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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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gesamte Hügel, Putz rieselte von der Decke und durch die dicken Erdschichten hindurch drang ein dumpfes Donnern.
    Was war da explodiert? War ein Teutone oder sogar ein Panzerfahrzeug in die Luft geflogen?
    Der Timer zeigte sechs Minuten an.
    Ich führte die Enden der Halsspange wieder zusammen und umwickelte sie mit Draht, dann legte ich sie auf den Tisch. Ich hängte mir meinen Karabiner über die Schulter, griff nach dem Bestrahlungsgerät, schob es in den Rucksack, setzte ihn auf den Rücken, nahm den Metallreifen vom Tisch und rannte los.
    Als ich mit der Karbidlampe zwischen den Zähnen vom Fensterrahmen zur Ranke hinüberhechtete, wäre ich fast abgestürzt. Die sieben Kilo mehr machten sich bemerkbar. Die Ranke knirschte. Ich kletterte zum Loch in der Decke, schob mich raus, stützte die Arme an den Rand des Lochs. Mit einiger Mühe stemmte ich mich hoch und kletterte aus der Senke.
    Das gellende Piepsen ertönte jetzt in kürzeren Abständen.
    Auf der anderen Seite des Hügels wurde ununterbrochen geschossen, Motorenlärm war zu hören, aber ich wandte mich zu der Stelle, wo alles still war und Selga Ines auf mich wartete. Der Timer zeigte drei Minuten.
    Über mir brummte ein Motor. Im Laufen blickte ich zum Himmel.
    Dort flog ein Flugzeug, … wahrscheinlich war das eine dieser Avietten. Ein rot angemalter schmaler Bauch und rote Flügel, vor der Nase war der graue Kreis eines wirbelnden Propellers zu sehen. Die Maschine flog sehr niedrig, streifte fast die Wipfel der Bäume. Als sie zur Wende ansetzte, kippte der Körper ein wenig und in der Kabine wurden drei Köpfe sichtbar.
    Von der Seite des Hügels, wo es bisher ruhig gewesen war, wurde auf das Flugzeug geschossen. Es setzte zu einer neuen Kurve an und steuerte auf das ausgetrocknete Flussbett zu, wobei es immer mehr an Höhe verlor.
    Vor mir tauchte etwas Dunkles auf, ich prallte voll hinein, konnte im letzten Moment noch das Halsband zur Seite ziehen, das ich an die Brust gedrückt hielt.
    Die Wunde an meiner Seite brannte wie Feuer. Ich fiel hin und das Halsband rutschte mir aus den Händen. Schwerfällig riss ich mir den Karabiner von der Schulter, stellte mich auf die Knie. Über mir stand ein Mensch, zuckend und schwankend und vollständig von festem grünem Schimmel überzogen. Nur am Kopf war die Kruste noch weich: Die Augen waren nicht zu sehen, stattdessen wölbten sich feuchte Schichten über dem Gesicht, schoben sich hin und her. Der Mann streckte die Arme nach mir aus, die wie bemooste Äste mit beweglichen kleinen Zweigen an den Enden aussahen. Er gab ein hohles Husten und ein Jaulen von sich, aber die Geräusche hörten sich nicht so an, als ob sie aus seinem Mund kämen, sondern aus einem tiefen Brunnen. Dieses abartige Wesen war kein Mensch mehr.
    Ich drückte den Abzug und der Karabiner klackte laut – ein Versager.
    Verdammtes Gewehr! Hier ging einfach alles kaputt.
    Als sich das Scheusal zu mir vorbeugte, begann ich mit dem Lauf darauf einzudreschen. Aber es riss mir die Waffe aus der Hand und schleuderte sie weg. Kniend schwankte ich rückwärts, da tauchte in dem konturlosen Gesicht vor mir plötzlich ein Spalt auf, verbreiterte sich, wurde zu einem feuchten, dunkelgrünen Schlund, in dem sich statt Zähnen schleimige Geschwulste bewegten. Meine Knie trafen auf die Karbidlampe, die auf den Boden gefallen war.
    Das Wesen packte mich am Hals, ich tastete mit der Hand nach der Lampe, bekam sie zu fassen, schaltete sie an, stieß meinem Angreifer das Rohr ins Gesicht und überzog ihn mit brennendem Acetylen. Mit aller Kraft presste ich die Lampe gegen ihn und stieß mich gleichzeitig von ihm ab. Es zischte, wie wenn Wassertropfen in eine glühend heiße Bratpfanne tropfen, und der Schimmel rund um das Rohr begann grüne Blasen zu werfen.
    Im selben Moment, als das Scheusal in die Knie ging, ließ ich die Lampe los und sprang auf. Mit einem Griff zog ich das Klappmesser aus meiner Tasche, öffnete es und stieß ihm die Klinge in den Hals.
    Aus der Tiefe des grünlichen Kokons drang ein Röcheln. Ich griff nach dem Halsband im Gras und lief los.
    Der Timer zeigte noch eine Minute an. Als ich auf die Mauer zurannte, noch dreißig Sekunden. Ich hielt mich fern von dem Loch, durch das ich losgegangen war, und spähte stattdessen durch einen Spalt zwischen zwei noch heilen Betonplatten.
    Rost war verschwunden, nur Ines, zwei Kämpfer und Amasin standen da und blickten in Richtung des Lochs. Sie wussten, dass die Zeit fast abgelaufen war.

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