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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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wild gezwirbelten grauen Schnurrbart. »Wir haben einen Akkumulator an Bord … Los jetzt, Baby, pack mit an!«
    Er trug einen ledernen Helm mit Ohrenklappen, Reithosen, lange wollene Gamaschen und eine unpassend schicke Jacke aus Leder in allen Regenbogenfarben und mit einem Pelzkragen. Erst später wurde mir klar, dass die Jacke aus der Haut eines Manis gemacht war. Auf der Stirn trug der Pilot eine viereckige dunkle Brille, an seinem Rücken ragte ein mit weichen Lederbändern umwickelter Gewehrschaft aus einer Mündungskappe. An dem Schaft baumelte ein silbernes Kettchen mit einem Glücksbringer in Form einer winzigen Aviette.
    »Schieb ihn hoch!«, schrie der Pilot, als wir das Flugzeug erreichten. Er schubste mich auf die Maschine zu, drehte sich um, zog aus seinem Rückenhalfter eine glänzende, verchromte Howdah und schoss.
    Blitzschnell lud er die Howdah nach, die Waffe donnerte wieder los, während Juna und ich die kleine Leiter zur Kabine hochkletterten. Von oben streckte uns Tschak beide Arme entgegen. Um uns herum pfiffen die Kugeln. Gleichzeitig schob sich plötzlich die Sonne durch die graue Decke am Himmel und strahlte mit voller Kraft auf uns runter. Und dann wurde Juna Galo getroffen, und das Mädchen fiel mit einem Aufschrei in die Kabine.
    Mir wurde schwindelig. Halb bewusstlos nahm ich wahr, wie Funken aus den Seiten der Aviette aufstoben, die Flügel getroffen wurden, wie der Motor dröhnte und die Maschine mit schweren Stößen über die steinige Piste entlang des Hochufers holperte. Und ich sah das verzerrte Gesicht von Selga Ines. Zum ersten Mal hatte der eiskalte Anführer der Südlichen Bruderschaft seine Unerschütterlichkeit verloren. Er war aus dem Auto gesprungen und stand am Uferrand. Die Aviette setzte zur Kurve an und schon segelte sie über das ausgetrocknete Flussufer davon.
    Ich kam erst wieder zu mir, als wir schon die Rauchsäulen über dem brennenden Grauer Brand hinter uns ließen.
    Ich hing im Notsitz, gegenüber von Juna. Der schnurrbärtige Pilot saß direkt vor der Windschutzscheibe und Tschak stand neben mir, hielt sich an den Messingbügeln fest, die aus der Kabinenwand ragten, und drückte mir gleichzeitig seinen Ellenbogen in die Schulter. Der Rucksack mit dem Bestrahlungsgerät lag am Boden zu meinen Füßen.
    Junas linke Schulter war bandagiert, aber der Verband verfärbte sich bereits von Blut. Ihr Gesicht war sehr blass, und sie biss sich vor Schmerz auf die Lippen.
    »Gib ihm doch mal was zu trinken, Baby!«, sagte der Pilot mit dröhnender Stimme, und hielt ihr ohne sich umzudrehen einen silbernen Flachmann hin. »Und du solltest auch was trinken, um wieder aufzutanken!«
    Juna wollte nicht, aber ich nahm einige Schlucke. Mein Atem stockte, dieses Gebräu war weit stärker als alles, was ich bisher in dieser Welt zu mir genommen hatte, aber es war auch deutlich besser.
    Meine Seite brannte, aber nicht mehr so stark wie zuvor. Tschak hatte die Wunde untersucht und sagte jetzt:
    »Der Verband ist aufgegangen und sie hat wieder geblutet. Ich hab sie eingecremt, die haben vielleicht Salben … Ein reiches Volk, diese Flieger.«
    »Himmelsgänger, Kleiner!« Der Pilot lachte dröhnend. »Wir heißen Himmelsgänger!«
    »Das ist Karaban Tschiora«, sagte Juna mit schwacher Stimme. »Er ist Meister-Pilot aus der Gilde der Himmelsgänger.«
    »Wie seid ihr zu der Aviette gekommen?«, fragte ich.
    Das Mädchen nickte zu Tschak hinüber:
    »Dank ihm. Er war der Meinung, wir sollten nicht zur Brücke fahren, weil dort die Männer der Clans auf uns warten würden. Wir haben uns gestritten. Na, jedenfalls hat er die Lokomotive angehalten. Die Müllhalde brannte, aber am Rand haben wir einen Sender gefunden. Er steckte mit der Motorhaube im Müll, daneben lagen Leichen. Aber er fuhr noch, und wir schlugen den Weg in Richtung Arsamas ein …« Sie verstummte, schloss die Augen und berührte mit den Fingern der rechten Hand vorsichtig ihre verwundete Schulter. Tschak fuhr fort:
    »Kurz gesagt, Luftschiffe bewegen sich nur langsam am Himmel, und wir konnten sie einholen. Als wir in Sichtweite waren, haben wir angehalten, die Feuer angezündet und das Signal gegeben. Unter der Gondel des einen Luftschiffes hing eine Aviette. Und plötzlich löste sie sich und flog schnurstracks auf uns zu … So kamen wir hierher.«
    »Ist es weit von hier bis nach Arsamas?«, fragte ich.
    »Keine Stunde, Brüderchen!«, rief Karaban Tschiora. »Weißt du, was eine ›Stunde‹ ist? Aber die

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