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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Stamm ein zweites Mal. Der Schmerz in der Brust hatte nachgelassen, aber meine Hände zitterten und meine Sicht war verschleiert. Wenn ich es noch nach oben schaffte, wenn es mir gelänge, mich anzubinden …
    Mit letzter Kraft erreichte ich eine sichere Position im Baum. Nachdem ich mich auf der höher gelegenen, abgeflachten Astgabel halbwegs bequem eingerichtet hatte, steckte ich das Messer ins Holz vor mir, löste den Hemdgürtel von meiner Hüfte und zog das Kleidungsstück erst um den dicken Stamm und dann um meinen Bauch, knotete ihn einmal, zweimal, dreimal fest zu. Ich wollte die Position des Messers noch korrigieren, damit ich es schnell zur Hand hätte, aber meine Energiereserven waren aufgebraucht. Ich kippte nach hinten, lehnte mich gegen den Stamm hinter mir und verlor das Bewusstsein.

8.

    Ein Motor knatterte. Ganz in der Nähe knallte ein Schuss. Dann ein zweiter.
    Ich begriff nur so viel, dass ich weit vorgebeugt auf der Astgabel hing, mein Kinn auf der Brust lag, die Arme zwischen den Knien herunterhingen und nur der Gurt aus Sips Hemd verhinderte, dass ich vom Baum rutschte. Meine linke Hand tat noch immer weh. Es war kalt und dämmerig – ich nahm ein gräuliches, irgendwie dünnflüssiges Licht wahr.
    Der Motor heulte auf und verstummte, etwas schlug rhythmisch auf den Stamm der Eiche. Ich rührte mich nicht, dachte nach: Das Messer steckte zu meiner Linken in einem Ast, ich konnte es mit der rechten Hand herausreißen und mich gleichzeitig nach unten fallen lassen, auf den, der da stand und auf mich zielte. Nein, das ging nicht, ich war ja festgebunden. Dann anders: Ich würde mir das Messer schnappen, den Gurt durchschneiden und dann springen …
    Juna Galos Stimme erklang:
    »Ich habe deine Lider zucken sehen. Hör auf, dich bewusstlos zu stellen, Rasin. Du beißt doch nicht ins Gras, oder?«
    Ich hob den Kopf. Unter der Eiche lag der Manis. Aus seinem Maul hing ein Stück Kette – die Dornenkugel steckte noch immer in der Augenhöhle, sein Bauch war von Kugeln zerfetzt. Er schlug mit dem Schwanz gegen den Stamm und seine krummen Füße zuckten wild. In seinem aufgerissenen Rachen waren Reißzähne von beängstigendem Ausmaß zu sehen.
    Daneben stand Juna Galo mit einer Howdah in den Händen. So hatte der englische Ausbilder im Trainingslager auf dem Turgaj-Plateau die kurzen, zweiläufigen Stutzen genannt. Etwas abseits zwischen den Bäumen stand mit laufendem Motor ein gedrungener offener Geländewagen mit großen schwarzen Rädern.
    Das Mädchen hatte ihr hohlwangiges Gesicht zu mir gedreht.
    »Der Manis wollte dich fressen. Ich verstehe nicht, was er hier macht. Ich kenne Manise nur aus Arsamas, wenn unsere Jäger sie zusammentreiben. Sie leben eigentlich im Süden, in der Don-Wüste. Hier gab es nie welche. Sie sind gefährliche Bestien. Hörst du mich, Rasin? Er hatte sich mit den Vorderfüßen in den Stamm gestemmt und den Hals nach oben gereckt. Wenn er dich an den Füßen erwischt hätte … Du siehst ja selbst, was er für Zähne hat.«
    »Ja, das sehe ich«, sagte ich und begann das Hemd aufzuknoten.
    Juna sah schlecht aus – die Haare standen wild ab, unter den Augen hatte sie Ringe, über eine Wange zog sich ein böser Kratzer, und ihr rechter Hemdsärmel war fast ganz abgerissen. Ich zog das Messer aus dem Ast, während mein Blick zu dem Wagen hinüberglitt. Auf dem Beifahrersitz lag eine Windjacke und ein Gewehr mit einem Aluminiumrohr als Zielvorrichtung.
    »Mönche?«, fragte ich.
    Juna nickte. Der Manis peitschte ein letztes Mal seinen Schwanz gegen den Stamm, dann wurde es still.
    »Sie haben mitten in der Nacht zugeschlagen«, erklärte das Mädchen. »Burnos ist ein totaler Idiot. Als er sah, dass Sip tot war und du verschwunden warst … Na ja, Sip ist wohl sein Bruder. Besser gesagt, war sein Bruder. Jedenfalls wollte Burnos dich suchen. Ich sagte ihm: ›Lass uns bis morgen warten, und überhaupt lohnt es sich nicht, seine Zeit mit diesem Söldner zu vergeuden …‹, aber er war nicht zu bremsen. Wir verteilten uns auf die Sender und wollten gerade aufbrechen, als die Mönche uns angriffen. Es waren nicht viele – wahrscheinlich haben sie sich geteilt. Die Hälfte ist nach Kewok, und die andere Hälfte hierher. Deshalb haben sie gewartet, bis es dunkel war, sie wussten ja nicht, wie viele Leute Burnos hat. Als wir losfuhren, fingen sie an zu schießen. Burnos erwischte es als einen der ersten, dann nach und nach die anderen. Ich bin mit Ach und Krach

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