Richtung Süden davon. Offenbar hatten die Flieger den Punch wirklich nicht erkannt. Turan sprang auf und rannte los, nur weg vom Lager der Banditen. Der Motorenlärm legte sich. Die geflügelten Maschinen entfernten sich in Richtung Kiew.
Ein Schuss donnerte, eine Kugel bohrte sich direkt neben seinen Füßen in die verkrustete Erde. Hinter ihm erklang ein Schrei. Turan blieb stehen und drehte sich langsam um. Krjutschok stand am Ufer und zielte mit seinem abgesägten Gewehr auf ihn. Turan sah sich nach allen Seiten um. Bis zum gegenüberliegenden Ufer war es weit, nirgendwo gab es eine Möglichkeit, in Deckung zu gehen. Der Bandit brauchte ihn nur abzuknallen. Es war sinnlos zu flüchten, sie würden ihn auf jeden Fall treffen.
Das Motorengeräusch der Avietten war jetzt ganz verhallt, neben Krjutschok war Mors aufgetaucht und dahinter Makota. Der zeigte mit dem Finger auf Turan und winkte ihn zu sich. Der Junge zog die Schultern hoch und kam zurück. Mühsam kletterte er das Steilufer hoch. Endlich erreichte er die Banditen: Makota schlug ihm die Faust auf den Kiefer und Turan fiel zu Boden, blieb starr liegen, den Blick auf die Stiefel des Atamans geheftet. Seine Zähne schmerzten vor Anspannung. Er wollte sich in diese Stiefel verbeißen, brüllen, die Sohlen des Feindes abreißen, ihn umwerfen und schlagen, treten, ihm alle Knochen brechen … Aber er blieb reglos liegen. Er sammelte in sich diesen Hass an, wie ein alter Geizhals, der seine Münzen in einer Truhe sammelte.
»Steh auf, mach schon«, sagte Makota und wandte sich zum Gehen. »Er ist flink geworden, oder? Na gut, sperrt ihn ein. Und du Krjuk, pass gut auf, bis zur Brücke haben wir noch ordentlich was vor uns.«
Es waren viele Tage vergangen, seit Turan mit der Karawane den Palast verlassen hatte. Er musste fast jeden Tag kämpfen, nur ab und zu gönnte ihm Makota eine Ruhepause. Nur wenn sie ihm die Hüfte zu sehr bearbeitet hatten, durfte er aussetzen. Die Kämpfe waren die einzige Unterhaltung während der langen Reise. Die Banditen setzten auf die jeweiligen Kämpfer, diskutierten lebhaft darüber, wie der Farmerssohn den bevorstehenden Kampf überstehen würde, schrien und klatschten, fluchten und brüllten vor Lachen. Turan war oft der Verlierer, aber manchmal lief es auch andersrum. Er weigerte sich nicht mehr, sich mit Fett einzureiben, er trainierte täglich in seinem Käfig – zog sich an den oberen Gitterstäben hoch, machte Liegestütze und Klimmzüge. Turan Dschaj war auch davor kein Schwächling gewesen, aber jetzt zeichneten sich seine Muskeln immer deutlicher unter der Haut ab, seine Schultern wurden breiter, sein Rücken streckte sich.
Bei einem von Turans Kämpfen gegen Krjuk packte ihn dieser an seiner langen Mähne und presste seinen Kopf gegen die Seitenwand des Leiterwagens. Dabei hätte er Turan beinahe den Schädel aufgeschlitzt. Danach hatte Turan sich geweigert zu kämpfen, ehe man ihm nicht die Haare abschnitt. Mors rasierte ihm mit seinem Klappmesser den Schädel, wobei er ihm den Scheitel blutig kratzte. Beim nächsten Kampf gegen Krjuk brachte Turan seinen Gegner mit einem Feger zu Fall, sprang dann auf ihn und stieß
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