Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
etwas weiter entfernt zu Boden gegangen und blieb unverletzt, aber eines der breiten Räder überrollte Kalantscha. Dann wendete das Fahrzeug. Mors sprang auf die Beine und rannte hinterher. Der Wachmann war inzwischen aufgewacht und jaulte laut, im Haus des Händlers ging Licht an. Makota war auf die Knie gekommen und schoss mehrfach hinter dem Fahrzeug her. Er schrie:
»Holt ihn ein! Holt ihn euch!«
Der Ataman war ganz plötzlich verschwunden gewesen. Turan begriff nicht, was passiert war. Er drehte das Lenkrad heftig, um nicht in das Haus auf der anderen Seite des Podests zu rasen.
Von hinten krachten Schüsse. Kugeln pfiffen an seinem Kopf vorbei, das Glas der Windschutzscheibe zersplitterte, und im selben Moment hörte er hinter sich jemanden schwer atmen. Ohne sich umzusehen, stieß Turan den Ellenbogen nach hinten und traf Mors mitten ins Gesicht. Der hing auf dem Fahrzeug, hielt sich an dem Rohr fest, das am Dach aufgeschweißt war, und versuchte, in die Fahrerkabine zu klettern. Turan beugte sich tiefer über das Lenkrad. Vor ihm auf der Brücke liefen die Menschen schreiend auseinander.
Mors schob sich bereits ins Wageninnere. Turan drehte abrupt das Lenkrad zur Seite, sodass der Sender an der Mauer des nächstgelegenen Hauses entlang schleifte, dessen Besitzer gerade einen Blick nach draußen werfen wollte. Der Wagen riss die sich öffnende Tür aus den Angeln, und Mors wurde von der schlingernden Bewegung auf den Beton geschleudert.
Turan wusste nicht, ob der Ataman tot war, aber der Augenblick war vorbei. Es war sinnlos umzukehren, selbst wenn Makota noch am Leben war. Auf der Brücke zu bleiben, war zu riskant, er musste flüchten. Aber wie? Durch das Tor am Ufer gab es kein Entkommen. Angeblich endete die Brücke auf dem Gipfel eines Berges. Nasar hatte ihm mal von dem riesigen Kegel aus Korallen erzählt. Dieser Berg war angeblich eine ehemalige Insel, und die Korallen hatten die Vorväter vor ewigen Zeiten auf dem Grund des Meeres gezüchtet. Jenes Meeres, das die Don-Wüste früher einmal gewesen war. Auch Krjutschok hatte diese Insel vor Kurzem erwähnt. Vermutlich gab es auch dort ein Tor, aber die Wachen würden ihre Waffen doch sicher nicht in Richtung Brücke, sondern in Richtung Wüste richten. Von dort mussten sie mit Gefahren rechnen, mit Mutafagen und Menschenfressern. Turan würde entweder in voller Fahrt dort durchbrechen oder den Sender irgendwo abstellen und versuchen, sich zu Fuß an den Wachen vorbeizuschleichen. Er würde sich in der Wüste verstecken. Und Makota würde – falls er noch am Leben war – auf seinem Weg zum Schiff an ihm vorbeikommen. Dann würde Turan wieder versuchen, ihn zu töten.
Die geflochtenen Hauswände zogen an ihm vorbei, vor ihm wichen schreiend Menschen auseinander. Krjutschoks abgesägtes Gewehr lag neben ihm auf dem Sitz, an dem Patronenband steckten jede Menge Kugeln für die Waffe, und einige für die Pistole, außerdem hatte er noch das Stilett. Turan wusste nicht viel über die Wüste, aber mit diesen Waffen hatte er eine gewisse Chance zu überleben. Er setzte darauf, dass es hier am Rand der Wüste nicht ganz so gefährlich wäre wie in ihrem Innern: Hier waren noch überall Menschen, und die waren daran gewöhnt, alles zu vernichten, was sie störte. Hauptsache, es gelänge ihm erst einmal, von der Brücke zu flüchten.
Links tauchte die Zufahrt zum Quadrat auf. Von dort lief Krjutschok gerade mit einem Revolver in der Hand auf die Straße. Als er das Dröhnen des Motors hörte, wandte er sich nach dem Fahrzeug um. Er erkannte den Flüchtling und eröffnete augenblicklich das Feuer.
Turan dachte noch: Ich hätte ihn umbringen müssen, als er im Rausch dalag. Um das Monster zu töten, muss ich selbst eines werden. Aber er hatte Mitleid gehabt und sich damit selbst zum Scheitern verdammt.
Krjutschok hielt die Waffe mit beiden Händen. Die ersten Kugeln schossen am Sender vorbei, aber dann drang eine in den Vorderreifen ein. Der Sender brach zur Seite aus, Turan klammerte sich ans Lenkrad, versuchte gegenzulenken, aber das Fahrzeug geriet ins Schleudern, schob sich quer zur Fahrbahn und überschlug sich.
»Du bist ganz nach meinem Geschmack!«, erklärte Makota, während er vor seinem Gefangenen auf und ab ging.
Turan kniete auf dem Boden. Sie hatten ihm die Handgelenke an die Knöchel gebunden, sein Oberkörper wurde nach hinten gezogen und er konnte nur mit Mühe das Gleichgewicht halten. Seine Haut war übersät mit blauen Flecken, er
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